Stethoskop auf dem Schreibtisch eines Arztes
Getty Images/Witthaya Prasongsin
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Gesundheit

Maskenpflicht für Arztpraxen gefordert

Gut 90 Prozent der Ordinationen der niedergelassenen Ärzte sowie je nach Region zwischen 40 und 65 Prozent der Zahnarztpraxen sind derzeit geöffnet, teilten die Ärztekammern der APA mit. Beklagt wird aber ein gravierender Mangel an Schutzausrüstung für die Ärzte, die nun eine Maskenpflicht fordern.

Der Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer, Johannes Steinhart, berichtete, dass derzeit 90 Prozent der Fachärzte und 92 Prozent der Allgemeinmediziner ihre Kassenordinationen offen halten.

Zugesperrt hätten laut Ärztekammer aus Sicherheitsgründen vor allem Kollegen, die aufgrund ihres Alters oder einer Erkrankung selbst zu den Risikopatienten gehören. Er gesteht auch zu, dass vor allem bei den Fachärzten Routinekontrollen derzeit verschoben werden. Doch setzen viele Ärzte jetzt auf Telemedizin und beraten ihre Patienten nicht nur über Telefon, sondern auch über Internet und Video.

Schutzausrüstung „fehlt hinten und vorne“

Ein großes Thema ist für den Ärztekammer-Vizepräsidenten der Mangel an Schutzausrüstung für die Mediziner. „Es fehlt hinten und vorne.“ Das bedeute für die Kollegen ein hohes Risiko. Das gelte sowohl für den niedergelassenen Bereich als auch für die Spitalsärzte und Pfleger.

Steinhart wünscht sich auch, dass Patienten nicht nur im Supermarkt, sondern auch beim Besuch in den Ordinationen Schutzmasken tragen müssen. Er verweist darauf, dass die Hygienemaßnahmen in den Praxen weiter verstärkt worden seien und man darauf achte, dass maximal zwei, drei Patienten in den Wartezimmern sitzen.

Dass die Maskenpflicht aktuell nur in Supermärkten und öffentlichen Verkehrsmitteln gelte, sei unverständlich, hieß es in einer Aussendung der Ärztekammer. Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal seien besonders gefährdet. Sie stünden „in der ersten Reihe“ und hätten täglich mit kranken Patienten zu tun.

Eine allgemeine Maskenpflicht schütze das Visavis, im Gesundheitsbereich seien das die Patienten und Mitarbeiter. „Angehörige des Gesundheitswesens können als Multiplikatoren gelten, und die könnten die Patienten anstecken“, so Kammerpräsident Thomas Szekeres.

Klare gesetzliche Regelung gefordert

„Dass die Maskenpflicht neben den Supermärkten nun auch künftig in öffentlichen Verkehrsmitteln kommt, aber der Gesundheitsbereich weiterhin ausgespart wird, ist nicht nachvollziehbar“, so Harald Mayer, Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte der Ärztekammer.

Mayer forderte die Politik auf, auch in diesem Bereich eine klare gesetzliche Regelung zu treffen. Man ersuche die Spitalsträger, eine Maskenpflicht in den Krankenhäusern einzuführen. „Immerhin handelt es sich hier um einen systemrelevanten Bereich, und das Personal darf nicht erkranken“, sagte Mayer.

Welche Schutzmasken gibt es?
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Auch der österreichische Bundesverband Lebenswelt Heim schlägt angesichts fehlender Schutzausrüstung, dringend benötigter Coronavirus-Tests und fehlenden Personals bei der Pflege älterer Menschen Alarm. „Wir müssen alles daransetzen, Situationen, wie wir sie aus Spanien, Italien und Frankreich kennen, zu vermeiden“, so Präsident Markus Mattersberger in einer Aussendung am Dienstag. Er beklagte fehlende Unterstützung vonseiten der Länder.

Zahnärztekammer fühlt sich im Stich gelassen

„Vollkommen im Stich gelassen“ fühlt sich die Zahnärztekammer in Sachen Schutzausrüstung. Weder das Gesundheitsministerium noch die Landessanitätsbehörden hätten bisher ihre Versprechen eingehalten, beklagte Pressereferent Claudius Ratschew. Für die Zahnärzte wären vor allem FFP3-Schutzmasken notwendig.

In einigen Bundesländern hätten die Ärztekammern noch einige brauchbare Restbestände der Masken aus der Zeit der Vogelgrippe der damaligen Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat bekommen, aber das sei nur „ein Tropfen auf dem heißen Stein“. Auch vonseiten der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) sei nichts passiert.

Notfall- und Schmerzbehandlung gewährleistet

Die Zahnärzte versuchen trotzdem, die Versorgung der Patienten „so gut es geht aufrechtzuerhalten“, versicherte Ratschew. Die Notfall- und Schmerzbehandlung sei auf jeden Fall gewährleistet. Dazu seien je nach Region zwischen 40 und 65 Prozent der Kassenordinationen geöffnet. Wenn man mehr FFP3-Masken hätte, könnten auch mehr Praxen geöffnet sein. Ratschew forderte deshalb von den öffentlichen Stellen dringend Unterstützung.

Kritik nur in Einzelfällen

„Verständnis für die schwierige Situation der Ärzte“ äußerte auch der Sprecher der Patientenanwälte, Gerald Bachinger. Patienten hätten „nur in Einzelfällen“ von Problemen berichtet oder Kritik geäußert. Wenn, dann betreffe das eher Wahlärzte, die keine Versorgungsverpflichtung haben, und nur selten Kassenärzte. Bachinger unterstützte die Ärzte auch in der Kritik an der mangelnden Schutzausrüstung. Und er lobte sie auch für ihre Angebote in Sachen Telemedizin. „Das kommt bei den Patienten gut an.“

An den Dachverband der Sozialversicherungen richtete der Patientenanwalt einen Vorschlag. Dort sollte seiner Ansicht nach eine Hotline eingerichtet werden, an die sich vor allem chronisch Kranke, aber auch alle anderen Patienten wenden könnten, um Unterstützung und Antworten zu bekommen.