Abgepacktes Schweinefleisch aus einem Supermarkt
ORF.at/Roland Winkler
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Wirtschaft

Kritik an zahlreichen Billigfleischaktionen

Umwelt- und Tierschützer haben wieder Fleischrabattaktionen der Supermärkte analysiert und kritisieren den Verkauf zu Schleuderpreisen: Binnen vier Wochen von April bis Mai waren 254 Fleischprodukte verbilligt, berichteten WWF und Vier Pfoten.

Die in fünf Ketten österreichweit angebotenen Flugblatt-Rabatte lagen durchschnittlich bei 22 Prozent, teils sogar bei 50 oder 60 Prozent. „Der Preiskampf im Handel zerstört die Wertigkeit von Fleisch und erhöht den Druck auf Umwelt und Landwirtschaft“, sagte Hannah-Heidi Schindler, WWF-Expertin für nachhaltige Ernährung.

„Ein ganzes Huhn um drei Euro, ein Kilo Schweinefleisch um etwas mehr als vier Euro oder ein Kilo Cevapcici um weniger als fünf Euro – ein umwelt- und tierfreundlicher Betrieb ist bei solchen Kampfpreisen schwierig bis unmöglich.“

Keine Kennzeichnung bei verarbeitetem Fleisch

Vier Pfoten wies auf ein Kernproblem hin: Während Frischfleisch in Österreich nach Herkunft gekennzeichnet werden muss, gibt es bei verarbeiteten Produkten wie Grillwürsten oder mariniertem Fleisch keine verpflichtende, flächendeckende Herkunftsangabe. „Aber gerade dafür wird während der Grillsaison verstärkt mit Rabatten gelockt“, sagte Veronika Weissenböck von der heimischen Tierschutzorganisation. „Auf Würsten wird zwar der verarbeitende Betrieb genannt, oft jedoch nicht, woher das Fleisch tatsächlich stammt.“

Selbst eine klare Herkunftskennzeichnung würde noch aber nichts über Tierwohl aussagen. „Von den untersuchten Geflügelprodukten stammte ein beträchtlicher Teil aus dem Ausland. Dies ist besonders problematisch, da im Ausland bei Mastgeflügel in der Regel noch weit mehr Tiere pro Quadratmeter als in Österreich gehalten werden“, so Weissenböck. Heimische Putenproduzenten etwa stehen durch ausländische Billigpute stark unter Preisdruck.

Ketchup teurer als Fleisch

Die Rabatte zeigten „die absurde Schieflage bei der Wertigkeit von Produkten“, wurde kritisiert: „Bei einem Kilopreis einer Hühnerkeule von 2,99 Euro ist allein das Ketchup in Relation dazu dreimal so teuer wie das Fleisch“, rechnete Schindler vor.

Vier Pfoten und WWF setzen sich für eine Kennzeichnung nicht nur nach Herkunft, sondern auch nach Haltungsform ein, und forderten zum Verzicht auf Billigfleisch auf. Mit einem Fleischkonsum von durchschnittlich 64 Kilo pro Person im Jahr liege Österreich im weltweiten Spitzenfeld – und weit über allen wissenschaftlichen Empfehlungen.

„Moralisch bedenklich, Lebensmittel zu entwerten“

„Nehmen wir Klimaschutz ernst, müssen Lebensmittel mehr Wert bekommen“, forderte auch Bauernbund-Präsident Georg Strasser am Freitag ein Ende der Preisschlachten auf wertvolle Lebensmittel. Heimische Bauernfamilien würden Lebensmittel unter Einhaltung höchster Qualitäts- und Umweltstandards produzieren – „und die Handelsketten verschleudern diese zum Billigstpreis“.

„Vom Bauern über die Händler bis zu den Konsumenten müssen jetzt alle an einem Strang ziehen und die regionale Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft unterstützen“, so Strasser. „Es ist moralisch sehr bedenklich, Lebensmittel so zu entwerten. Und gleichzeitig ist es bedenklich, dass es immer noch viele gibt, die solche Angebote annehmen.“ Hier müsse es auch bei den Abnehmern aus Gastronomie, Hotellerie und den Großküchen ein rasches Umdenken geben.