Leere Theatersitze
Getty Images/Cavan Images
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Coronavirus

Bis zu zwei Mrd. Schaden für Kulturwirtschaft

Auf 1,5 bis 2 Milliarden Euro schätzt eine neue WIFO-Studie die ökonomischen Schäden in der heimischen Kulturwirtschaft im Zusammenhang mit der Coronavirus-Krise bis zum Jahresende. Basis dafür ist die Ermittlung der direkten und indirekten Wertschöpfungsketten des (erweiterten) Kultursektors von rund 9,8 Milliarden Euro.

Das sind rund drei Prozent der österreichischen Wertschöpfung. Bis Ende des Jahres rechnen die Studienautoren im Kultursektor aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus sowie deren Folgen mit Einbrüchen von 21 bis 28 Prozent. Betroffen sind von diesen Einschnitten rund 150.000 selbstständig und unselbstständig Beschäftigte.

Vor den Auswirkungen auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wird in der Studie ausdrücklich gewarnt: Es bestehe das Risiko einer „Zweiklassengesellschaft“ in vielen kulturnahen Bereichen aufgrund der unterschiedlichen Art der Absicherung im staatsnahen versus dem freien Bereich.

Während in der Gesamtwirtschaft (ohne Land- und Forstwirtschaft) lediglich 9,4 Prozent selbstständig tätig sind, beläuft sich dieser Wert im Kultursektor auf rund 27 Prozent, im Bereich der Bildenden Künste sogar auf rund 75 Prozent.

„Abgestimmtes Vorgehen“ nötig

Als Empfehlung zum „Wiederhochfahren“ und zur Zeit danach spricht sich das WIFO aufgrund der engen Verflechtung von Kultur und Tourismus für eine „kohärente Planung“ und ein „abgestimmtes Vorgehen“ aus, um durch Flaschenhälse des einen Bereichs „nicht den Erfolg der Maßnahmen im anderen Bereich zu gefährden“.

Abschließend geben die Studienautoren eine Handlungsempfehlung an die Kulturpolitik ab: Diese müsse – wie andere Politikbereiche auch – „in der gegenwärtigen Krise umso mehr als ein adaptionsbereites, ‚lernendes System‘ aufgesetzt werden, was ein permanentes Monitoring voraussetzt“. Konkret wird auf die Schweiz verwiesen, wo ein Paket von 286 Mio. Franken (268 Mio. Euro) aufgesetzt wurde, mit dessen Hilfe alle Einnahmenausfälle in der Kunst- und Kulturszene bis Ende August ersetzt werden sollen.

In Deutschland würde der Bund derzeit Ausfallhonorare gewähren, „auch wenn eine entsprechende vertragliche Vereinbarung nicht existiert“. Auf längere Sicht würde die Studie auch „die Notwendigkeit einer Verbesserung der Datenbasis als Grundlage für eine evidenzbasierte Kulturpolitik“ verdeutlichen, „die sowohl nicht-ökonomische als auch die ökonomischen Dimensionen des Kultursektors abzubilden vermag“.