Kühe auf Weide an einem See
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Landwirtschaft

Almen: Wanderer sollen besser informiert werden

Auf Österreichs Almen ist es wiederholt zu gefährlichen Situationen gekommen – das „Kuh-Urteil“ nach dem Tod einer Touristin verunsicherte Almbauern zusätzlich. Auch Internet-Challenges sorgen auf Almen für eine angespannte Lage – auf einem Gipfel zu diesem Thema wurde eine Informationsoffensive beschlossen.

Die Lage auf Österreichs Almen ist angesichts steigender Besucherzahlen, diverser Internet-Challenges und zunehmender Vermüllung angespannt. Ein eigens am Dienstag abgehaltener Almen-Gipfel sollte Abhilfe schaffen. Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) kündigte danach eine Informationsoffensive an. Die Eigenverantwortung der Besucher soll dabei betont werden.

„Heuer heißt es für viele ‚Almen statt Palmen‘. Das freut uns, nur gibt es leider auch vermehrt Zwischenfälle, die uns mit Sorge erfüllen“, sagte Köstinger. So würden viele gefährliche Situationen im Umgang mit Hunden und Mutterkühen auftreten. An neuralgischen Punkten seien zudem derartig viele Wanderer unterwegs, dass Kuhherden in Unruhe versetzt würden. Manche Besucher lassen Müll zurück, der wiederum für Wild- und Weidetiere gefährlich sein kann. Aber auch TikTok-Challenges, im Zuge derer Kühe erschreckt oder Kinder auf Kälber gesetzt werden, „haben die Almwirtschaft mehrere Wochen verunsichert“, so die Landwirtschaftsministerin.

Verlegung von Wanderwegen gefordert

Bei dem virtuellen Almen-Gipfel mit Vertretern der Almwirtschaft, des Tourismus und alpiner Vereine wurde über Lösungswege diskutiert. Zentraler Wunsch sei dabei gewesen, noch „viel stärker zu informieren“, sagte Köstinger. Man werde den Kontakt zu Gemeinden und Tourismusverbänden suchen, um den Bekanntheitsgrad der im vergangenen Jahr präsentierten zehn Verhaltensregeln für Besucher auf Almen zu steigern, versprach die Ministerin.

Zudem sollen die Tourismusbranche und die Almwirtschaft in Zukunft enger zusammenarbeiten. „Die Verhaltensregeln müssen in jedem Hotel aufliegen“, forderte Erich Schwärzler, Bundesobmann der Almwirtschaft Österreich. Auch sei zu diskutieren, ob alle Wanderwege richtig angelegt seien. „Wenn ein Wanderweg mitten durch eine Kuhherde führt, dann muss es möglich sein, diesen unkompliziert zu verlegen“, so Schwärzler.

Eigenverantwortung der Besucher

Prinzipiell zeigte sich der Bundesobmann über die Entwicklungen der vergangenen Zeit erfreut. Diese hätten für mehr Klarheit und Rechtssicherheit für Almbetreiber gesorgt. Neben den entwickelten Verhaltensregeln empfindet er die im Vorjahr von der damaligen Regierung als Reaktion auf das Tiroler „Kuh-Urteil“ durchgeführte Gesetzesänderung zur Tierhalterhaftung im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) als wichtig. Ein angefügter Zusatz zielt explizit auf die Alm- und Weidewirtschaft ab und betont die Eigenverantwortung der Almbesucher. Landwirte können schadlos gehalten werden, sofern sie bundesweite Almstandards einhalten.

Der Oberste Gerichtshof (OGH) bestätigte heuer das Urteil des Innsbrucker Oberlandesgerichts (OLG) im Falle einer tödlichen Kuhattacke auf eine 45-jährige Deutsche im Tiroler Pinnistal 2014. Laut diesem traf die zu Tode getrampelte Hundebesitzerin sowie den Landwirt jeweils eine Teilschuld. „Das Urteil hat in der Almwirtschaft starke Irritationen ausgelöst“, sagte Schwärzler. Es sei wichtig gewesen, dass die Politik rasch mit einer Gesetzesänderung reagiert habe. Dennoch seien manche Bauern weiterhin verunsichert und würden mitunter über Wegsperren nachdenken. „Hier ist Dialog nötig“, so der Bundesobmann der Almwirtschaft.