Friseurbesuch in Coronazeiten
ORF/Stangel
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Coronavirus

Friseure wollen „Freitesten“ für Mitarbeiter

Friseurinnen und Friseure leiden coronavirusbedingt unter Kundenverunsicherung und Umsätzen, die „weit vom Vorkrisenniveau entfernt“ sind. Sie fordern daher eine Halbierung der Mehrwertsteuer auf zehn Prozent und einen Kostenersatz für Mitarbeitertestungen.

Mit steigenden Coronavirus-Infektionszahlen steige die Zahl von Kategorie-1-Kontaktpersonen, die eine zehntägige Quarantäne einhalten müssen – unabhängig davon, ob sie selbst negativ oder positiv getestet wurden. „Wenn Mitarbeiter oder ganze Teams so lange ausfallen, ist das für viele unserer Betriebe existenzbedrohend. Wir brauchen dringend eine Möglichkeit, dass sich Kontaktpersonen mit negativen Tests vorzeitig freitesten können“, forderte Bundesinnungsmeister Wolfgang Eder am Freitag.

Zudem urgiert die Branche raschere Testergebnisse oder eine Anerkennung von Schnelltests sowie einen Kostenersatz für Mitarbeitertestungen. „Da brauchen wir einfach rascher Klarheit“, so der Kärntner Landesinnungsmeister Georg Wilhelmer. „Und es muss vorgebaut werden, dass nicht aufgrund von Verdachtsfällen unsere Betriebe wochenlang zusperren müssen.“

Halbierung der Mehrwertsteuer gefordert

Die wirtschaftliche Lage sei für viele Friseurinnen und Friseure prekär, die Coronavirus-Krise habe heftige Ausfälle verursacht, hieß es. Auf ein Umsatzminus von fast 60 Prozent im März sei ein Totalausfall im April gefolgt. Der Mai sei der einzige Monat mit Umsätzen auf saisonal üblichem Niveau gewesen. Seither stagniere das Geschäft auf rund zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Die Friseurinnen und Friseure zählten zu den personalintensivsten Branchen mit einem Aufwand von 55 bis 60 Prozent. Zu den dringlichsten Forderungen gehöre daher eine Senkung der hohen Lohnnebenkosten. Eine Halbierung der Mehrwertsteuer auf Friseurdienstleistungen von 20 auf zehn Prozent ließe sich auch kurzfristig realisieren. „Das würde zu einer nachhaltigen Wirtschaftsbelebung beitragen und helfen, die Umsatzeinbußen zumindest etwas abzufedern“, so Clemens Happ, Landesinnungsmeister für Tirol.

Umfrage: Geschäftslage schlecht

Laut Umfragen würden die Unternehmen der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer als Ganzes ihre Geschäftslage deutlich besser beurteilen als im Vorquartal, als es „regelrecht einen Stimmungseinbruch“ gegeben habe. Die Hälfte der Friseurinnen und Friseure (49 Prozent) schätzt laut einer Umfrage die Geschäftslage im dritten Quartal als schlecht ein, 41 Prozent als saisonüblich und zehn Prozent als gut.

Bei Gewerbe und Handwerk insgesamt beurteilten 31 Prozent die Geschäftslage schlecht und 23 Prozent gut. Beim Personalstand planen 80 Prozent der Friseurbetriebe keine Veränderungen, fünf Prozent wollen eine Verringerung vornehmen.

Als größte Herausforderungen sehen die Friseurbetriebe weniger Kundennachfrage (38 Prozent), geringerer Umsatz, weil wegen der Abstandsregel weniger Plätze belegt werden können (33 Prozent) und Unsicherheit bei Kunden wegen Ansteckungsgefahr (32 Prozent).