Arbeitsmarktservice AMS Salzburg
ORF.at/Georg Hummer
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Wirtschaft

423.750 Menschen sind ohne Job

423.750 Menschen sind im Oktober ohne Job gewesen. Das ist ein Anstieg von 19,7 Prozent oder 69.724 gegenüber dem Oktober 2019, teilte das Arbeitsministerium mit. Durch den zweiten Lockdown im November ist mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu rechnen.

Von den 423.750 Menschen ohne Job waren 358.396 Personen beim AMS arbeitslos gemeldet. Weitere 64.354 Personen befanden sich in einer Schulung. Die Zahl der sofort verfügbaren offenen Stellen sank gegenüber dem Vorjahr um 11.511 auf 64.666. Am stärksten stieg die Arbeitslosigkeit in den saisonal stark schwankenden Branchen. Sowohl am Bau als auch im Tourismus betrugen die Zuwächse knapp über 30 Prozent. Auch im Handel war die Arbeitslosigkeit mit 25,6 Prozent überdurchschnittlich hoch. In der Arbeitskräfteüberlassung stieg sie hingegen mit 14,5 Prozent unterdurchschnittlich stark.

Vormerkdauer stark gestiegen

Die durch die Pandemie verursachte angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt lässt sich vor allem bei der Vormerkdauer und den Langzeitarbeitslosen ablesen. So stieg die durchschnittliche Vormerkdauer im Oktober um 42 auf 248 Tage. Die Zahl der Personen, die länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet sind, stieg um 51,3 Prozent, von 46.947 um 24.073 auf 71.020. Die Vormerkdauer und die Zahl der Langzeitarbeitslosen zeigen, dass die Stellensuche durch die Coronavirus-Krise deutlich schwieriger geworden ist und im Schnitt länger dauert.

Eine Grafik zeigt die österreichischen Arbeitslosenzahlen im Oktober im Detail
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: AMS

Besonders betroffen sind Ausländer. Bei Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft stieg die Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich stark – um 31,6 Prozent gegenüber Oktober 2019. Bei Älteren ab 50 Jahren betrug der Anstieg 22,2 Prozent und bei Jugendlichen (15 bis 24 Jahre) 19,0 Prozent.

Stärkster Anstieg in Tirol

In Wien und Niederösterreich suchten Ende Oktober 2020 weiterhin deutlich mehr Jugendliche eine Lehrstelle, als offene Lehrstellen angeboten werden. Demgegenüber sind in Oberösterreich, Salzburg und Tirol deutlich mehr offene Lehrstellen verfügbar als Lehrstellensuchende gemeldet. Über ganz Österreich und alle Branchen betrachtet gab es Ende Oktober 7.832 Lehrstellensuchende und 7.319 als frei gemeldete Lehrstellen.

Eine Grafik zeigt die Arbeitslosenzahlen der österreichischen Bundesländer im Oktober
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: AMS

Steigende Arbeitslosenzahlen verzeichneten alle neun Bundesländer. Am stärksten ist der Zuwachs in Tirol (plus 38,9 Prozent) und Vorarlberg (plus 30,6 Prozent). Dann folgen Wien (plus 26,4 Prozent), Salzburg (plus 25,6 Prozent), Oberösterreich (plus 25,4 Prozent), die Steiermark (plus 23,6 Prozent), das Burgenland (plus 20,4 Prozent), Niederösterreich (plus 18,9 Prozent) sowie Kärnten (plus 9,5 Prozent).

Halbe Million Arbeitslose möglich

Die Arbeitslosenrate nach nationaler Definition liegt nun bei geschätzten 8,7 Prozent, ein Anstieg von 1,7 Prozentpunkten gegenüber dem Oktober 2019. Nach internationaler Erhebungsmethode gemäß Eurostat betrug die Arbeitslosenquote im September 2020 5,5 Prozent. Österreich – einst EU-Spitzenreiter – liegt damit im europäischen Vergleich an der elften Stelle bei der Arbeitslosenquote.

Ein Fünftel mehr Arbeitslose

423.750 Menschen waren im Oktober arbeitslos – um fast 20 Prozent mehr als im Vorjahr. AMS-Chef Johannes Kopf rechnet bereits damit, dass mit dem zweiten Lockdown die Zahl der Arbeitslosen wieder auf mehr als eine halbe Million steigen wird.

Experten schließen nicht mehr aus, dass die Arbeitslosenzahl über den Winter auf über 500.000 steigt. „Es ist wohl zu erwarten, dass wir Ende Jänner die halbe Million erreichen werden“, sagte AMS-Vorstand Johannes Kopf am Montag. Auch wenn die Zahl hohe Symbolkraft habe, sei die Höhe weniger entscheidend als die Frage, ob die Arbeitslosigkeit temporär oder von längerer Dauer sei, sagte IHS-Chef Martin Kocher. Wenn sich die Arbeitslosigkeit verfestige – Stichwort Langzeitarbeitslose –, habe das größere Folgen als eine kurzfristig hohe Arbeitslosenzahl.

Ministerium: Gegenmaßnahmen „deutlich merkbar“

Beim ersten Lockdown im März und April war die auf ein Rekordhoch seit 1945 geschossen. Mitte April waren 588.000 Personen in Österreich ohne Job, ein Plus von 220.000 Betroffenen gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt. Von Mitte April bis September sanken die Arbeitslosenzahlen, seitdem steigen sie wieder. Ende September gab es 408.853 Arbeitslose und AMS-Schulungsteilnehmer, die Anzahl der krisenbedingten Arbeitslosen lag ebenfalls bei um die 70.000. Das Arbeitsministerium sagte, dass der derzeitige Anstieg der Arbeitslosigkeit noch dem üblichen Saisonmuster der vergangenen Jahre folge.

„Wir konnten heuer über 550.000 Menschen wieder in Beschäftigung bringen und die Arbeitsaufnahmen seit Mai deutlich steigern. Das war in den letzten Wochen und Monaten ein gutes Signal, das zeigt, dass der Arbeitsmarkt trotz Corona-Pandemie in Bewegung ist. Die krisenbedingte Arbeitslosigkeit ist im Oktober auf rund 70.000 Personen gesunken“, sagte Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) zu den Zahlen.

Eine Grafik zeigt die österreichischen Arbeitslosenzahlen im Oktober im Jahresvergleich
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: AMS

Die zweite Welle der Pandemie und die notwendigen Gegenmaßnahmen seien aber „deutlich merkbar“ auf dem Arbeitsmarkt. „Mit gezielten Maßnahmen wie der Corona-Kurzarbeit und der Corona-Joboffensive sowie weiteren Instrumenten wie beispielsweise dem Neustartbonus sind wir für die kommenden Wochen und Monate gerüstet“, so die Ministerin.

Keine neuen Zahlen zur Kurzarbeit

Neue Zahlen zur Kurzarbeit gab es am Montag nicht. Ende September waren knapp 300.000 Personen in Kurzarbeit. Im Oktober veröffentlichte das Arbeitsministerium wegen der einmonatigen Übergangsphase keine Kurzarbeitszahlen. Die dritte Phase startete mit Oktober und wurde erst diesen Sonntag wegen des neuerlichen Lockdowns nochmals adaptiert. Arbeitnehmer in den Lockdown-Branchen können nun wieder ganz zu Hause bleiben – bekommen aber trotzdem 90 Prozent ihres Gehalts.