Das Symbol eines Einkaufskorbs leuchtet auf einer Computertastatur (gestelltes Foto).
APA/dpa/Jens BŸttner
APA/dpa/Jens BŸttner
Wirtschaft

Neue Plattform „Kaufhaus Österreich“

Das Wirtschaftsministerium und die Wirtschaftskammer (WKÖ) haben gemeinsam die Onlineplattform „Kaufhaus Österreich“ gestartet. Damit sollen die Webshops von österreichischen Händlern leichter auffindbar gemacht werden.

„Es ist keine Kopie von Amazon, es ist auch nicht unser Ziel“, sagte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) am Montag bei einer Onlinepressekonferenz gemeinsam mit WKÖ-Präsident Harald Mahrer. Bisher sind rund 1.000 Onlinehändler bei Kaufhaus Österreich gelistet. Mit dabei sind auch folgende österreichische Internet-Marktplätze und Händlerplattformen: Austrian Limited, beeanco, doitfair, Klickland, markta, myproduct.at, Panterzone, RS Regionale Shops, shöpping und SHÖPY.

„Einige Tausend Händler“ als Ziel

Mahrer erwartet, dass bis Mitte 2021 „einige Tausend Händler“ mit an Bord sein werden. Die Listung ist für die Unternehmen kostenlos. Der Kaufvorgang findet aber in den eigenen Webshops der Händler statt. Schramböck hatte im Juni die Schaffung eines digitalen „Kaufhaus Österreich“ angekündigt, um heimischen Händlern im Kampf gegen Amazon, Zalando & Co. unter die Arme zu greifen.

Das virtuelle Kaufhaus wurde programmiert vom staatlichen Bundesrechenzentrum, Medieninhaber der Internetpräsenz sind das Wirtschaftsministerium und die Wirtschaftskammer, die Internet-Domain gehört dem Wirtschaftsministerium. Für den Betrieb der Website ist die Wirtschaftskammer zuständig.

Neue Werbekampagne für Weihnachtsgeschäft

Um im Weihnachtsgeschäft Aufmerksamkeit bei Konsumenten für das neue „Kaufhaus Österreich“ zu schaffen und Internet-Traffic für die Onlinehändler zu generieren, startet ab Mittwoch eine Werbekampagne. Kleine Händler hätten „nicht die Kraft“, eine größere Kampagne zu fahren, so Wirtschaftsministerin Schramböck. Das „Kaufhaus Österreich“ sei eine virtuelle Auslage, in der sich österreichische Händlerinnen und Händler kostenlos vor großem Publikum präsentieren können.

Wirtschaftsministerium und WKÖ haben die Ziele des „Kaufhaus Österreich“ in einer Charta festgehalten. Darin bekennen sich die Partner und Unterstützer von „Kaufhaus Österreich“ zum Ausbau von E-Commerce in Österreich, gezielter Mobilisierung von Betrieben für E-Commerce, Unterstützung und Beratung von Betrieben rund um E-Commerce sowie die Verbesserung der Rahmenbedingungen für E-Commerce in Österreich.

Viele Aufrufe zu regionalem Shopping

Wegen der Coronavirus-Krise gibt es derzeit viele Aufrufe, die Geschäfte ums Eck oder heimische Onlineshops zu unterstützen und nicht bei Internetriesen im Ausland einzukaufen. Die Idee, die Wertschöpfung in der Region zu halten, erlebt durch die Krise neuen Zulauf. Regionaleinkaufen ist eine weitere Plattform der WKÖ, die das regionale Einkaufen propagiert. Eine Übersicht gibt es auch oesterreich.gv.at, eine Online-Shop-Fibel bietet die Wochenzeitung „Falter“ an und eine beliebte Linksammlung betreibt die Umwelt-Aktivistin Nunu Kaller.

Auch WKÖ-Handelsobmann Trefelik appellierte an die Konsumenten, lokal zu shoppen. „Bitte unterstützen Sie mit ihrem Einkauf den Handel in Österreich“, so Trefelik. „Ihre Kaufentscheidung hilft, den Fortbestand der Geschäfte und von Arbeitsplätzen zu sichern – im Weihnachtsgeschäft, aber natürlich auch danach.“ Der Handelsverband – eine freiwillige Interessenvertretung von rund 3.000 Unternehmen – bezeichnete das virtuelle „Kaufhaus Österreich“ als „durchaus positives Signal, wenngleich zahlreiche privatwirtschaftliche Plattformen, die ähnlich funktionieren, bereits seit März online sind“.

Auch der Handelsverband betreibt mit kaufsregional.at ein Verzeichnis für Onlineshops und hat mittlerweile mehr als 5.000 österreichische Webshops in 15 unterschiedlichen Kategorien gelistet. Als „gute Gelegenheit“, österreichisch einzukaufen, bezeichnete ÖVP-Konsumentenschutzsprecher Peter Weidinger die Initiative „Kaufhaus Österreich“.

Weitere Plattform yip.at gestartet

Neben „Kaufhaus Österreich“ wurde am Montag außerdem mit yip.at ein zweites neues Internetportal präsentiert. Die Buchstaben stehen für „your information point“ – geht es primär aber nicht um den Onlinehandel. Deklariertes Ziel ist vielmehr, die Konsumenten in die Geschäfte, Läden und Lokale in ihrer Umgebung zu bringen. Treibende Kraft hinter der Idee ist die zur Spar-Gruppe gehörende Shoppingcenter-Tochter SES.

„Bei vielen Konsumenten ist verstärkt der Wunsch vorhanden, lokal und regional einzukaufen. Dazu ist es wichtig, dass Händler und deren Sortimente online gefunden werden. Man weiß aber oft gar nicht, welches Angebot einem in seiner unmittelbaren Umgebung überhaupt zur Verfügung steht“, sagte Christoph Andexlinger, designierter COO von SES, bei der Präsentation von yip.at.

„Uns ist lieber, dass jemand bei einem Mitbewerber stationär einkauft, als das der Umsatz oder die Steuer ins Ausland abfließt“, sagte Andexlinge. Die neue Plattform vernetzt – kostenlos und gebührenfrei – Handels-, Gastronomie-, Dienstleistungs-, Kultur- und Handwerksbetriebe aus ganz Österreich, um ihre Standorte, Sortimente und Leistungen in sichtbar zu machen. Yip.at wird bewusst werbefrei gehalten, auch Preisvergleiche gibt es nicht.

Starkes Wachstum bei Online-Handel

Tatsächlich werde der Onlinehandel in Österreich heuer um über 17 Prozent wachsen, so Andexlinger. Geschätzte 4,2 Milliarden Euro an Kaufkraft werden dabei auf ausländische Handelsplattformen abfließen. „Wir wollen den Konsumenten in Österreich zeigen, dass der Einkauf auf internationalen Onlineplattformen schlicht nicht notwendig ist – und damit auch Lebensqualität im Land erhalten.“ Unternehmer können sich ab sofort auf yip.at anmelden, für Endverbraucher wird die Plattform am Samstag, 5. Dezember, freigeschaltet.