Einfamilienhaus
Getty Images/wakila/Stephan Zabel
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Wirtschaft

Wohnen im Grünen mehr denn je gefragt

Baugrundstücke und Einfamilienhäuser liegen weiter im Trend. Sie sind aber rar und werden heuer noch teurer, wie der Immobilienmakler RE/MAX prognostiziert. Büroflächen und Geschäftslokale sollen hingegen deutlich billiger werden.

Durch die Coronavirus-Pandemie zieht es mehr Menschen an den Stadtrand oder ins Grüne. „Wohnen am Land wird attraktiver gesehen als noch vor ein, zwei Jahren“, hieß es seitens RE/MAX am Dienstag. Allerdings gebe es Probleme mit der Finanzierbarkeit, weil Banken mehr Eigenkapital verlangten und wegen der hohen Arbeitslosen- und Kurzarbeitszahlen restriktiver mit der Kreditvergabe seien, sagte Geschäftsführer Bernhard Reikersdorfer.

„Raus aus der Stadt“

So sei etwa bei Jungfamilien die Nachfrage nach Wohnen rund um die Ballungsräume und im immer breiter werdenden Speckgürteln groß – es falle ihnen aber immer schwerer, ein finanzierbares Grundstück oder Einfamilienhaus zu erstehen. Es gebe mittlerweile nachweisbar viele Kunden, die jetzt Probleme hätten, Kredite zu bekommen, obwohl sie vor der Pandemie sehr wohl solche Finanzierungen erhalten hätten, sagte Reikersdorfer. Das betreffe etwa Menschen aus Haushalten, in denen ein Familienmitglied arbeitslos oder in Kurzarbeit bzw. in einer der Problembereiche wie Hotellerie und Reisebranche tätig sei.

Anstieg der Immobilienpreise

2020 hat sich der Trend zum Wohnen im Grünen verstärkt, Häuser und Baugrundstücke sind gefragter denn je. Die Immobilienpreise sind daher stark gestiegen.

Ob der starke Trend „raus aus der Stadt“ nach der Pandemie vorbei sei, lasse sich sehr schwer prognostizieren – es könnte sich aber rasch wieder auf ein normales Niveau einpendeln. Dass Wohnen mit einem Garten, einem Balkon oder einer Terrasse besonders gefragt sei, habe sich schon nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 gezeigt, so Reikersdorfer von der RE/MAX-Austria-Geschäftsführung.

Renaissance bei Wochenendhäusern

2021 wird bei Eigentums- und Mietwohnungen in besten Lagen der Nachfragedruck etwas nachlassen, dafür wird Wohnen am Stadtrand oder rund um Metropolen noch stärker gefragt sein als in den letzten Jahren, ergab eine im Dezember bundesweit bei 560 Experten und Expertinnen des Consulters durchgeführte Befragung. Für Wohnobjekte in Einzellagen, meist Häuser ohne direkte Nachbarn, sieht man die Preise erneut merklich steigen, ebenso steigt die Nachfrage nach Einfamilienhäusern. Bei Wochenendhäusern gibt es eine Renaissance.

Einfamilien- und Wochenendhäuser sowie Objekte in Einzellagen würden 2021 die höchste Preisdynamik aller Immobilienkategorien aufweisen – erst danach würden beim Preisanstieg Eigentumswohnungen im Zentrum und am Stadtrand folgen. Vom „Trend hinaus aus der Stadt“ würden Standorte profitieren, die binnen einer halben bis einer Stunde von der Bundes- oder einer Landeshauptstadt aus erreichbar seien.

Baugrundstücke immer teurer

Auf Rang eins bei der Nachfrage und der Preisentwicklung, aber nur auf dem letzten Angebotsrang aller Kategorien liegen laut RE/MAX auch heuer unangefochten Baugrundstücke. Bei der für 2021 um 6,6 Prozent höher erwarteten Nachfrage und einem zugleich um 2,1 Prozent tiefer gesehenen Angebot wundert sich RE/MAX-Experte Anton Nenning, dass die Preissteigerung heuer „nur“ bei 5,4 Prozent prognostiziert wird, nach bereits ansehnlichen Zuwächsen von 5,5 und 5,3 Prozent in den Jahren 2019 und 2020. Denn es dürfte bei Baugrundstücken die Nachfrage heuer um 6,6 Prozent klettern, zugleich aber das Angebot um 2,1 Prozent schrumpfen.

Büroflächen deutlich billiger

Am unteren Ende der Skala befindet sich der Gewerbesektor, für den die Aussichten 2021 so schlecht wie zuletzt 2015 seien, so Nenning. So dürften die Immopreise für Geschäftslokale, Büroflächen, Gewerbeobjekte und Betriebsgrundstücke über ganz Österreich gesehen heuer um 5,9 bzw. 5,4, 4,5 und 2,6 Prozent sinken. Preisrückgänge von 1,2 bzw. 0,5 Prozent sieht man bei Mietwohnungen in Landgemeinden bzw. am Stadtrand. Mietwohnungen in zentralen Lagen sollten mit minus 0,2 Prozent ebenso preisstabil bleiben wie Penthouses, Lofts und Maisonettes. Für Eigentumswohnungen in Landgemeinden werden 0,2 Prozent Plus gesehen, für Agrar- und Forstgrundstücke 0,3 Prozent Aufschlag.

Wohnen in Einzellagen begehrt

Im Bereich Wohnen anziehen dürften die Preise 2021 laut den Experten am stärksten bei Objekten in Einzellagen (plus 3,0 Prozent), gefolgt von Einfamilienhäusern in Siedlungslagen (plus 2,8 Prozent), wo 4,0 Prozent mehr Nachfrage ein nur 1,5 Prozent höheres Angebot gegenüber stehen dürfte. Beim Wohnen sieht man die Kosten im obersten Preissegment heuer unverändert, im mittleren Segment rechnet man mit 1,7 Prozent Preisanstieg und im untersten Segment mit einer Verteuerung um 3,2 Prozent, da hier die Nachfrage besonders stark wächst. Wochenendhäuser erwartet man um 2,1 Prozent teurer, Eigentumswohnungen in zentralen Lagen um 1,9 Prozent und solche am Stadtrand um 1,2 Prozent.

Mehr Nachfrage und mehr Auswahl

Im Schnitt aller 17 Immobilien-Kategorien rechnet RE/MAX für 2021 mit einer Beschleunigung des Nachfrageanstiegs von 2,6 auf 2,8 Prozent, einem spürbaren Sprung beim Anstieg der Angebote um 1,9 Prozent (nach nur plus 0,4 Prozent 2020) und lediglich 1,8 Prozent höheren Preisen (nach plus 3,3 Prozent 2020 sowie 3,6 und 4,5 Prozent Plus 2019 und 2018). Neun der 17 Kategorien werden preislich höher, acht tiefer gesehen.

Auf dem heimischen Gesamtmarkt dürfte die Zahl der Immokäufe 2020 mit 135.000 fast an den Rekordwert von 2019 (138.690) herangereicht haben, vermuten die Fachleute von RE/MAX. Der Wert der Transaktionen könnte mit 33,5 Mrd. Euro sogar leicht unter dem Vorjahreswert (von 34,3 Mrd. Euro) gelegen sein. Genauer will man das im März sagen können, wenn alle Deals von 2020 im Grundbuch eingetragen sind. Bei Eigentumswohnungen dürfte 2020 die Zahl der Transaktionen das zweite Jahr in Folge gesunken sein, von 49.832 auf rund 48.000 – und das wertmäßige Volumen mit 11,5 Mrd. leicht unter dem Rekordjahr 2019 (11,6 Mrd.) gelegen sein.

RE/MAX selbst verzeichnete laut Reikersdorfer im Vorjahr das zweitbeste Jahr nach 2019. Der Honorarumsatz sei zwar um 4,8 Prozent unter 2019, aber um 5,3 Prozent über 2018 gelegen. In das Jahr 2021 blicke man sehr zuversichtlich, man wolle ein zweistelliges Umsatzplus erreichen.