BILDUNG

Akkreditierte Vereine für Sexualpädagogik

Ab Herbst dürfen nur noch Vereine mit sexualpädagogischen Angeboten an den Schulen arbeiten, die in einer Liste qualitätsgeprüfter Einrichtungen des Bildungsministeriums aufscheinen. Das Aufnahmeprozedere dafür ist noch offen.

Mit dieser Liste könnten die Schulen sicher sein, dass die Umsetzung gesetzeskonform ist und den Qualitätsvorgaben entspricht, so ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der SPÖ. Die konkrete Ausgestaltung des Akkreditierungsverfahrens ist noch in Arbeit. Derzeit dürfen an Schulen wegen der CoV-Schutzmaßnahmen ohnehin keine schulfremden Personen tätig sein.

Hintergrund des neuen Verfahrens waren die intensiven Diskussionen um den auch an Schulen tätigen christlichen Sexualkundeverein TeenSTAR. Ende 2018 war bekannt geworden, dass in dessen Schulungsmaterialien u.a. Homosexualität als heilbares Identitätsproblem und Selbstbefriedigung als schädlich dargestellt wurden. Außerdem wurden kein Sex vor der Ehe und natürliche Empfängnisverhütung propagiert.

Abraten von TeenSTAR

Den Schulen wurde daraufhin von einer Zusammenarbeit mit TeenSTAR abgeraten, außerdem sollten sich sexualpädagogische Vereine grundsätzlich für den Einsatz an Schulen akkreditieren müssen. Als Übergangslösung wurden im Sommersemester 2019 Clearingstellen in den Bildungsdirektionen eingerichtet, die die Schulen punkto Seriosität und Qualität sexualpädagogischer Vereine beraten.

Zwischenzeitlich wollten nach dem Ende der ÖVP-FPÖ-Regierung die beiden Parteien externe Vereine ganz aus dem Sexualkundeunterricht verbannen, das stieß allerdings auch in den Bildungsdirektionen überwiegend auf Skepsis.

Notwendige gesetzliche Änderungen werde geprüft

Ob für die neuen Akkreditierungsverfahren gesetzliche Änderungen nötig sind, wird derzeit geprüft. Voraussetzung für eine Aufnahme auf die Liste ist laut Anfragebeantwortung grundsätzlich, dass etwa die vermittelten Inhalte dem jeweiligen Stand der Wissenschaft entsprechen und sich am Prinzip der Gleichstellung der Geschlechter und der Vielfalt der Lebensformen orientieren.

Das Angebot muss außerdem Lebenswelt, Alter, Interessen und Bedürfnissen der Schüler und Schülerinnen entsprechen und es soll der Grundsatz der aktiven Teilnahme der Schüler berücksichtigt werden. Das Konzept für das Akkreditierungssystem samt flankierender qualitätssichernder Maßnahmen wurde vom Österreichischen Institut für Familienforschung der Uni Wien erarbeitet.

Ebenfalls noch nicht fix ist die Beschickung des Akkreditierungsbeirats. Vertreter von Kirchen oder Religionsgemeinschaften sind darin laut Bildungsministerium jedenfalls nicht vorgesehen.

Kritik an langsamer Umsetzung

Für SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid ist die Einrichtung des Akkreditierungsverfahrens ein wichtiger Schritt. Sie kritisiert gegenüber der APA allerdings, dass zwischen der Ankündigung des Verfahrens und der Umsetzung volle drei Jahre lägen. „Es zeigt – wie auch bei den ‚Corona-Förderstunden‘ für Schulen –, dass zwischen Ankündigung und Umsetzung in dieser Regierung viel zu viel Zeit vergeht.“

Mario Lindner, Vorsitzender der sozialdemokratischen LGBTIQ-Organisation SoHo, betont, dass Faßmann bereits im Frühjahr 2019 angekündigt hatte, für das darauffolgende Schuljahr für qualitätsvolle sexuelle Bildung zu sorgen. „Damals wusste noch fast ein Jahr lang niemand, was Corona ist.“ Die Zeit für Ausreden sei vorbei, Faßmann müsse nun endlich gegen diskriminierende Inhalte in Schulen vorgehen.