CHRONIK

Sieben Prozent der Toten 2020 durch CoV

Jeder 14. Tote im Jahr 2020 war auf die Pandemie zurückzuführen. Laut der am Freitag von der Statistik Austria veröffentlichten vorläufigen Sterbestatistik starben im Vorjahr 90.517 Menschen. 6.477 davon waren Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19.

Männer (7,6 Prozent) verstarben etwas häufiger im Zusammenhang mit dem Coronavirus als Frauen (6,7 Prozent). In Österreich gibt es aber deutlich mehr ältere Frauen als Männer. Daher ist unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Altersstruktur der Geschlechter in der Bevölkerung von einer etwa eineinhalbmal so hohen coronavirusbedingten Sterblichkeit unter Männern auszugehen wie unter Frauen, hieß es von der Statistik Austria auf Nachfrage der APA.

Das Gros der Verstorbenen betraf Menschen im höheren Alter: 97 Prozent der Betroffenen waren älter als 60 Jahre. Insgesamt war Covid-19 bei 8,4 Prozent aller Verstorbenen ab 80 Jahren, jedoch nur bei 0,9 Prozent der Verstorbenen unter 40 Jahren die ausschlaggebende Todesursache.

Unterschiede zeigen sich zudem nach Bundesländern. Besonders viele Todesfälle waren in Kärnten (9,4 Prozent), Tirol (8,8 Prozent) und der Steiermark (8,4 Prozent) auf Covid-19 zurückzuführen. In Niederösterreich (5,1 Prozent), dem Burgenland (5,4 Prozent) und Wien (6,4 Prozent) fiel der Anteil der an Covid-19 Verstorbenen an allen Sterbefällen hingegen etwas niedriger aus.

„Pandemie hat unser Leben verändert“

Ereigneten sich insgesamt rund 48 Prozent aller Sterbefälle in einer Krankenanstalt, so lag der Anteil der Spitalssterbefälle bei an Covid-19 Verstorbenen mit rund 73 Prozent nochmals deutlich darüber. „Die höhere Sterblichkeit im Jahr 2020 geht zweifellos auf die Coronavirus-Pandemie zurück“, so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

„Die Pandemie hat unser aller Leben verändert", sagte auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). "Weltweit starben mit Stand Freitag mehr als 2,5 Millionen Menschen an den Folgen von CoV. Auch in Österreich verstarben 8.515 Menschen an CoV-Folgen. „Hinter jedem Todesfall stehen ein persönliches Schicksal, eine Geschichte und ein Leben“, so Anschober.

Grafik zeigt Daten zu den häufigsten Todesursachen 2020
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Statistik Austria

Bluthochdruck als häufigste Begleiterscheinung

Unter den 2020 an Covid-19 Verstorbenen litten knapp drei Zehntel auch an Bluthochdruck – die häufigste Begleiterkrankung. Rund ein Fünftel hatte zusätzlich eine Nierenerkrankung. Bei rund 18 Prozent der CoV-Toten wurde zusätzlich Diabetes, eine ischämische Herzkrankheit oder eine demenzielle Erkrankung auf dem Totenschein vermerkt, bei rund zehn Prozent eine chronische Atemwegserkrankung und etwa ebenso häufig eine Krebserkrankung.

Neben den an der Pandemie Verstorbenen weist die Todesursachenstatistik für 2020 noch 1.382 Menschen mit Covid-19 als Begleiterkrankung aus. Bereits bestehende schwerwiegende Grundleiden wurden möglicherweise dadurch so weit verschlechtert, dass das letztlich zum Tod führte. Die häufigsten Grundleiden dieser Personen waren demenzielle Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson sowie Nierenleiden, ebenso verschiedenste Krebserkrankungen.

Neun Prozent mehr Todesfälle als 2019

Im Vorjahr starben in Österreich 7.131 Menschen oder neun Prozent mehr als 2019, als 83.386 Todesfälle registriert wurden. „Zum Zeitpunkt der zweiten Corona-Welle übertraf die Covid-Sterblichkeit sogar die Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die in den letzten Jahren mit Abstand für die meisten Sterbefälle verantwortlich waren“, sagte Thomas.

7.131 Tote mehr entsprechen der Statistik Austria zufolge ungefähr der Anzahl der Sterbefälle eines durchschnittlichen Monats. Werden die gestiegene Bevölkerungszahl und Veränderungen in der Altersstruktur berücksichtigt, so wäre im Jahr 2020 auch ohne Pandemie mit einem leichten Anstieg der Sterbefälle zu rechnen gewesen.

Im Rahmen der von der Statistik Austria im Herbst 2019 – also vor Pandemiebeginn – erstellten Bevölkerungsprognose wurden für 2020 insgesamt 85.075 Sterbefälle prognostiziert. Diese Zahl wurde nun um 5.442 Sterbefälle bzw. 6,4 Prozent übertroffen.

Anstieg bei Nierenkrankheiten

Bei den anderen Todesursachen war laut Statistik Austria vor allem ein deutlicher Anstieg bei Krankheiten von Niere und Urogenitalsystem zu sehen – konkret wurde ein Anstieg von rund 24 Prozent verzeichnet. Den Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre (2015 bis 2019) überstieg die Zahl der an dieser Todesursache verstorbenen Menschen im Jahr 2020 sogar um 29,2 Prozent.

Den mit minus 16,7 Prozent deutlichsten Rückgang gab es bei an Influenza und Pneumonie verursachten Sterbefällen. Die Zahlen der Sterbefälle der meisten anderen Todesursachen haben sich hingegen unauffällig entwickelt und zeigten nur geringe Veränderungen gegenüber dem Jahr davor. Leichte Zuwächse gab es beispielsweise bei Leukämie, Morbus Parkinson und tödlichen Unfällen durch Stürze. Rückläufig entwickelte sich die Zahl der Suizide.