Lebensmittel im Einkaufswagen
Getty Images/Katrina Wittkamp
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Wirtschaft

Lebensmitteleinkäufe 2020 gestiegen

Die heimischen Haushalte haben in der Coronavirus-Krise ihre Ausgaben für Lebensmittel deutlich erhöht. Zeitweise geschlossene Gastronomiebetriebe und Kantinen zwangen die Konsumentinnen und Konsumenten, mehr selbst einzukaufen.

Die Haushaltsausgaben für frische Lebensmittel und Fertiggerichte (ohne Brot/Gebäck) stiegen 2020 im Vergleich zum Jahr davor um 14 Prozent auf 7,8 Mrd. Euro, geht aus der aktuellen Agrarmarktanalyse der AMA-Marketing hervor. Es wurden auch viel mehr Tiefkühlprodukte gekauft.

Die Frischwarenumsätze im Lebensmitteleinzelhandel stiegen um 13 Prozent auf fünf Mrd. Euro, bei Diskontern um 14 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro und bei weiteren Vertriebsquellen (etwa Ab-Hof-Verkauf, Bauernmärkten, Fleischhauer) um 21 Prozent auf 713 Mio. Euro. Die durchschnittlichen monatlichen Ausgaben für frische Lebensmittel pro Haushalt lagen laut RollAMA-Erhebung im Pandemiejahr 2020 bei 169 Euro, 2019 waren es 150 Euro.

„Fettes Plus“ und „fettes Minus“

Für den Lebensmitteleinzelhandel habe es „fette Pluszeichen“ geben, für den Großhandel aufgrund der CoV-bedingten Gastronomie- und Hotelleriesperre aber ein „fettes Minus“, sagte der Geschäftsführer der AMA-Marketing, Michael Blass, am Mittwoch bei einer Onlinepressekonferenz. Laut dem Gastropanel der Firma Gastrodata sanken die Umsätze 2020 im Gastronomiegroßhandel um 28 Prozent auf 1,5 Mrd. Euro.

Grafik zum Einkauf von Frischwaren
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: RollAMA

Für die RollAMA führen 2.800 österreichische Haushalte Aufzeichnungen über ihre Einkäufe im Lebensmitteleinzelhandel, inklusive den Diskontern Hofer und Lidl. Die Untersuchung wird in Zusammenarbeit mit den Marktforschern GfK und KeyQU-EST durchgeführt. Basis ist das GfK-Haushaltspanel.

Stärkste Umsatzzuwächse während Lockdowns

Aufgrund der Lockdowns gab es die stärksten Frischwarenumsatzsteigerungen für die Einzelhändler im zweiten (20 Prozent), vierten (14 Prozent) und dritten Quartal (13 Prozent). Von Juli bis September lag das Erlösplus vor allem wegen der geöffneten Gastronomie aber nur bei sieben Prozent.

Die mengenmäßig größten Zuwächse gab es bei Kohlgemüse (plus 33 Prozent), Gemüsekonserven (plus 28 Prozent), Pilze und Trockenfertiggerichte (jeweils plus 22 Prozent) und Tiefkühlobst (plus 21 Prozent). Länger haltbare Produkte hätten „besonders gepunktet“, sagte der AMA-Marketingchef.

Bioanteil erstmals zweistellig

Aufgrund der CoV-Krise war die Frequenz in den Supermärkten hoch. Weniger Preisaktionen waren für die Händler notwendig, um die Frequenz zu steigern. Die Aktionsanteile sind im vergangenen Jahr laut RollAMA in allen Warengruppen leicht zurückgegangen. Die meisten Preisaktionen gab es bei Fertiggerichten sowie Fleisch und Wurst. „Für den Lebensmitteleinzelhandel war es nicht notwendig, so zu schleudern“, sagte Blass. Daraus sei aber „keine Trendwende ableitbar“.

Der Bioanteil bei den gekauften Lebensmitteln erreichte mit zehn Prozent erstmals einen zweistelligen Wert. „Wir werten das als Zeichen für ein gesteigertes Qualitätsbewusstsein der Konsumenten“, so der AMA-Marketingchef. Die Themen Regionalität, Bio und Qualität würden auch nach der Pandemie für die Konsumentinnen und Konsumenten wichtig bleiben.

Köstinger: „Bewusster Konsum von Lebensmitteln“

Viele heimische Bäuerinnen und Bauern haben von der gesteigerten Nachfrage im Pandemiejahr profitiert. „Wenn wir uns etwas positiv aus dem Jahr 2020 mitnehmen wollen, dann ist das sicher der bewusste Konsum von Lebensmitteln“, kommentierte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) die aktuellen AMA-Marketingdaten. „Die Qualität der Lebensmittel ist den Konsumentinnen und Konsumenten besonders wichtig.“

100.000 Tonnen Tiefkühlpizzen

Die Österreicher kauften 2020 auch so viele Tiefkühlprodukte wie nie zuvor, hieß es von Iglo. Den Zahlen zufolge kaufte jeder Haushalt im Durchschnitt 25 Kilogramm Tiefkühlpizza, -gemüse, -fisch und Ähnliches. Das waren um drei Kilo mehr als 2019.

Insgesamt wurden voriges Jahr 100.000 Tonnen Tiefkühlpizzen und andere Tiefkühlwaren von österreichischen Haushalten eingekauft (alle Angaben ohne Eis und Torten). Somit wurde ein Gesamtumsatz im Lebensmitteleinzelhandel von 537 Mio. Euro erzielt. Die Erlöse dieser Nahrungsmittelkategorie im Lebensmitteleinzelhandel wuchs im vergangenen Jahr um 19 Prozent, also fast ein Fünftel.

Besonders hohe Wachstumsraten verzeichneten die Segmente Fisch und Meeresfrüchte (plus 24,5 Prozent auf fast 170 Mio. Euro), Erdäpfel (plus 17,9 Prozent auf gut 61 Mio. Euro) und Gemüse (plus 17 Prozent auf gut 116 Mio. Euro).