Schüler beim Lernen zuhause – homelearning oder distance learning
Hermann Hammer
Hermann Hammer
Gesundheit

Weiter Anstieg von Belastung bei Schülern

Lockdown und Schulschließungen haben die psychische Belastung von Schülern und Schülerinnen weiter verstärkt. Das zeigt eine am Mittwoch präsentierte Sonderauswertung der Schulkostenerhebung der Arbeiterkammer (AK).

Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten gab an, dass sich die psychische Gesundheit der Kinder in den vergangenen Wochen verschlechterte. Für die Studie befragte SORA im Februar 1.234 Eltern mit 2.301 Schülern und Schülerinnen. 60 Prozent der Eltern fühlen sich durch die Betreuungsunsicherheit gestresst, das Fehlen von Sozialkontakten wirke sich auf die Kinder und Jugendlichen aus, so AK-Bildungsexpertin Elke Larcher.

Nach Angaben der Eltern kommt etwa die Hälfte der Schüler nicht mehr aus dem Bett, die Kinder und Jugendlichen seien energieloser und niedergeschlagener als noch vor einem Jahr. Ein Drittel hat laut Umfrage Schlafprobleme. „Hier schrillen wirklich die Alarmglocken, man muss wirklich besser auf die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen Rücksicht nehmen“, forderte Larcher. Das müsse auch in den Schulen passieren, Kinder und Jugendliche seien infolge der langen Pandemiezeit nicht mehr so aufnahme- und leistungsfähig.

Grafik zeigt Daten zu den Auswirkungen der CoV-Krise bei Schulkindern
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: AK/SORA

„Lernschere geht weiter auf“

Einmal mehr ortet die Studie Konsequenzen für den Bildungserfolg. Immer mehr Eltern rechnen damit, dass ihr Kind im Sommersemester zumindest in einigen Fächern Schwierigkeiten mit dem Lernstoff haben wird. Bei Eltern ohne Studienabschluss sind das sechs von zehn. „Die Lernschere geht weiter auf. Es ist massiv entscheidend, wie gut Eltern beim Lernen vor allem im Distanzmodus unterstützen können“, sagte AK-Bildungsexperte Philipp Schnell.

Er kritisiert, dass an den Schulen weder die Lernziele noch die Beurteilung maßgeblich angepasst worden seien. Ein Viertel der Eltern gibt an, dass ihre Kinder bei Tests oder Schularbeiten schlechter abschneiden als normalerweise. Mehr als jeder dritte Elternteil rechnet mit schlechteren Noten im Jahreszeugnis, neun Prozent erwarten, dass ihr Kind das Jahr wiederholen muss, und drei Prozent glauben, dass ihr Kind die Schule abbrechen könnte.

Fortschritte beim Distance-Learning

Verbessert habe sich die Organisation beim Distance-Learning, so Schnell. Nur noch zwei Prozent der Schüler haben heute kein Endgerät, um am Distance-Learning teilzunehmen, zu Beginn der Pandemie waren es laut AK noch 16 Prozent.

Laut einer eigenen Schülerbefragung der AK (967 Teilnehmer) fehlen allerdings in zwei von drei Klassen Kinder und Jugendliche beim Distance-Learning – weil sie daheim bzw. in der Lernbetreuung in der Schule nicht die notwendige Ausstattung haben oder sich nicht mehr zum Bildschirmunterricht aufraffen können. Insgesamt macht sich ein Fünftel große Sorgen, mit dem Fernunterricht nicht zurechtzukommen. Ebenso viele Schüler fühlen sich sehr unter Druck und haben Angst vor Tests und Schularbeiten.

Warnung vor psychischen Spätfolgen

Das Rote Kreuz warnte am Mittwoch vor psychischen Spätfolgen in den nächsten Jahren. „Im Moment stehen wir erst am Beginn dieser Entwicklung“, sagte Barbara Juen, Klinische und Gesundheitspsychologin der Universität Innsbruck und Fachliche Leiterin der Psychosozialen Betreuung im Österreichischen Roten Kreuz. Es braucht daher mehr niederschwellige und kostenlose Unterstützung für die Betroffenen. Derzeit gibt es niederschwellige Erstanlaufstellen des Roten Kreuzes – die Ö3-Kummernummer und die WhatsApp-Beratung time4friends für Jugendliche.