Homeoffice
APA/BARBARA GINDL
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Wirtschaft

Große Zufriedenheit mit Homeoffice

Die Coronavirus-Pandemie hat 1,5 Millionen Menschen ins Homeoffice wechseln lassen – zwei Drittel von ihnen erstmals in ihrer Karriere. Laut einer aktuellen Studie finden 90 Prozent, dass es gut funktioniert hat. Die Mehrheit will auch künftig von zu Hause arbeiten.

„Es gibt eine relativ hohe Übereinstimmung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern bei der Bewertung von Homeoffice“, stellte ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher bei der Vorstellung der OGM-Studie im Auftrag seines Ministeriums fest. Die meisten waren zufrieden damit, wie es funktioniert hat, und rund sechs von zehn Befragten sowohl auf Arbeitnehmer- wie auch auf Arbeitgeberseite gehen davon aus, dass beide Seiten profitiert haben.

Künftig ein bis zwei Tage pro Woche gewünscht

Die Mehrheit will das Arbeitsmodell auch nach der Pandemie weiterführen, am ehesten ein bis zwei Tage pro Woche, wie OGM-Experte Johannes Klotz festhielt. Tendenziell wollen die Arbeitnehmer aber künftig mehr Homeoffice als die Arbeitgeber, von denen 30 Prozent künftig ganz darauf verzichten würden. Zwölf Prozent der Arbeitnehmer könnten sich den völligen Umstieg ins Homeoffice vorstellen, während dieses Modell bei den Arbeitgebern durchfällt.

Pro und Kontra

Kocher verwies darauf, dass mehrheitlich eine Verbesserung bei der Arbeitsleistung und Produktivität erlebt wurde. Auch die Organisation der Arbeit wird von den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen mehrheitlich positiv erlebt. Problematisch bzw. negativ sind im Homeoffice hingegen Themen wie Teamwork, Arbeitsklima, Zusammengehörigkeitsgefühl und ganz besonders der Sozialkontakt. Auch die Einführung neuer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wird als schwierig erlebt.

Rund sechs von zehn Arbeitnehmern sehen durch Homeoffice eine Verbesserung bei Freizeit, Haushaltsarbeit und ganz allgemein der Lebensqualität. Nur 15 Prozent sehen demgegenüber in diesen Bereichen Verschlechterungen. Auch auf die Gesundheit werden häufiger positive als negative Auswirkungen wahrgenommen. Selbst bei der Kindererziehung gibt es mehr positive als negative Rückmeldungen.

Frauen vor negativen Auswirkungen schützen

Trotz dieser positiven Rückmeldung der Betroffenen sei noch vieles offen und müsse sich erst entwickeln, schränkte Kocher ein. Auch wenn es bei der Zufriedenheit keine großen Geschlechterunterschiede gegeben habe, dürfe man daraus keinesfalls ableiten, dass das Homeoffice-Gesetz ermöglichen solle, dass Frauen künftig gleichzeitig von daheim arbeiten und mehr Betreuung und Pflege leisten könnten. Das wäre eine völlige Illusion, sagte der Minister. Man werde auch nachschärfen müssen, wenn es negative Auswirkungen auf die Berufstätigkeit von Frauen geben sollte.

Änderungen in Kollektivverträgen?

Kocher wies darauf hin, dass grundsätzlich die im Büro gültigen gesetzlichen Regeln auch im Homeoffice in Kraft sind, etwa für Pausen und Arbeitszeiten. Ob es Änderungen in den Kollektivverträgen geben muss, müsse von den Sozialpartnern diskutiert werden. Dazu gehöre auch die Frage nach einer flexibleren Arbeitszeit.

Eine zentrale Frage dürfte es aber eher nicht werden, schätzte Kocher auf Basis der Umfrageergebnisse. Denn über 60 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hätten im Homeoffice abweichende Arbeitszeiten „voll und ganz“ akzeptabel gefunden, weitere 26 Prozent „eher akzeptabel“. Wenig überraschend fanden auch die Arbeitgeber abweichende Arbeitszeiten zu über 90 Prozent in Ordnung.

Streitpunkt Bezahlung außerhalb der Bürozeit

Deutliche Unterschiede gibt es dann allerdings bei der Vorstellung über die Bezahlung von Arbeit außerhalb der üblichen Bürozeiten. Die Mehrheit der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber will keine Zuschläge für Arbeit am Abend, in der Nacht oder am Wochenende zahlen, während nur ein Drittel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer darauf verzichten will. Extra Bezahlung nur, wenn die Arbeit außerhalb der Normzeit geleistet wird, würden aber 43 Prozent der Arbeitgeber und 32 Prozent der Arbeitnehmer akzeptieren.