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ORF.at/Georg Hummer
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Wirtschaft

Knapp 458.000 Menschen im März arbeitslos

Die Arbeitslosenzahlen sind im März deutlich gesunken, aber weiter auf hohem Niveau. Die Lockdowns und der Ausfall der Wintersaison belasten den Arbeitsmarkt. Ende März waren 457.817 Personen arbeitslos gemeldet oder in AMS-Schulung, das sind um 51.106 weniger als vergangenen Februar und um 104.705 weniger als im März 2020.

Vor einem Jahr befand sich Österreich im ersten harten Lockdown. Viele Menschen verloren ihren Job, und die Arbeitslosigkeit schoss nach oben. Zum Vergleich: Vor der Krise waren im März 2019 rund 369.000 Personen arbeitslos oder in AMS-Schulungen. Im Zweijahresvergleich sind die Arbeitslosenzahlen also noch um rund 89.000 höher.

Die Arbeitslosenquote lag Ende März bei 9,4 Prozent, ein Rückgang von 1,3 Prozentpunkten gegenüber Februar und 2,9 Prozentpunkten gegenüber März 2020. Das AMS verwendet bei den monatlichen Arbeitslosenzahlen immer den Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten stieg im März im Vergleich zu März 2020 laut vorläufiger Prognose um 2,5 Prozent auf 3,68 Millionen. Die Anzahl der sofort verfügbaren Stellen erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 21,9 Prozent auf rund 74.011.

Grafik zur Arbeitslosigkeit im März 2021
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: AMS

Kocher: „Konstant positiver Trend“

ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher ortet einen „konstant positiven Trend“ auf dem Arbeitsmarkt. „Insgesamt wirken noch die Öffnungsschritte im Handel und in den körpernahen Dienstleistungen, ebenso wie saisontypische Arbeitsaufnahmen vor allem im Bausektor“, so Kocher am Donnerstag in einer Aussendung. Eine langfristige Entspannung am Arbeitsmarkt sei „erst dann in Sicht, wenn wieder die behördlichen Schließungen aufgehoben werden können“, sagte Kocher im Ö1-Mittagsjournal.

Mit der Verlängerung der Kurzarbeit bis Ende Juni hätten Betriebe auch Planungssicherheit bis in den Sommer. Ende März waren noch rund 486.000 Personen zur Kurzarbeit angemeldet. Insgesamt hat das Arbeitsmarktservice (AMS) bisher rund 7,1 Mrd. Euro für die Coronavirus-Kurzarbeit ausgezahlt.

Kopf: „Erfreulicher Rückgang“, aber: „Krise nicht vorbei“

Für AMS-Vorstand Johannes Kopf zeigt der „erfreuliche Rückgang“ der März-Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahresmonat, „wie sehr wir gelernt haben, mit der Pandemie zu leben“. Ende März 2020 habe der Bau nicht zu arbeiten angefangen, es habe damals kaum Take-away und Zustellgeschäft gegeben, und Impf- und Testzentren seien noch nicht errichtet gewesen. Außerdem hatte vor einem Jahr ein Großteil des Handels österreichweit geschlossen und die Straßen waren leer. „Ein Vergleich mit März 2019 zeigt aber ebenso klar, dass diese schreckliche Krise bei aller Hoffnung auf eine baldige Impfung bei Weitem noch nicht vorbei ist“, so der AMS-Chef.

Rückgang in allen Bundesländern

Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es Ende März in allen Bundesländern einen Rückgang bei der Arbeitslosigkeit: Am stärksten fiel das Minus bei den Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern in Kärnten (minus 29,2 Prozent) aus, gefolgt von der Steiermark (minus 28 Prozent), Salzburg (minus 25,2 Prozent), Oberösterreich (minus 24,7 Prozent), Tirol (minus 21,4 Prozent), Niederösterreich (minus 21 Prozent) und dem Burgenland (minus 20,1 Prozent). Deutlich niedriger war der Rückgang in Wien (minus 8,7 Prozent) und Vorarlberg (minus 8,6 Prozent).

Tourismus am stärksten betroffen

Nach Branchen ist weiterhin der Tourismus am stärksten von den Lockdowns betroffen. Ende März waren 74.519 Arbeitskräfte aus dem Bereich Beherbergung und Gastronomie arbeitslos oder in AMS-Schulungen. Im Handel gab es 63.689 Arbeitslose und Schulungsteilnehmer, gefolgt von der Arbeitskräfteüberlassung (40.124 ohne Job), Warenproduktion (35.415), Bau (32.057), Verkehr und Lagerwesen (23.681) und im Gesundheits- und Sozialwesen (12.090).

Aufgrund der Coronavirus-Pandemie sind viele Arbeitslose deutlich länger auf Jobsuche. Die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen lag Ende März bereits bei 146.761, ein Plus von 39,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

SPÖ sieht Handlungsbedarf, NEOS drängt auf Impfung

Für SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch sind die sinkenden Arbeitslosenzahlen im März „eine trügerische Entspannung.“ Handlungsbedarf sieht er unter anderem bei Langzeitarbeitslosen und Notstandshilfebeziehern. Die SPÖ fordert die Ende März ausgelaufene, befristete Angleichung der Notstandshilfe an das Arbeitslosengeld zu verlängern.

NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker drängt auf schnellere CoV-Schutzimpfungen, um die Beschäftigung anzukurbeln: „Der Arbeitsmarkt wird nicht in Schwung kommen, solange die Bundesregierung weiterhin im Schneckentempo impft“, so Loacker. Wenn die Regierung außerdem weiter mit Beschränkungen und Lockdowns arbeitete und kein Ausstiegsmodell für die Kurzarbeit vorlege, werde die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt „auch nicht den dringend benötigten Turbo erhalten“.

AK fordert Hilfe für Junge, Lage für ÖGB „dramatisch“

Die Arbeiterkammer (AK) fordert öffentlich finanzierte Arbeitsplätze für junge Menschen und ältere Langzeitarbeitslose sowie eine Qualifizierungsoffensive für Green Jobs und eine Digitalisierungsoffensive im Bildungsbereich. „Mit dem Wiederaufbaufonds der EU hätte Österreich die Möglichkeit, über drei Milliarden Euro abzuholen und in die Schaffung von Jobs zu stecken“, so AK-Präsidentin Renate Anderl.

Für den Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Karlheinz Kopf, müssen nun Jobchancen besser sichtbar gemacht werden. „Wir haben trotz der coronabedingt hohen Arbeitslosigkeit nach wie vor einen Fachkräftemangel. Vom Elektroinstallateur bis hin zum IT-Spezialisten und zur Pflegerin gibt es großen Bedarf.“ Dafür müsse die Aus- und Weiterbildung stärker nach dem Bedarf am Arbeitsmarkt ausgerichtet werden.

Als „dramatisch“ sieht der Gewerkschaftsbund (ÖGB) den Anstieg der Langzeitarbeitslosen. Diese Personengruppe sei auch besonders von Armut gefährdet. „Dass die Bundesregierung angesichts dessen die Regelung zur erhöhten Notstandshilfe einfach auslaufen lässt, ist nicht nachzuvollziehen“, sagte ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann. Bei den wenigen offenen Stellen sei es „de facto unmöglich, dass alle schnell wieder Beschäftigung finden“.