Bub spielt im Kindergarten
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Coronavirus

Kindergärten überwiegend testfreie Zone

Während in den Schulen seit Anfang Februar Kinder und Jugendliche nur mit negativem Coronavirus-Test am Präsenzunterricht teilnehmen dürfen, sind die Kindergärten weiterhin überwiegend testfreie Zone. Doch in einigen Bundesländern finden gerade Pilotprojekte mit „Lollipoptests“ statt.

Zwar müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wöchentlich am Berufsgruppentest teilnehmen und bekommen teils zusätzlich Antigen-Tests, bei den Kindern findet hingegen kein Screening statt. In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland setzt man derzeit allerdings auf die „Lollipoptests“. Getestet wird der Lutscher, der bei Erwachsenen bereits verwendet wird, an ein- bis sechsjährigen Kindern.

In Niederösterreich und dem Burgenland setzt man dabei auf Antigen-Tests, Wien erprobt hingegen PCR-Lutschertests bei den Jüngsten. Derzeit läuft an fünf Kindergärten eine mehrwöchige Studie unter Mitwirkung der Leiterin des Instituts für Labordiagnostik in der Wiener Klinik Favoriten, Manuela Födinger, die bereits den Gurgeltest miterfunden hat. Über den Zeitpunkt der großflächigen Anwendung wurde noch nicht entschieden.

PCR-Test: Auswertung dauert länger

Als Herausforderung gilt, für den PCR-Test eine ausreichende Menge an Speichel über diesen Lutscher zu gewinnen. Zumindest bei Erwachsenen funktioniere das sehr gut, hieß es. Die Auswertung der PCR-Tests dauert zwar länger als bei den Schnelltests, dafür muss bei einem etwaigen positiven Ergebnis nicht noch einmal eine Untersuchung durchgeführt werden.

„Entscheidend ist für die Stadt Wien das hohe Qualitätsniveau derartiger Tests, weil wir keine falsche Sicherheit vermitteln wollen“, sagte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) in einer Stellungnahme. Auch der Wiener Bildungsstadtrat, Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS), sieht in der Überprüfung der Treffsicherheit dieser Tests eine Möglichkeit, den Kindergartenbesuch noch sicherer zu machen.

Zuerst Evaluation abwarten

In Niederösterreich und dem Burgenland wurden Pilotprojekte mit den „Lollipoptests“, bei denen der Lutscher eine gewisse Zeitlang im vorderen Mundbereich hin und her bewegt wird, nach Ostern gestartet. Im Burgenland wurden dafür rund um die Osterfeiertage rund 11.000 Stück an die Eltern aller Kindergarten- und Krippenkinder ausgehändigt und diese gebeten, sie mit den Kleinen vor Rückkehr in die Einrichtung durchzuführen.

Aufgrund des Lockdowns befindet sich derzeit nur gut ein Viertel der Kinder im Kindergarten bzw. in der Krippe. Eine Bilanz ist laut dem Büro von Bildungslandesrätin Daniela Winkler (SPÖ) daher noch nicht möglich. Es lasse sich somit auch noch nicht sagen, ob eine Wiederholung der Aktion, ob regelmäßig oder im Anlassfall, kommt.

In Niederösterreich findet das Pilotprojekt in fünf Landeskindergärten statt. Bei Einverständnis der Eltern wird der Test von den Kindern selbst zweimal pro Woche vor Betreten des Gruppenraums durchgeführt und das Ergebnis dann nach 15 Minuten von den Pädagoginnen abgelesen. Geplant ist eine Projektdauer von acht Wochen, nach zwei Wochen wird evaluiert. Sollten die „Lollipoptests“ gut angenommen werden, soll das Testverfahren noch vor Ende des Pilotprojekts in ganz Niederösterreich ausgerollt werden.

Kritik an mangelnder Strategie

In allen anderen Bundesländern findet derzeit keine systematische Testung von Kindergartenkindern statt. Das Netzwerk Elementare Bildung in Österreich (NeBÖ) hatte das zuletzt kritisiert, immerhin sei im Kindergarten weder das Einhalten von Sicherheitsabständen noch das Maskentragen immer möglich.

In Tirol will man nun „auf Basis der Erfahrungswerte“, die in Niederösterreich bei der „Lollipop“-Pilotstudie gesammelt werden, den Einsatz solcher CoV-Tests „evaluieren und entscheiden“. Auch aus dem Büro der steirischen Bildungslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) hieß es, dass man den Pilotversuch in Niederösterreich „mit großem Interesse“ beobachte.

Warten auf Pilotprojekte

In Kärnten verwies ein Sprecher von Kindergartenreferent und Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) darauf, dass eine mögliche Ausweitung von Tests auf Kleinkinder demnächst Thema bei den Landesbildungsreferenten sei. In Salzburg werden Kinder aktuell nur getestet, wenn es im Umfeld einen Infektionsfall gibt. Dort sind, wie auch in Vorarlberg, derzeit auch keine präventiven Testungen in den Kindergärten angedacht.

In Oberösterreich wurden unterdessen „Lollipoptests“ zu einem anderen Zweck angeschafft: Ab kommender Woche sollen sie in den oberösterreichischen Krankenanstalten bei der Aufnahme von Kindern zum Einsatz kommen.