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Umwelt & Klima

Treibhausgasemissionen steigen wieder

Nach einer pandemiebedingten Abnahme im Jahr 2020 werden die Treibhausgas-Emissionen (THG) ab heuer wieder steigen. 2022 würden sie nur noch knapp unter jenen von 1990 – dem Basisjahr des Kyoto-Protokolls – liegen, wie aus einer aktuellen Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) hervorgeht.

In der THG-Bilanz des Umweltbundesamts für 2019 kam es noch zu einem Anstieg von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und somit zu 79,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent. Für das Jahr 2020 gehen die WIFO-Ökonomen von einem Rückgang der klimaschädlichen THG-Emissionen von 7,6 Prozent im Vergleich zu 2019 auf 73,7 Millionen Tonnen aus, laut Autoren der niedrigste Wert der vergangenen 30 Jahre.

Plus zwei Prozent 2021,plus 3,7 Prozent 2022

2021 und in den Folgejahren werden die THG-Emissionen wieder steigen, jedoch werde sich der Anstieg deutlich vom prognostizierten Wirtschaftswachstum unterscheiden, so das Ergebnis einer WIFO-Studie. Der Grund dafür sei, dass die Herstellung von Waren, die emissionsintensive Sektoren umfasst, bereits 2021 stärker wachsen werde und Sektoren mit geringeren Emissionen wie die Gastronomie und Beherbergung erst 2022 aufholen würden.

Heuer steigen die prognostizierten THG-Emissionen um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 75,2 Millionen Tonnen – ausgehend von 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum, 2022 soll dann ein Plus 3,7 Prozent bei den THG (77,9 Millionen Tonnen) gegenüber 2021 einem Plus von 4,7 Prozent Wirtschaftswachstum gegenüber stehen, da der Anstieg etwa bei den Dienstleistern mit weniger Emissionen verbunden ist.

2022 noch knapp niedriger als vor CoV

„Im Jahr 2022 dürften die Treibhausgasemissionen folglich noch um knapp zwei Millionen Tonnen niedriger als 2019 sein und somit etwas niedriger als 1990, dem Basisjahr des Kyoto-Protokolls mit 78,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente“, so das WIFO. Das 2005 in Kraft getretene Abkommen legte erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den THG-Emissionen ausgehend vom Niveau des Jahres 1990 fest. Österreich erreichte die vorgesehenen Emissionsminderungen bisher nicht.

Zu ihren Ergebnissen kamen die Ökonomen mit ihrem Prognose-Tool, dem Input-Output basierten Modell namens ALICE, dessen primärer Zweck die Beurteilung der Klimaverträglichkeit wirtschaftspolitischer Maßnahmen ist. Entwickelt haben es die WIFO-Ökonomen Mark Sommer, Franz Sinabell und Gerhard Streicher. Im Vorjahr wurde es präsentiert und erstmals angewendet. In den Berechnungen sind Landnutzung, deren Änderung und Forstwirtschaft ausgeklammert. Beim Wirtschaftswachstum griff man dabei zu den Werten des „Lockdown“-Szenarios.

Das Tool soll Entscheidungstragende dabei unterstützen, Maßnahmen zu identifizieren, die Österreich auf einen Pfad der Wirtschaftsentwicklung ausrichten, der eine Entkopplung von fossilen Rohstoffen und Energieträgern ermöglicht. Sieht man sich jedoch die WIFO-Prognose beim Segment Verkehr an, zeigt sich hier eine wenige gute Entwicklung: Schon 2022 liegt hier der Ausstoß wieder bei 24,3 Millionen Tonnen THG, und damit nur 0,1 Tonnen unter dem Wert von 2019, und das wäre ein Plus von fast zehn Prozent (9,7) statt der 3,7 Prozent Gesamtanstieg.