Luftansicht des zerstörten Reaktors Tschernobyl 1986
AP/Volodymyr Repik
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Umwelt

35 Jahre Tschernobyl: Böden weiter belastet

Auch 35 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sind die Böden in Österreich noch immer mit radioaktivem Cäsium-137 belastet. Die höchsten Werte verzeichnen Gebiete in Oberösterreich, Kärnten, Salzburg und der Steiermark.

Am 26. April 1986 ereignete sich die bisher größte nukleare Katastrophe: Nach einem simulierten Stromausfall schlug die Notabschaltung des Reaktorblocks 4 des Atomkraftwerks „Lenin“ in Tschernobyl fehl – um 1.23 Uhr geriet die Anlage außer Kontrolle und explodierte. In den Flammen stiegen die radioaktiven Partikel auf, die der Wind schließlich über ganz Europa verbreitete.

Nicht nur der Norden der Ukraine, auf deren heutigem Territorium das Unglück geschah, wurde 1986 verstrahlt. Die radioaktive Wolke traf vor allem das benachbarte Weißrussland und den Westen Russlands, dann verteilte sie sich Richtung Skandinavien und Westeuropa. Bis heute herrscht über die Opferzahl Unklarheit: Während Greenpeace von mehr als 90.000 Toten ausgeht, spricht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von bis zu 17.000 Toten.

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Der zerstörte Reaktor, wenige Tage nach der Katastrophe
APA/AFP/VLADIMIR REPIK
Der zerstörte Reaktor, wenige Tage nach der Katastrophe
Der zerstörte Reaktor, wenige Tage nach der Katastrophe
APA/AFP/VLADIMIR REPIK
Der zerstörte Reaktor, wenige Tage nach der Katastrophe
Luftaufnahme des zerstörten Reaktorblocks.
APA/DPA
Luftaufnahme des zerstörten Reaktorblocks.
Der explodierte Reaktor im August 1986
APA/AFP/ZUFAROV
Der explodierte Reaktor im August 1986
Spezialeinheiten messen im Mai 1986 auf einem Feld innerhalb der Sicherheitszone die Radioaktivität. Nach dem Unfall wurden 5.000 Qudadratkilometer rund um Tschernobyl und im nahen Weißrussland gesperrt.
APA/DPA
Spezialeinheiten messen im Mai 1986 auf einem Feld innerhalb der Sicherheitszone die Radioaktivität. Nach dem Unfall wurden 5.000 Qudadratkilometer rund um Tschernobyl und im nahen Weißrussland gesperrt.
Die Aufräumarbeiten nach dem Unglück waren zu einem sehr großen Anteil reine Handarbeit. Nach Schätzungen wurden rund 600.000 Menschen einer starken Strahlenbelastung ausgesetzt, unter den Bergungsmannschaften gab es bis 1995 etwa 6000 Tote.
APA/DPA
Die Aufräumarbeiten nach dem Unglück waren zu einem sehr großen Anteil reine Handarbeit. Nach Schätzungen wurden rund 600.000 Menschen einer starken Strahlenbelastung ausgesetzt, unter den Bergungsmannschaften gab es bis 1995 etwa 6000 Tote.
Das Atomkraftwerk von Tschernobyl, etwa zehn Jahre nach dem Unfall.
APA/GREENPEACE/Shirley
Das Atomkraftwerk von Tschernobyl, etwa zehn Jahre nach dem Unfall.
Blick von Pripyat aus auf den vierten Reaktorblock des Atomkraftwerkes Tschernobyl, aufgenommen im März 2011.
APA/HELMUT FOHRINGER
Blick von Pripyat aus auf den vierten Reaktorblock des Atomkraftwerkes Tschernobyl, aufgenommen im März 2011.
Blick auf das Riesenrad von Pripyat, aufgenommen vor zehn Jahren im März 2011.
APA/HELMUT FOHRINGER
Blick auf das Riesenrad von Pripyat, aufgenommen vor zehn Jahren im März 2011.
Pripyat im März 2011.
APA/HELMUT FOHRINGER
Pripyat im März 2011.
Impression aus der ehemaligen Schule von Pripyat, aufgenommen im März 2011.
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Impression aus der ehemaligen Schule von Pripyat, aufgenommen im März 2011.
Impression aus Pripyat, aufgenommen im März 2011.
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Impression aus Pripyat, aufgenommen im März 2011.
Impression aus dem ehemaligen Kindergarten der Geisterstadt Pripyat, aufgenommen im März 2011.
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Impression aus dem ehemaligen Kindergarten in Pripyat, aufgenommen im März 2011.
Ein vor 35 Jahren verlassenes Gebäude der Geisterstadt Pripyat.
APA/HELMUT FOHRINGER
Ein vor 35 Jahren verlassenes Gebäude in Pripyat.
Pribyat ist heute eine Geisterstadt.
APA/AFP/GENYA SAVILOV
Pribyat ist heute eine Geisterstadt.
Blick in das ehemalige Theater der Geisterstadt Pripyat.
APA/HELMUT FOHRINGER
Blick in das ehemalige Theater von Pripyat.
Impression aus der ehemaligen Turnhalle von Pribyat. Mittlerweile hat sich die Geisterstadt zu einer Art Touristenattraktion entwickelt.
APA/HELMUT FOHRINGER
Impression aus der ehemaligen Turnhalle von Pribyat. Mittlerweile hat sich die Geisterstadt zu einer Art Touristenattraktion entwickelt.
Das Atomkraftwerk von Tschernobyl – 35 Jahre nach der Reaktorkatastrophe
APA/AFP/GENYA SAVILOV
Das Atomkraftwerk von Tschernobyl – 35 Jahre nach der Reaktorkatastrophe

Vollautomatisches Messnetz in Österreich

Zur raschen Erkennung und Beurteilung großräumiger radioaktiver Kontamination in Österreich begann das damalige Bundesministerium für Gesundheit und Umweltschutz schon im Jahr 1975 mit der Errichtung des Strahlenfrühwarnsystems. Im Jahr 1986 war es das einzige vollautomatische Messnetz in Europa. Mittlerweile sind in allen europäischen Ländern vergleichbare Systeme errichtet worden. Seit 2003 betreibt das Umweltbundesamt im Auftrag des Umweltministeriums das österreichische Strahlenfrühwarnsystem.

Oberösterreich und Steiermark stark betroffen

Österreich war durch die damals herrschenden Witterungsbedingungen im Vergleich zu anderen mitteleuropäischen Staaten besonders belastet. Besonders stark betroffen war Oberösterreich – mehr dazu in ooe.ORF.at.

35 Jahre später ist etwas weniger als die Hälfte des radioaktiven Materials in den Waldböden abgebaut, Cäsium-137 sei aber immer noch messbar, so Ewald Plantosar, der Strahlenschutzbeauftragte des Landes Steiermark – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Bodenbelastung durch Cäsium-137 im Mai 1986
BORIS Datenbank / Umweltbundesamt

Erhöhte Strahlenwerte bis heute auf Almen

Vergleichsweise stark ist die Strahlung nach wie vor auch in den Salzburger Almgebieten in den Hohen Tauern feststellbar. Dort ging damals besonders viel radioaktiver Niederschlag nieder – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

In Niederösterreich waren Nahrungsmittel wie Fleisch, Milch und Gemüse nach der Katastrophe schwer belastet. Bis heute sind erhöhte Werte vor allem im westlichen Niederösterreich messbar – mehr dazu in noe.ORF.at.

Bodenbelastung durch Cäsium-137 im Jahr 2021
BORIS Datenbank / Umweltbundesamt

Grünbewuchs in Tirol nicht mehr betroffen

In Tirol werden alle zwei Jahre Bodenproben genommen. Der Grünbewuchs sei nicht mehr betroffen, hier finde man keine Radionuklide mehr, so Stefan Thaler von der Abteilung für Krisen- und Katastrophenmanagement des Landes Tirol. Ein Grund dafür sei, dass die landwirtschaftlich betriebenen Flächen immer wieder umgepflügt würden und dass es so zu einer Verdünnung komme – mehr dazu in tirol.ORF.at.

In Vorarlberg ist praktisch keine Erhöhung der Caesium-137-Aktivität mehr messbar. Die Dichte an Messstellen ist in Vorarlberg dafür besonders hoch – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Der Blick auf die Europakarte zeigt, dass Österreich von aktuell mehr als 100 Atomreaktoren umringt ist, 13 der 27 EU-Mitgliedsstaaten betreiben Atomkraftwerke. Seit Jahren setzt sich vor allem das Land Kärnten für eine Schließung des AKW Krsko in Slowenien ein, das in einem Erdbebengebiet liegt – mehr dazu in kaernten.ORF.at.