Mädchen beim Schwimmen
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Coronavirus

160.000 Kinder können nicht schwimmen

Mehr und mehr Kinder können nicht schwimmen. Die CoV-Pandemie hat dazu geführt, dass der Schwimmunterricht oft nicht stattfand. Landesweit können rund 160.000 Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre nicht schwimmen – davon mehr als 130.000 im Alter bis neun Jahre.

Vor der Pandemie schwammen Schülerinnen und Schüler rund 6.200.000 Stunden pro Semester, davon entfielen laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) durch die Pandemie 4.200.000 Stunden pro Halbjahr. Großteils nicht abgehalten wurde auch der Schwimmunterricht in Volksschulen, auch sonst waren Kinder seit Pandemiebeginn weniger im Wasser als die Jahre zuvor.

Laut einer aktuellen KFV-Umfrage war sogar knapp ein Drittel der Kinder im vergangenen Jahr überhaupt nie schwimmen, vor der Pandemie waren es im Jahr 2019 mit 14 Prozent halb so viele. Bei den Erwachsenen, die in den vergangenen zwölf Monaten gar nicht schwimmen waren, hat sich der Anteil mehr als verdoppelt – von 20 Prozent 2019 auf 44 Prozent heuer.

„Unvergleichbare Überlebenstechnik“

„Schwimmen ist eine unvergleichbare Überlebenstechnik, deshalb ist es für jedes einzelne Kind ganz besonders wichtig, schwimmen zu lernen. Und das braucht Zeit, Übung und auch Erfahrung mit dem Element Wasser“, sagte Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Forschungsbereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV.

Dem Schwimmunterricht im Rahmen des Schulsportes kommt hierbei eine große Bedeutung zu. So wird normalerweise sichergestellt, dass alle Kinder unabhängig von ihrer sozialen Herkunft Zugang zu Schwimmkursen bekommen. „Wenn wir nicht hinnehmen wollen, dass auf Dauer viele Kinder – vor allem aus sozial schwächer gestellten Familien, die sich Privatschwimmkurse schlichtweg nicht leisten können – nicht schwimmen können, muss eine ambitionierte und beherzte Aufholjagd auf allen Ebenen begonnen werden“, forderte Karner.

22 bis 47 Menschen ertrinken pro Jahr

In Österreich sterben laut KFV jährlich zwischen 22 und 47 Personen an den Folgen eines Ertrinkungsunfalls. Bei tödlichen Kinderunfällen ist Ertrinken die zweithäufigste Todesursache. „Auf jedes Kind, das ertrinkt, kommt statistisch gesehen noch ein Kind dazu, das zwar gerettet wurde, aber mit schweren Gehirnschäden leben muss“, sagte Trauner-Karner.

Das KFV hatte im April und Mai 2.300 Österreicherinnen und Österreicher befragt und die Ergebnisse auf die Bevölkerung hochgerechnet. Dabei kam heraus, dass sieben, acht Prozent der österreichischen Bevölkerung über fünf Jahre – das sind zwischen 600.000 und 700.000 Personen – nicht schwimmen können. Jeder fünfte Befragte schätzt seine Schwimmfähigkeiten als (sehr) unsicher bis mittelmäßig ein.

Wie in vielen anderen Bereichen verstärkte die Pandemie auch beim Thema Schwimmen die bereits bestehenden Unterschiede in den Bevölkerungsgruppen. Sozial schwächer Gestellte hatten in den vergangenen Monaten die wenigsten Möglichkeiten, eine für sie sichere Schwimminfrastruktur zu nutzen, so das KFV.