AMS Arbeitsmarktservice Arbeitslos
APA/Herbert Neubauer
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Wirtschaft

Arbeitslosigkeit im Juni weiter gesunken

Die Öffnungen von Mitte Mai und der Wirtschaftsaufschwung wirken sich weiter positiv auf den Arbeitsmarkt aus. Im Juni sank die Arbeitslosigkeit weiter – sie liegt aber weiterhin über dem Vorkrisenniveau.

Ende Juni waren 360.149 Personen arbeitslos gemeldet bzw. in einer Schulung des Arbeitsmarktservice (AMS), das sind um 32.149 weniger als im Vormonat Mai und um 103.356 weniger als im Juni 2020. Zum Vergleich: Vor der Coronavirus-Krise waren im Juni 2019 rund 324.000 Personen arbeitslos bzw. in AMS-Schulungen. Im Zweijahresvergleich sind die Arbeitslosenzahlen also noch um rund 36.000 höher.

Die Arbeitslosenquote lag Ende Juni bei sieben Prozent, ein Rückgang von 0,7 Prozentpunkten gegenüber Mai und 3,1 Prozentpunkten gegenüber Juni 2020. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten stieg im Juni im Vergleich zu Juni 2020 laut vorläufiger Prognose um 3,7 Prozent auf 3,86 Millionen. Die Anzahl der sofort verfügbaren Stellen erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 72,4 Prozent auf 108.966.

Kocher verweist auf Rolle von Kurzarbeit

„Mit 3,8 Mio. Beschäftigten haben wir schon im Mai erstmals das Beschäftigungsniveau von vor der Krise erreicht“, kommentierte ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher die aktuellen Arbeitsmarktdaten. Diese positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt kurble auch die Konjunktur an. „Daher war es wichtig, mit der Kurzarbeit Phase fünf ein Modell bereitzustellen, das die anlaufende Dynamik nicht bremst“, so Kocher. Ab 1. Juli startet die CoV-Kurzarbeitsphase fünf mit zwei Varianten.

Ende Juni waren noch rund 296.000 Personen für die Phase vier der Kurzarbeit angemeldet, die tatsächliche Zahl der Kurzarbeitenden wird aufgrund der Öffnungen deutlich niedriger ausfallen. Eine erste vorläufige Zahl der Abrechnungen für Juni wird sich laut Arbeitsministerium erst im August abschätzen lassen.

So viele sofort verfügbare Stellen wie nie

Die Anzahl der sofort verfügbaren Stellen schnellte im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat um 72,4 Prozent auf 108.966 nach oben. Noch nie seien beim AMS so viele offene Stellen gemeldet gewesen und noch nie wurden in einem Juni so viele offene Stellen als besetzt abgebucht, sagte AMS-Vorstand Johannes Kopf. Diese „enorme Dynamik“ zeige sich auch im Rückgang der Arbeitslosenzahlen. Es gebe aber „noch immer eine eindeutig zu hohe Arbeitslosigkeit in Österreich“.

Aufgrund der Pandemie sind viele Arbeitslose deutlich länger auf Jobsuche. Die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen lag Ende Juni bei 138.277, ein Plus von 16,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr und plus 41 Prozent gegenüber Juni 2019. Ab 1. Juli startet das AMS das „Sprungbrett“-Programm für Langzeitarbeitslose. 50.000 Langzeitbeschäftigungslose sollen mit Hilfe von Lohnkostenzuschüssen und gemeinnütziger Arbeitskräfteüberlassung bis Ende 2022 wieder einen Job finden.

Rückgang in allen Bundesländern

Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es Ende Juni in allen Bundesländern einen Rückgang bei der Arbeitslosigkeit: Am stärksten fiel das Minus bei den Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern in Tirol (minus 39,1 Prozent), Salzburg (minus 37,9 Prozent) und Kärnten (minus 30 Prozent) aus, gefolgt von der Steiermark (minus 26 Prozent) Oberösterreich (minus 25,2 Prozent), Vorarlberg (minus 23,5 Prozent) und Niederösterreich (minus 23,5 Prozent). Den geringsten Rückgang gab es im Burgenland (minus 18,9 Prozent) und in Wien (minus 14,1 Prozent).

Viele Arbeitslose fanden wieder Job

Aufgrund der Öffnungen haben viele Arbeitslose wieder einen Job gefunden. Ende Juni gab es 38.701 Arbeitslose und Schulungsteilnehmer, die zuvor im Tourismus bzw. in der Gastronomie gearbeitet hatten. Das ist ein Rückgang von 47 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Ebenfalls stark ging die Arbeitslosigkeit im Verkehr- und Lagerwesen (minus 29,4 Prozent), bei der Arbeitskräfteüberlassung (minus 24,7 Prozent), am Bau (minus 23,6 Prozent) und bei der Warenerzeugung (minus 20,3 Prozent) zurück.

Etwas niedriger fiel der Rückgang im Handel (minus 18,8 Prozent) und im Gesundheits- und Sozialwesen (minus 10,5 Prozent) aus. Gute Nachrichten gibt es auch auf dem Lehrstellenmarkt: Für aktuell 6.007 Lehrstellensuchende sind 6.527 offene Lehrstellen sofort verfügbar.

Arbeitslosenquote fällt auch im Euro-Raum

Auch die Arbeitslosigkeit in der gesamten Euro-Zone ist im Mai überraschend gesunken. Die saisonbereinigte Quote fiel auf 7,9 Prozent, nach revidiert 8,1 Prozent im April, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Fachleute hatten für Mai mit einer Stagnation gerechnet, nachdem von Eurostat zunächst ein Wert von 8,0 Prozent für April ermittelt worden war.

Wie stark die Pandemie die Erwerbslosigkeit noch immer beeinflusst, zeigt der Vergleich mit dem Vorjahr: Im Mai 2020 lag die Quote bei lediglich 7,5 Prozent. In der Euro-Zone waren im Mai 2021 insgesamt 12,792 Millionen Menschen arbeitslos registriert – das waren 306.000 weniger als im April, aber 803.000 mehr als im Vorjahresmonat. Relativ niedrig ist die Arbeitslosenquote in Deutschland mit im Mai 3,7 Prozent. Die höchsten Erwerbslosenquoten weisen Griechenland (15,4 Prozent) und Spanien (15,3 Prozent) auf.