Filmstill aus „The Trouble With Being Born“
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Kultur

Filmpreis für „The Trouble With Being Born“

Sandra Wollners „The Trouble With Being Born“ ist der große Gewinner beim 11. Österreichischen Filmpreis: Die Sci-Fi-Dystopie über einen kindlichen Androiden räumte bei der Gala Donnerstagabend in der Wiener Marx-Halle vier Auszeichnungen ab, darunter jene für den besten Film und die beste Regie.

In „The Trouble With Being Born“ schickt Wollner den kindlichen, zunächst weiblichen Androiden Elli auf eine wahre Odyssee und thematisiert damit nicht nur das Verhältnis zwischen Mensch und Technik, sondern stellt auch moralische Fragen und lässt das Publikum über die Bedeutung von Emotion sinnieren. „Tausend Dank, es ist mir wirklich eine Ehre“, sagte die Regisseurin, die ihr ganzes „fantastisches Team“ hervorhob. „Das sagen zwar alle, aber wir hatten wirklich das beste!“

Mit Standing Ovations wurde bei der von Arash T. und Arman T. Riahi gestalteten Preisverleihung Christine Ostermayer bedacht, die mit dem Flüchtlingsdrama „Ein bisschen bleiben wir noch“ als beste Schauspielerin reüssieren konnte. „Ich bin sprachlos. Bei mir hängt es wahrscheinlich damit zusammen – nicht böse sein –, dass ich ein Alter erreicht habe, wo man denkt: Die wird eh bald weggehen.“

Prenn bedankt sich per Videobotschaft

Ihr männliches Pendant, Thomas Prenn, mimt in „Hochwald“ Mario, der als Außenseiter in einem Südtiroler Bergdorf eine ereignisreiche Selbstfindung hinlegt. Seine Trophäe konnte er aber nicht persönlich entgegennehmen, weilt Prenn doch für die Premiere von Sebastian Meises „Die Große Freiheit“ bei den Filmfestspielen in Cannes. Per Videobotschaft hielt er aber fest: „Diese Auszeichnung soll bei meinen Eltern stehen, weil ich anders als die Figur, von der wir erzählen, in großer Liebe aufwachsen darf.“

In den Nebendarstellerkategorien setzten sich Omid Memar („7500“) und Edita Malovcic („Quo Vadis, Aida?“) durch. Das Kriegsdrama von Regisseurin Jasmila Zbanic, das es für Bosnien-Herzegowina heuer auf die Nominierungsliste für den Auslandsoscar geschafft hatte, wurde noch in zwei weiteren Sparten prämiert: Christine A. Maier erhielt die Trophäe für die beste Kamera, Hannes Salat war für das beste Szenenbild zuständig.

Favorit blieb hinter Erwartungen zurück

Auf ebenso viele Auszeichnungen brachte es Evi Romens „Hochwald“: Neben Prenns Darstellerpreis wurde die erste Regiearbeit der langjährigen Editorin und Drehbuchautorin noch für das beste Kostümbild (Cinzia Cioffi) und die beste Musik (Florian Horwath) geehrt.

Damit hatte der hinsichtlich der Gewinnchancen als Favorit in den Abend gegangene Film letztlich aber das Nachsehen gegenüber „The Trouble With Being Born“: Wollners Arbeit, die bereits bei Berlinale, Diagonale und Viennale ausgezeichnet wurde, holte sich auch die beste Tongestaltung (Johannes Schmelzer-Ziringer, Peter Kutin, Simon Peter) und die beste Maske (Gaby Grünwald).

Preise für „Die Dohnal“ und „7500“

Mit zwei Trophäen ging das Team von „Die Dohnal“ nach Hause: Sabine Derflingers Politikerinnenporträt wurde nicht nur als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet, für Niki Mossböck gab es zudem die Trophäe für den besten Schnitt.

Im Gleichschritt dazu war Patrick Vollraths Flugzeugthriller „7500“ unterwegs, der abseits des Nebendarstellerpreises auch für das beste Drehbuch (Vollrath, Senad Halilbasic) geehrt wurde. Komplettiert wurde der Gewinnerreigen durch Dominik Hartl (bester Kurzfilm für „Die Waschmaschine“) sowie Erwin Wagenhofers „But Beautiful“, das den seit dem Vorjahr vergebenen Preis für den publikumsstärksten Film einheimste.

13 Produktionen, die der ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierte, gingen am Donnerstag ins Rennen. Insgesamt waren die Filme in 15 Kategorien 45-mal nominiert.

Verleihung im Sommer statt im Jänner

Ungewohnt war der von der Österreichische Filmakademie ausgerichtete Abend insofern, als man coronavirusbedingt den traditionellen Jänner-Termin nicht einhalten konnte. Stattdessen wurden nun am bisher heißesten Tag des Jahres in der Marx-Halle die Fächer von Preisträgern und Publikum geschwungen. Die Riahi-Brüder wiederum setzten auf eine betont lockere und unprätentiöse Gala, bei der die in der ersten Reihe sitzende Schauspielerin Michaela Schausberger eingangs damit „überrascht“ wurde, für die Moderation zuständig zu sein.

Auch sonst lief der Schmäh, wurde Diversität großgeschrieben und eine Vielzahl an Filmschaffenden mit in die Show einbezogen – eine bunte Party, die den Film feierte. Die Freude über das Wiedersehen nach langen Monaten des Kulturstillstands war durchwegs spürbar.