Fast jeder hat Cash eingesteckt

Die Österreicherinnen und Österreicher hängen am Bargeld. 88 Prozent haben meist Bargeld bei sich, wie aus einer Untersuchung von Uniqe Research für das Finanzministerium hervorgeht. Die Coronavirus-Pandemie habe daran kaum etwas geändert.

„Bargeld ist allüberall“, sagte Meinungsforscher Peter Hajek. „Wir sehen hier ganz klar, dass die Generation 60plus die Bargeldgeneration ist.“ Bar- und Kartenzahlungen hielten sich insgesamt in etwa die Waage. „Eigentlich hat die Pandemie an der Einstellung und das Verhalten zum Bargeld relativ wenig verändert.“

Immer mehr zahlen mit Karte

Auch jene Österreicherinnen und Österreich, die angeben mehr mit Karte zu zahlen, haben zu 76 Prozent Cash eingesteckt. Je jünger die Befragten, desto eher geben sie an, meist mit Karte zu zahlen. Und umgekehrt: Je älter die Befragte, desto öfter sagen sie, sie zahlen in bar.

Insgesamt haben Kartenzahlerinnen und Kartzenzahler inzwischen aber die Nase vorne: 40 Prozent der Befragten zahlen ihren Angaben zufolge öfter mit Karte, bei 38 Prozent halten sich Karten- und Bargeldzahlungen die Waage und nur mehr 22 Prozent sagen, meist mit Cash zu zahlen. Signifikant mehr mit Bargeld bezahlt wird von der Generation 60plus, von kinderlosen Haushalten, von Menschen im ländlichen Raum und von solchen mit geringerem Einkommen.

Es fällt auf, dass jene Personen, die eher bar zahlen, öfter sagen, einen guten Überblick über ihre persönlichen Finanzen zu haben – den insgesamt 95 Prozent mehr oder weniger stark haben wollen, wie sie angeben. Auch Männer, über 60 Jahre alte Menschen und Haushalte ohne Kinder betonen stärker, den Überblick über ihre Finanzen zu haben.

EU diskutiert über Cash-Obergrenze

Das Thema sei jedenfalls ein Emotionales. Zuletzt flammte es wieder auf, als bekanntwurde, dass die EU-Kommission im Kampf gegen Geldwäsche Cash-Zahlungen über 10.000 Euro verbieten will. 47 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sehen Bargeld-Zahlungsbegrenzungen jedoch skeptisch, 35 Prozent finden eine solche begrüßenswert, 19 Prozent wollten keine Einschätzung abgeben.

50 Prozent (Männer: 52 Prozent, Frauen: 42 Prozent) wollen, dass Bargeldzahlungen unbeschränkt möglich bleiben, 30 Prozent sind dagegen. 65 Prozent sind stark dafür, dass die Möglichkeit von Bargeldzahlungen erhalten bleibt. Weitere 22 Prozent sind eher dafür. 80 Prozent sind sehr skeptisch gegenüber einer Cash-Begrenzung, weitere zwölf Prozent eher.

Blümel gegen Obergrenze

Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) bekräftigte am Donnerstag bei der Präsentation der Umfrage seine ablehnende Haltung gegenüber der 10.000-Euro-Begrenzung für Barzahlungen. Er sei zwar dafür, den Kampf gegen Geldwäsche zu verbessern, Cash dürfe aber nicht schleichend abgeschafft werden. „Die Begrenzung der Barzahlungen spielt dabei aber eine untergeordnete Rolle. Eine Bargeldobergrenze wird dazu nichts beitragen.“ Der Plan einer eigenen Geldwäschebehörde in der EU sei zu begrüßen. Und: „Wir müssen im Bereich der Kryptowährungen mehr tun“, sagte Blümel.

Er rechnet damit, dass die EU-Kommission ihre Pläne kommende Woche vorstellen wird. Ob er die Obergrenze von 10.000 Euro verhindern werde können, ließ er offen. Wenn es eine qualifizierte Mehrheit dafür gebe, sei das zu akzeptieren. Jedenfalls werde er weiter die kritische Haltung Österreichs in Brüssel bei diesem Thema zum Ausdruck bringen. Es gebe auch einige verbündete EU-Partnerländer, so Blümel, ohne diese zu nennen.

Sorgen vor weniger Freiheit

Hauptthema der befragten Kritikerinnen und Kritiker von Bargeldbegrenzungen sind Sorgen vor einer Einschränkung der persönlichen Freiheit (16 Prozent) bzw. Sorgen vor der Kontrolle der persönlichen Finanzen (14 Prozent). Kriminelle würden neue Wege für ihre Geschäfte finden, wenn sie auf Cash verzichten müssten, so der Tenor. 44 Prozent der Skeptischen hat aber keine konkreten Gründe für ihre kritische Haltung. Hajek führte das darauf zurück, dass das Thema derzeit nicht in breiten Bevölkerungsschichten vorkommt.

60 Prozent der Bargeldzahlerinnen und -zahler sind Obergrenzen gegenüber kritisch, aber nur vier Prozent der Kartenzahlerinnen und Kartenzahler. 87 Prozent wussten in der Befragung beispielsweise aber nicht, dass am Bau Zahlungen über 500 Euro seit 2016 ohnehin verboten sind.