Bahngleise enden im Hochwassser
APA/Neumayr/Breuer
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Umwelt & Klima

Mehr Starkregen, nicht mehr Murenschäden

In den vergangenen sechs Jahrzehnten haben Starkregenereignisse als typische Auslöser von Muren zugenommen. Gleichzeitig drangen Siedlungen weiter in exponierte Lagen vor. Trotzdem gab es keine Veränderung der Anzahl, Größe und Saisonalität von schadenverursachenden Murenereignissen.

Der Grund liegt in der Zunahme von Schutzbauwerken mit hoher Effektivität, fanden Experten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien heraus.

Das Team der ZAMG und der BOKU untersuchte Daten von rund 12.000 Wildbachereignissen, die im Zeitraum 1961 bis 2017 in Österreich Schäden verursachten. Diese wurden mit den Daten zur Siedlungstätigkeit, der Verbauung von Wildbächen und der Entwicklung von 15 Klimaindizes, zum Beispiel für die Häufigkeit und Intensität von Starkregen, verglichen.

Schadbringende Muren zumeist in Sommermonaten

Seit 1961 habe der Anteil am jährlichen Niederschlag, der als Starkregen fiel, zugenommen, „und die Zahl der Gebäude in exponierten Lagen hat sich fast verdreifacht“, sagte Projektleiter Matthias Schlögl. Trotzdem zeigt die Zahl der schadbringenden Muren in den untersuchten 56 Jahren keine Trends zu mehr oder intensiveren Ereignissen.

Auch in der saisonalen Verteilung ist keine eindeutige Änderung erkennbar. Durch die Klimaerwärmung sei zu erwarten, dass Muren früher im Jahr ein Thema werden, da die Zeit der Gewitter und auch die Schneeschmelze früher beginnen. „Was jedoch die Zahl der Muren betrifft, die Schäden verursachen, sehen wir zumindest bisher keinen Trend zu immer früheren Ereignissen.“

Sie gingen weiterhin vor allem in den Sommermonaten Juni, Juli und August ab. „Wir sprechen hier aber rein von schadbringenden Murenereignissen. Muren ohne Schäden werden in Österreich nicht erfasst, daher können wir dazu auch keine Aussagen machen“, betonte Schlögl.

Ausbau von Schutzanlagen kompensierte Mehr an Regen

Der scheinbare Widerspruch liegt im starken Ausbau von Schutzanlagen. Seit den 1960er Jahren hat sich die vom forsttechnischen Dienst der Wildbach- und Lawinenverbauung errichtete Zahl derartiger Bauten in Österreich nahezu verdreifacht. Dadurch wurde eine Zunahme von Schäden verursachenden Muren verhindert.

Die Verbauung kompensierte somit die steigende Exposition und den Einfluss des Klimawandels. Laut dem aktuellen Bericht des Weltklimarats (IPCC) werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen und Hitzewellen durch die globale Erwärmung häufiger und intensiver.

Zwei Schlüsse für die Zukunft

„Für die Zukunft lassen sich aus unserer Studie zwei Schlüsse ziehen“, sagte der Projektleiter. „Erstens muss das hohe Niveau an Schutzbauten sowie die effektive Schutzwirkung bestehender Bauwerke in Österreich aufrechterhalten werden, da die meisten Untersuchungen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte eine weitere Zunahme an Starkregenereignissen erwarten lassen.“

Zweitens müsse „der weltweite Ausstoß an Treibhausgasen massiv und möglichst rasch reduziert werden, damit die Zunahme an extremen Wetterereignissen langfristig gedämpft wird“, sagte Schlögl.