Eine Frau schreibt eine SMS am Steuer eines Pkw
ORF.at/Christian Öser
ORF.at/Christian Öser
Chronik

Jeder dritte Unfall wegen Ablenkung

Unaufmerksamkeit ist die Hauptunfallursache im Verkehr. 35 Prozent aller Unfälle in den vergangenen fünf Jahren sind laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) auf Ablenkung zurückzuführen. Und das Problem nimmt laut KFV noch zu.

Eine Befragung mit rund 1.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und die aktuelle KFV-Verkehrsbeobachtung von etwa jeweils 10.000 Fußgängerinnen und Fußgängern sowie Radfahrerinnen und Radfahrern legen nahe, dass immer mehr Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer unaufmerksam sind.

„Anderweitig beschäftigt“

Im Vergleich zur Beobachtung im Jahr 2016 sei der Anteil an abgelenkten Radfahrenden von acht auf 17 Prozent gestiegen. Bei Fußgängern konstatiert das Kuratorium ein Plus von 30 auf 37 Prozent. Damit sei gut jeder sechste Radfahrende und mehr als jeder dritte Passant beim Queren einer Straße „anderweitig beschäftigt“ gewesen – Fußgänger meist mit Telefonieren (14 Prozent) oder intensiven Gespräche mit Begleitpersonen (zehn Prozent), Radfahrer mit Telefonieren bzw. Musikhören (zwölf Prozent).

In der Eigenwahrnehmung der befragten Autofahrerinnen und Autofahrer hat vor allem der Anteil der Beschäftigung mit digitalen Geräten stark zugenommen – allen voran das Telefonieren mit Freisprecheinrichtung (2021: 66 Prozent, 2016: 50 Prozent) und das Bedienen von Radio/Entertainmentsystemen (2021: 61 Prozent, 2016: 42 Prozent). Einen Rückgang gab es bei Nebentätigkeiten wie intensiven Gesprächen (2021: 64 Prozent, 2016: 76 Prozent) und Nachdenken/Grübeln (2021: 51 Prozent, 2016: 71 Prozent).

Nachrichtenschreiben auf dem Vormarsch

Das Lesen und Verfassen von Textnachrichten wie SMS und WhatsApp-Nachrichten wird von Pkw-Lenkerinnen und Pkw-Lenkern weitaus häufiger zugegeben als noch im Jahr 2016 (Lesen 2021: 27 Prozent, 2016: 13 Prozent; Verfassen 2021: 23 Prozent, 2016: sieben Prozent). Auch unter Fußgängern und Radfahrern gab es einen Anstieg an Nennungen in Bezug auf die Nutzung digitaler Geräte.

Mehr als ein Sechstel aller befragten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer gab an, aufgrund eigener Unaufmerksamkeit oder Ablenkung schon einmal eine kritische Situation oder einen Unfall erlebt zu haben. Knapp ein Drittel geriet schon einmal in eine brenzlige Lage, weil eine andere Person im Straßenverkehr abgelenkt war.

„Telefonieren am Steuer ohne Freisprecheinrichtung lässt das Unfallrisiko für Lenkende etwa um das Fünffache ansteigen“, warnte Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV. Beim Schreiben von Textnachrichten steige die Gefahr sogar um das 23-Fache.