Gesundheit

„Alarmstufe Rot“ in der Pflege

Eineinhalb Jahre Coronavirus-Pandemie haben die Beschäftigten in den Krankenhäusern an ihr Limit gebracht. Viele wollen das Handtuch werfen, auch in Alters- und Pflegeheimen herrsche Personalnotstand, hieß es am Dienstag mehrfach. Zum Teil rächen sich hier noch „Altlasten“ aus den Jahren vor CoV. Es herrsche „Alarmstufe Rot“, heißt es.

Aus Wien hieß es zuletzt, dass vier von fünf Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger mittlerweile unter dem psychischen Belastungsdruck ihrer Arbeit litten. Viele denken daran aufzuhören. Die Betroffenen seien „müde, die sind ausgelaugt, die haben Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen“, beschreibt etwa Gerald Mjka, Personalvertreter der Wiener Ordensspitäler, die Situation. „Sie nehmen das ins private Leben mit.“ Es herrsche aktuell „Alarmstufe Rot“ – mehr dazu in wien.ORF.at

Pflegekräfte in einer Intensivstation
ORF
Besonders die Arbeit auf den Intensivstationen ist eine permanente Belastungsprobe für Mediziner und Pflegepersonal

Beschäftigte in den – in diesem Fall – Wiener Krankenanstalten erzählen von einer ganzen Reihe von Belastungen in der täglichen Arbeit, die schon vor der Pandemie keine einfache war. Diese reichten von andauerndem Einspringen bis Dienst im Schutzanzug. Viele sind mit der Entlohnung nicht zufrieden. Dazu kommen mitunter aggressive Patientinnen und Patienten, die dem medizinischen Personal das Leben schwermachen. Den Spitalsbetreibern sind aber Grenzen gesetzt, um die Lage zu entspannen – nicht zuletzt finanzielle Grenzen – mehr dazu in wien.ORF.at

Keine Heimplätze trotz freier Zimmer

Mit akuter Personalnot kämpfen – unter ähnlichen Vorzeichen – auch Alters- und Pflegeheime, wie aktuelle Beispiele etwa aus der Oststeiermark zeigen. Heimplätze sind dort kaum zu bekommen – obwohl Plätze frei seien, hieß es am Dienstag. Das liegt daran, dass man Zimmer nicht belegen kann, da Pflegerinnen und Pfleger fehlen – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Es habe schon vor der Coronavirus-Pandemie Pflegeeinrichtungen gegeben, die nicht genug Personal bekommen hätten, so Gerald Maier, Landesvorsitzender der Sozialhilfeverbände in der Steiermark. Die Pandemie habe die Probleme allerdings „exorbitant verstärkt“. Der Job sei körperlich und psychisch anstrengend, es hätten sich Pflegerinnen und Pfleger mit dem Virus infiziert, für andere einzuspringen sei auf der Tagesordnung gestanden. Das habe viele dazu bewogen zu gehen.

Forderung nach Maßnahmenpaket

Im Ö1-Mittagsjournal bestätigte auch die Präsidentin der Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands (ÖGKV), dass es in fast allen Bundesländern Probleme beim Pflegepersonal gebe. „Es ist unterschiedlich ausgeprägt, aber das Problem ist ein österreichisches“, so Elisabeth Potzmann.

Um die Situation zu entschärfen, müsste es kurzfristig zu einer Entspannung der Dienstplansituation kommen, aber auch „Maßnahmen finanzieller Natur“ geben. Zugleich brauchte es aber auch mittel- und längerfristige Maßnahmen etwa in der Ausbildung.