Frau macht auf einer Matte eine Übung in der Physiotherapie
ORF.at/Christian Öser
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Gesundheit

Physiotherapie ab 2022 auf Kassenkosten

Ab kommendem Jahr wird Physiotherapie in ganz Österreich auf Kassenkosten verfügbar sein. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hat sich mit dem Berufsverband Physio Austria auf einen entsprechenden Rahmenvertrag geeinigt. Das teilte die ÖGK am Montag mit.

Derzeit gibt es nur in fünf Bundesländern vertragliche Regelungen mit den niedergelassenen Physiotherapeuten. Der neue Vertrag soll eine wohnortnahe, flächendeckende Versorgung auf Kassenkosten bringen, so die ÖGK. Der neue bundesweite Rahmenvertrag schafft nun für alle freiberuflich tätigen Physiotherapeutinnen und -therapeuten die Basis für den Abschluss von Einzelverträgen mit der ÖGK.

Insgesamt stellt die ÖGK 590 Stellen in ganz Österreich bereit. Der Tarif pro Behandlungsstunde wird einheitlich mit 60 Euro für alle Physiotherapeutinnen und -therapeuten mit eigener Praxis vereinbart. Die Vollzeitstelle einer Vertragsphysiotherapeutin bzw. eines –therapeuten soll über das Jahr durchschnittlich 32 Behandlungsstunden pro Woche umfassen. Mit einem Teileinzelvertrag ist es auch möglich, Planstellen zu teilen.

Bisherige Verträge mit Instituten bleiben bestehen

Hausbesuche werden – zusätzlich zur verrechenbaren Arbeitszeit – mit 30 Euro extra honoriert, zuzüglich eines amtlichen Kilometergelds. Fixiert ist zudem eine automatische jährliche Tarifvalorisierung. Durch monatliche Akontierungen sichert die ÖGK außerdem ein regelmäßiges Einkommen zur Deckung der Praxiskosten. Für Therapien, die Vertragsphysiotherapeutinnen und -therapeuten durchführen, entfällt überdies die Bewilligungspflicht.

Vielerorts hat die ÖGK bereits Verträge mit physikalischen Instituten, die in größerem Umfang Physiotherapie erbringen. Diese Institute sind vom neuen Rahmenvertrag nicht erfasst und bleiben in vollem Umfang bestehen.

Huss sieht nächsten Schritt zu einheitlichen Leistungen

ÖGK-Obmann Andreas Huss erklärte dazu in ein einer Aussendung, dass mit der Harmonisierung der physiotherapeutischen Leistungen zum jeweils bisher besten Angebot für die Versicherten der nächste Schritt zu einheitlichen Leistungen innerhalb der ÖGK erfolge. „Für unsere Versicherten bietet der abgeschlossene Vertrag erstmals in allen Bundesländern eine flächendeckende kostenlose Sachleistungsversorgung. Mit der Aufwertung der nicht ärztlichen Gesundheitsberufe treiben wir die Arbeitsteilung zwischen der Ärzteschaft und anderen kompetenten Berufen weiter voran.“

Auch Constance Schlegl, Präsidentin von Physio Austria, zeigte sich mit dem Verhandlungsergebnis zufrieden: „Die Verhandlungen mit der ÖGK waren mehr als ein hartes Tauziehen um Tarife. Mir ging es neben fairen und lebbaren Vertragsbedingungen für Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten um das bundesweite, niederschwellig zugängliche Angebot der Sachleistung im Bereich der Physiotherapie für die Versicherten der ÖGK."

„Der Tarif ist bisher einzigartig im Vertragsbereich, der moderne Leistungskatalog und die neuen, fortschrittlichen Rahmenbedingungen bedeuten Fortschritt sowie Entbürokratisierung und mehr Zeit für qualitätsvolle Behandlung von Patientinnen und Patienten. Die Physiotherapie erfährt mit dieser Rahmenvereinbarung eine umfassende Anerkennung als versorgungsrelevanter Beruf und eine starke Verankerung im Gesundheitssystem“, so Schlegl weiter.