CORONAVIRUS

Ärztekammer übt harsche Kritik an Kickl

Die Ärztekammer hat am Freitag harsche Kritik an FPÖ-Chef Herbert Kickl und seinen CoV-Ausführungen geübt. Kickl hatte unter anderem empfohlen, anstatt alleine auf die Impfung auf eine „frühzeitige Behandlung“ zu setzen.

Er forderte die Umsetzung des blauen „Plan B“ im Coronamanagement. Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres wertete dies als „schallende Ohrfeige“ für das Spitalspersonal, das jeden Tag schwer kranke Covid-19-Patienten behandle.

„Es ist purer Hohn und Missachtung ihrer Leistung, wenn sie von Politikern, die noch nie einen Patienten behandelt haben, via Medien Behandlungsempfehlungen zugerufen bekommen“, befand Szekeres in einer Aussendung. Es gehe sicher nicht darum, jemanden zu schikanieren oder terrorisieren, wie der FPÖ-Klubobmann insinuiere: „Es geht darum, dass wir als Gesellschaft diese Krise überstehen und dass unser Gesundheitssystem aufrecht und leistungsfähig bleibt.“

„Bescheuert“

„Die in Österreich zugelassenen Impfstoffe sind nach strengen Sicherheitskriterien geprüft, getestet und keineswegs experimentell. Weltweit wurden sie mittlerweile mehr als sechs Milliarden Mal verimpft. Daher ist es verantwortungslos, mit Falschinformationen Verunsicherung und Angst zu schüren“, hielt Szekeres fest.

Zuvor hatte sich auch der Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammervizepräsident, Steiermarks Kammerpräsident Herwig Lindner, via Aussendung erbost gezeigt. „Die Quacksalberei-Vorschläge von FPÖ-Obmann Kickl können Menschenleben gefährden.“ Kickls „Plan B“ stehe für „bescheuert, für einen Teil der von Corona betroffenen Menschen ist er aber auch bedrohlich“, so der Infektiologe in einer Aussendung – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Der FPÖ-Obmann berufe sich zwar auf ungenannte Fachleute, würde aber in Wirklichkeit den unermüdlichen Kampf gegen Covid-19 der gesamten Ärzteschaft in Spitälern und Ordinationen pauschal hintertreiben und die Bevölkerung zutiefst verunsichern, konstatierte Lindner. Die Coronavirus-Impfung als weltweit anerkannte wesentliche Vorbeugungsmaßnahme gegen die Covid-19-Infektion herunterzumachen sei das Gegenteil eines Plans, sagte Lindner.

Natürlich würden Ärztinnen und Ärzte Erkrankte bereits jetzt auf Grundlage der medizinischen Wissenschaft mit den verfügbaren Möglichkeiten behandeln, dafür „brauchen sie keine politischen Zurufe“, so der steirische Ärztekammerpräsident. Kickls Ideen seien ein „wüstes Sammelsurium aus Fake News und Halbwahrheiten“.

Steirische FPÖ weist Vorwürfe zurück

Die steirische FPÖ konterte am Freitagnachmittag: Auf das Schärfste zurückzuweisen sei, dass Lindner Kickl unterstelle, er würde „mit seinen politischen Konzepten Menschenleben gefährden“. Laut Landesparteisekretär Stefan Hermann habe Lindner mit seiner „parteipolitisch motivierten Agitation sein eigenes Amt beschädigt.“

Die Ausdrucksweise sei eines Ärztekammerpräsidenten nicht würdig, seine Aufgabe sei es, eine engagierte Interessenvertretung sicherzustellen und nicht jene, parteipolitisch motivierte Angriffe – noch dazu in einer mehr als fragwürdigen Diktion – zu starten. Wenn Lindner schon den schwarz-rot-grünen Parteisekretär oder Regierungssprecher spielen wolle, dann sollte er darüber nachdenken, ob dies mit dem Amt des Ärztekammer-Präsidenten vereinbar sei, sagte Hermann.