Wirtschaft

NGO: Trend zu Wegwerfmode ungebrochen

Laut einem Report der Umwelt-NGO Greenpeace ist der Trend zu Wegwerfmode bei den Textilriesen in Österreich weiter ungebrochen. Rund zwei Drittel von 29 untersuchten Konzernen produzieren weiterhin „Billigmode am laufenden Band“.

„Die Fast-Fashion-Industrie produziert Mode für den Müll. Besonders kurz vor dem ‚Black Friday‘ locken die Konzerne mit absurden Rabatten und massiven Werbekampagnen zu Impulskäufen. Getragen wird die Kleidung danach oft nur selten oder sogar gar nicht“, sagte Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace in Österreich.

Im Schnitt kaufen Konsumenten und Konsumentinnen heute um 60 Prozent mehr Kleidung als vor 15 Jahren. Getragen wird sie nur halb so lang wie noch vor 15 Jahren – sei es, weil Hose oder Pullover nicht gefällt oder die Kleidung schnell kaputtgeht. Der aktuelle Greenpeace-Report zeigt, „dass trotz Versprechungen der 29 größten Modemarken weiterhin 20 von ihnen auf Wegwerfmode setzen“.

„Jede Sekunde ganze Lkw-Ladung verbrannt“

Rund 200 Milliarden Stück Kleidung wurden im Jahr 2020 hergestellt, das sei rund doppelt so viel wie im Jahr 2014. Verkauft wurden 2020 hingegen „nur“ 160 Milliarden Stück. Aufgrund der CoV-Pandemie blieben die Händler auf einem Haufen von Billigkleidung sitzeng.

„Jede Sekunde wird eine ganze Lkw-Ladung Kleidung verbrannt oder auf die Deponie geworfen, um Platz für neue Ware zu schaffen. Trotzdem setzen die Konzerne weiter auf Wegwerfmode. Angebote zum Reparieren, Upcyceln oder Weiterverkaufen muss man bei den untersuchten Unternehmen mit der Lupe suchen“, sagte Panhuber. Nur zwei Marken – Benetton und Esprit – setzten erste Schritte und produzierten bewusst weniger Kollektionen in höherer Qualität.

Greenpeace fordert Vernichtungsverbot

Dass die Modeindustrie sich von der Fast-Fashion abwendet, ist derzeit nicht absehbar: Wurde noch im Jahr 2015 Kleidung mit einem Gesamtwarenwert von 1.800 Milliarden US-Dollar verkauft, so geht man davon aus, dass die Summe 2025 bereits bei 2.100 Milliarden US-Dollar liegen wird. In der EU ist der Konsum von Kleidung und Schuhen jener Bereich, der die vierthöchste Umweltbelastung verursacht – gleich nach Nahrungsmitteln, Wohnen (inkl. Wärme und Strom) und Transport. Da die Konzerne das umweltschädliche Geschäftsmodell ungebremst fortsetzen, fordert Greenpeace von der Bundesregierung ein Vernichtungsverbot für unverkaufte, neuwertige Waren.

„Klare Erfolge“ bei Detox-Kampagne

Im Bereich Chemikalien konnte hingegen die Detox-Kampagne von Greenpeace der Aussendung zufolge „klare Erfolge erzielen“: Die Produktionsketten der 29 Unternehmen wie Nike und H&M, die ein Detox-Bekenntnis abgegeben haben, sind fast gänzlich frei von den als besonders gefährlich eingestuften Chemikalien. Darunter fallen Flammschutzhemmer, Azofarben, per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) und Phthalate.

Sie gelten unter anderem als krebsfördernd, fortpflanzungsschädigend und hormonell wirksam. Jedoch nur 16 der 29 bewerteten Unternehmen machen ihre Lieferketten transparent und veröffentlichen die genauen Abwasserdaten ihrer Zulieferer. „Greenpeace hat mit der Detox-Kampagne einen Stein ins Rollen gebracht. Jetzt gilt es, dass auch die restlichen Unternehmen die schädlichen Chemikalien aus ihrer Produktion entfernen“, so Panhuber. Das betrifft 85 Prozent der Modekonzerne. Aus der Sicht von Greenpeace braucht es jetzt starke Gesetze, die den gesamten Textilmarkt entgiften.