Schülerinnen hinter einer Scheibe
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Coronavirus

Appelle zur Offenhaltung der Schulen

Bei einer Sitzung am Donnerstag haben sich die Landesbildungsreferentinnen und -referenten für offene Schulen ausgesprochen. Auch die Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie (ÖGKJP) teilte die Ansicht: Eine erneute Schulschließung gefährde die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen weiter.

ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann teilte am Donnerstag die Ergebnisse der virtuellen Sitzung mit. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten ein Bekenntnis zur offenen Schule abgegeben. „Schülerinnen und Schüler haben sich in der Pandemie solidarisch gezeigt. Sie mussten in den letzten 20 Monaten auf viel verzichten. In der jetzigen Phase der Pandemie haben sie ein Recht auf so viel Normalität und Unterstützung wie möglich. Ich bin froh, dass wir uns darüber einig sind“, so Faßmann.

Auch der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) wurde zitiert: „Wir müssen alles tun, um Kinder und Jugendliche vor psychosozialen und pädagogischen Schäden zu schützen, die ein neuerlicher Schul-Lockdown nach sich ziehen würde.“

Im Gespräch mit der APA bezog auch Tirols Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) zum Thema Stellung. „Wir halten daran fest, vom flächendeckenden Distance-Learning Abstand zu nehmen.“ Zuvor hatte Palfrader argumentiert, dass man durch das regelmäßige Testen an den Schulen ein Kontrollinstrument habe, was das Infektionsgeschehen betreffe. Sie hoffe zudem, dass die neu eingeführte Regelung, wonach ab dem zweiten Infektionsfall die ganze Klasse für fünf Tage ins Distance-Learning müsse, greifen werde. Ob man den Winter ohne Schulschließungen überstehen werde, könne sie aber nicht vorhersagen.

Gegen eine Schließung der Schulen zum jetzigen Zeitpunkt sprachen sich auch Palfraders Kolleginnen aus Niederösterreich und Salzburg im Ö1-Mittagsjournal aus. Mit der nunmehrigen Lösung, etwa Klassen ab dem zweiten Infektionsfall ins Distance-Learning schicken zu können, sei sie sehr zufrieden, meinte etwa die Salzburger Bildungslandesrätin Daniela Gutschi (ÖVP). Sowohl Gutschi als auch ihr niederösterreichisches Pendant Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) stellten auch in Abrede, dass ihre Länder Druck für Schulschließungen machen würden. Wenn sich die Lage zuspitze, könne es zwar sein, dass man auch Schulen zusperren müsse. In einer Pandemie schließe sie nichts aus. „Wenn Sie mich fragen, ob ich das will, sage ich eindeutig Nein“, so Teschl-Hofmeister.

Vehement gegen Schulschließungen positionierten sich das ÖGKJP-Präsidium und deren Präsidentin Kathrin Sevecke. Studien hätten „eindeutig belegt, dass die Pandemie die psychische Gesundheit junger Menschen deutlich beeinträchtigt“, unterstrichen die Experten in einer Aussendung. Man sollte, so die ÖGKJP, „aus den bisherigen Fehlern gelernt haben“. Eine erneute Schulschließung würde aus Expertensicht „mit Sicherheit die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen weiter gefährden“. Zudem bestehe die Gefahr, dass emotional belastete junge Menschen, die noch nicht klinisch gefährdet sind, nun ebenfalls Symptome einer psychischen Erkrankung entwickeln.

Denn mittlerweile sei klar, dass es durch die Schließung der Schulen „nicht nur zu Einschränkungen im Lernergebnis“, sondern auch „zu gravierenden sozial-emotionalen Beeinträchtigungen“ komme. So haben sich laut der Tiroler „Covid-19-Kinderstudie“ Angst- und Traumasymptome seit März 2020 verdrei- bis vervierfacht. Wiesen im März 2020 noch sechs Prozent der Kinder Symptome im klinischen Bereich auf, waren es bei der letzten Erhebung im Sommer 2021 bereits 23 Prozent.

Ebenfalls besprochen wurde die weitere Ausrollung des zweiten wöchentlichen PCR-Tests auf Oberösterreich und Niederösterreich. Der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) meinte dazu: „Wien hat bereits sehr gute Erfahrungen mit zwei PCR-Tests pro Woche gemacht. Damit kann das hohe Maß an Sicherheit an den Wiener Schulen gewährleistet werden.“