Erste Vignette aus dem Jahr 1996
APA/dpa/Stephan Jansen
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Verkehr

Turbulenter Start für Vignette vor 25 Jahren

Seit mittlerweile 25 Jahren gibt es in Österreich die Vignette für die Benutzung von Autobahnen und Schnellstraßen. Hochgerechnet wurden von der Einführung bis heute 675 Millionen Stück davon verkauft. Angefangen hat alles mit einer großen Aufregung.

Der Startschuss zur Vignettenpflicht fiel mit 1. Jänner 1997, damals gab es den Aufkleber für die Windschutzscheibe noch für Pkws mit einem höchstzulässigen Gesamtgewicht von 3,5 und Lkws bis zwölf Tonnen (mit höheren Tarifen). Auch Motorräder wurden mautpflichtig. Kostenpunkt: 550 für Pkws bzw. 220 Schilling für Motorräder, umgerechnet knapp 40 bzw. 16 Euro. Die erste Vignette war rot.

Mit Jahresbeginn 2004 wurde die Bemautung für Lkws geändert, seither ist die Vignette für Pkws, Motorräder und etwa Wohnmobile mit einem höchstzulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen Pflicht.

93,80 Euro für Pkws und „Marille“

Seit 2018 ist sie auch als digitale Vignette erhältlich. Für 2022 kostet sie für Pkws 93,80 Euro, für Motorräder 37,20 Euro. Erhältlich ist sie für zehn Tage, zwei Monate oder ein Jahr. Die Farbe ist für 2022 (Gültigkeit: 1. Dezember 2021 bis 31. Jänner 2023) „Marille“.

Vignette 2022
ARBÖ/Bildagentur Zolles KG/Christian Hofer

Eine schwere Geburt

Der Start vor 25 Jahren war alles andere als reibungslos verlaufen. In den ersten Tagen war die Vignette vergriffen, die „Moral“ der Autofahrerinnen und Autofahrer ausbaufähig, es gab heftigste Proteste aus dem In- und Ausland bis hin zur Androhung von Straßenblockaden.

Der spätere Finanzminister Karl-Heinz Grasser, damals noch stellvertretender FPÖ-Landeshauptmann von Kärnten, dachte laut über eine Vignette für die Tauernautobahn (A10) nach. „Wegelagerei“, „Tohuwabohu“, „Vignetten-Debakel“ hieß es in den Schlagzeilen vom Jänner 1997.

Laut einer Aussendung des Autofahrerclubs ÖAMTC vom 2. Jänner 1997 waren unmittelbar nach dem Start bis zu 50 Prozent der kontrollierten Autofahrerinnen und Autofahrer ohne Vignette unterwegs. Der ARBÖ bot im Fall von Strafen – wenn die Vignetten nachweisbar vergriffen waren – Rechtshilfe an.

Werbeplakat für die erste Vignette 1996
APA/Herbert Pfarrhofer

„Schon geklebt?“

Detail am Rande: Im Jahr 2000, als Grasser Finanzminister im Kabinett des damaligen Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel (ÖVP) war, wurde der Preis der Vignette – unter Protesten diesmal allerdings aus anderen Richtungen – von 550 auf 1.000 Schilling (knapp 73 Euro) erhöht. Eingeführt worden war die Mautpflicht von der damaligen SPÖ-ÖVP-Koalition unter Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) und Schüssel als Vizekanzler.

Die staatliche Autobahnen- und Schnellstraßenholding ASFINAG finanziert mit den Maut- und Vignetteneinnahmen den Ausbau und die Erhaltung des hochrangigen Autobahnnetzes. In einem Jahr verkauft sie im Durchschnitt mehr als 27 Millionen Vignetten – davon allein mehr als 4,3 Millionen Jahresvignetten –, in Summe mindestens 675 Millionen Stück seit der Einführung.

Heute nur ein Prozent „Sünder“

Pro Jahr registriert die ASFINAG rund 200.000 Vignettendelikte in ganz Österreich. Das bedeutet, dass rund 99 Prozent aller Fahrzeuge mit einer korrekten, gültigen Vignette ausgestattet sind. Überprüft wird die Einhaltung der Vignettenpflicht von über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie mit 19 automatischen Kontrollsystemen. Der Marktanteil der digitalen Vignette liegt mittlerweile bei 60 Prozent.