Kindergarten
APA/Helmut Fohringer
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Chronik

Familienreport: Rekord bei Kinderbetreuung

13,8 Prozent weniger Eheschließungen hat es im Pandemiejahr 2020 im Vergleich zu 2019 gegeben. Aber auch die Scheidungsrate sank von 40,7 Prozent auf 37,6 Prozent. Die Kinderbetreuung erreichte indes einen Rekordwert.

Das geht aus dem Bericht „Familien in Zahlen 2021“ des Österreichischen Instituts für Familienforschung an der Universität Wien hervor, der sich heuer vor allem mit den Auswirkungen des Coronavirus beschäftigt. Der Report zeigt laut Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) Trends des Zusammenlebens auf.

„Die Ergebnisse helfen uns, unsere Politik bei den Bedürfnissen der Menschen anzusetzen. Besonders im Bereich der Kinderbildung und -betreuung hat sich der Bund erst kürzlich klar dafür ausgesprochen, die Länder mit noch mehr finanziellen Mitteln zu unterstützen, um Kinderbetreuung weiter auszubauen“, sagte Raab.

Höchststand an betreuten Kindern

Denn die Pandemie brachte einen Höchststand an institutionell betreuten Kindern mit sich. Bei Kindern unter drei Jahren wird das auch im Zehnjahresvergleich sichtbar. Die Kinderbetreuungsquote stieg bei ihnen von 19 Prozent im Jahr 2010 auf 29,9 Prozent im Jahr 2020. Damit ist man beim Barcelona-Ziel der EU – schon 2010 sollten für ein Drittel der Kleinkinder Betreuungsplätze zur Verfügung stehen – noch nicht angekommen. Laut Raab hat sich der Bund erst kürzlich dafür ausgesprochen, die Länder mit mehr finanziellen Mitteln zu unterstützen, um die Kinderbetreuung weiter auszubauen.

Gestiegen ist indes der Anteil aktiv erwerbstätiger 25- bis 49-jähriger Frauen mit Kindern unter 15 Jahren – im Vergleich zu 2010 um 2,5 Prozentpunkte. Allerdings gibt es viel mehr erwerbstätige Väter als Mütter, der Unterschied betrug im Jahr 2020 23,9 Prozentpunkte, im Vergleich zu 27,1 im Jahr 2010. In Teilzeit arbeiten währenddessen immer noch viel mehr Mütter (75,5 Prozent) als Väter (8,3 Prozent). Sowohl bei Müttern als auch bei Vätern stieg die Teilzeitquote allerdings an – bei Ersteren um 4,6, bei Letzteren um 2,7 Prozent.

Kritik von SPÖ und NEOS

Dass immer noch sehr viele Frauen in Teilzeit arbeiten und dadurch weniger Einkommen und Pension erhalten, ist für SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner ein „frauenpolitischer Misserfolg, den die Bundesregierung ganz klar zu verantworten hat“. Schuld an der hohen Teilzeitquote seien fehlende Kinderbetreuungsplätze, die SPÖ pocht in einer parlamentarischen Petition deshalb auf den Ausbau der Kinderbetreuung. „Der Rechtsanspruch auf einen ganztägigen gratis Kinderbetreuungsplatz ist längst fällig.“

Ein Antrag von NEOS für einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung sei von den Regierungsparteien kürzlich im Familienausschuss vertagt worden, kritisierte NEOS-Familiensprecher Michael Bernhard. Dass das Barcelona-Ziel immer noch nicht erreicht sei, schreibt er vor allem der ÖVP zu: „Hier hat die Volkspartei in der Vergangenheit ganz absichtlich geschlafen, um ein konservatives und unzeitgemäßes Familienbild einzuzementieren. Und die Blockadehaltung geht weiter.“

Auch der kleinere Koalitionspartner setzt sich für einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ein und zeigt sich optimistisch, Verbesserungen erzielen zu können, so die grüne Frauensprecherin Meri Disoski im Ö1-Mittagsjournal. In der ÖVP habe es in der Vergangenheit Widerstand gegen diese Forderung sowie Sabotageversuche gegeben. Im Dezember habe man allerdings mit der ÖVP fixiert, mehr Kindergartenpädagoginnen auszubilden und heuer einen neuen Bund-Länder-Vertrag zur Kinderbetreuung zu vereinbaren.

Frauen bekommen Kinder immer später

Der Bericht zeigt außerdem die Trends der letzten Dekade (2010 bis 2020) auf und kommt dabei etwa zu dem Schluss, dass Frauen immer später Kinder bekommen. Lag das durchschnittliche Alter einer Frau bei ihrer ersten Geburt 2010 noch bei 28,5 Jahren, sprang es 2020 mit 30 Jahren auf den bisherigen Höchstwert.

Die Eltern der meisten Kinder unter 15 Jahren sind immer noch verheiratet bzw. leben in eingetragenen Partnerschaften – 72,8 Prozent waren es 2010, 71,2 Prozent 2020. Außerdem werden Kinder weniger häufig von Alleinerziehenden aufgezogen – um 7,6 Prozent ging die Anzahl der Alleinerziehenden mit Kindern unter 15 Jahren in den vergangenen zehn Jahren zurück.