E-Auto wird getankt
ORF Vorarlberg
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Wirtschaft

Weniger Pkws, aber mehr E-Autos und SUVs

Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen ist 2021 auf den niedrigsten Wert seit 37 Jahren gesunken. Mit insgesamt 239.803 neuen Pkws betrug das Minus 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und 27,2 Prozent zum Vorkrisenjahr 2019. Deutlich ist aber der Trend zu E-Autos und SUVs.

Entgegen dem rückläufigen allgemeinen Trend sind laut Statistik Austria die Zulassungen von Pkws mit alternativem Antrieb um 80 Prozent gestiegen. Deren Anteil an den Gesamtzulassungen erhöhte sich innerhalb eines Jahres von rund 20 auf 37,6 Prozent. Die absolute Zahl lag damit nur rund 1.400 Stück hinter den Benzinern zurück (Anteil 38,1 Prozent, minus 15 Prozent). Diesel-Pkws wurden mit 58.263 Stück fast 36 Prozent weniger angemeldet.

E-Autos vor allem von Firmen

Zu den Pkws mit alternativem Antrieb werden auch Hybrid-Autos gezählt. Reine Elektrofahrzeuge kamen aber immerhin mit 33.366 Fahrzeugen auf einen Zulassungsanteil von 13,9 Prozent. Dieser Trend ist aber kaum bei Privatpersonen angekommen – 84 Prozent der E-Autos sind von Firmen zugelassen worden, sagte Peter Laimer, Kfz-Experte der Statistik Austria, am Montag bei der Präsentation der Jahreszahlen.

Grafik zeigt Daten zu den Pkw-Zulassungen 2021
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Statistik Austria

Die Gründe liegen für Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure und Klaus Edelsbrunner, Obmann des Bundesgremiums des Fahrzeughandels, auf der Hand: Es fehlt an Lademöglichkeiten, und der „Tarifdschungel“ an den öffentlichen Ladestationen ist für Privatpersonen nicht zu durchschauen. Das hindere Privatpersonen noch daran, auf ein Elektroauto umzusteigen. „Der private Markt für Elektromobilität will nicht so richtig in die Gänge kommen“, so Kerle.

40 Prozent sind SUVs

Zweifel an der großen Ökologisierung lässt auch die Fahrzeugauswahl der Österreicherinnen und Österreicher aufkommen: Denn 40 Prozent der Neufahrzeuge sind SUVs bzw. Geländewagen, in diesem Segment gab es auch entgegen dem allgemeinen Trend einen Zuwachs um fast ein Fünftel, so Laimer. Das spiegle sich bei den Motorleistungen wider: In der Hubraumklasse 3.500 bis 4.000 ccm gab es einen Zuwachs um 15 Prozent.

Chipmangel und Lieferkettenprobleme

Aus Sicht der Branchenvertreter hat das aber nicht nur mit der Nachfrage der Kunden zu tun. Vielmehr seien die Autofirmen daran interessiert, mit den knappen Chips zuerst E-Autos auszuliefern, um Schadenersatzzahlungen wegen eines zu hohen CO2-Ausstoßes der Flotte zu vermeiden, und dann hochpreisige Fahrzeuge mit hoher Gewinnmarge. Bei billigeren Kleinfahrzeugen gebe es hingegen Lieferzeiten bis zu einem Jahr.

Gewinner und Verlierer am Automarkt

Die Anzahl neu zugelassener Autos ist in Österreich im letzten Jahr deutlich gesunken – auf den niedrigsten Stand seit 37 Jahren – was Diesel- und Benziner betrifft. Anders bei Elektroautos: Da hat sich die Zahl gekaufter Autos mehr als verdoppelt.

Die Knappheit habe dazu geführt, dass vor allem Firmen auf die bisher üblichen üppigen Rabatte beim Fahrzeugkauf verzichten müssen. Private würden das weniger stark spüren, so Edelsbrunner. Da es kaum mehr Rabatte gebe, sei auch nicht mit weiteren Kürzungen – und dadurch entstehenden Preissteigerungen – zu rechnen.

Gebrauchtwagen zehn bis 15 Prozent teurer

Bei den Gebrauchtwagen gebe es Preiserhöhungen von zehn bis 15 Prozent. Der Fahrzeughandel bekomme auch zu spüren, dass Kunden heute oft ein Auto doch noch reparieren lassen, statt ein neues zu kaufen, oder einen Leasingvertrag verlängern, statt einen neuen zu starten.

Bei Elektrofahrzeugen ist der Gebrauchtwagenmarkt noch sehr klein, 12.000 Fahrzeuge waren zuletzt in dieser Kategorie, aber der größte Teil davon waren Vorführwagen, so Edelsbrunner.

Heuer keine Erholung erwartet

„Wir gehen davon aus, dass auch 2022 ein sehr schwieriges Jahr wird“, sagte Kerle. Das Ergebnis dürfte ähnlich schwach ausfallen wie 2021. Denn die Coronavirus-Pandemie sei noch nicht vorbei, und auch die Halbleiterengpässe dürften das ganze Jahr dauern. Auch Edelsbrunner erwartet eine Stagnation des Marktes auf dem aktuell niedrigen Niveau und rund 240.000 Neuzulassungen für 2022. Es werde wohl noch Jahre dauern, bis das frühere Niveau wieder erreicht wird. „Dennoch blicken wir positiv in die Zukunft“, so Kerle.

Gewessler: „E-Autos sind die Zukunft“

Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) wies in einer Aussendung darauf hin, dass sich der Anteil der E-Autos an allen Neuzulassungen im Vergleich zu 2020 verdoppelt habe. „Emissionsfreie E-Autos sind die Zukunft auf unseren Straßen“, schließt die Ministerin daraus. Förderungen für E-Autos hätten daran einen wichtigen Anteil und würden daher auch 2020 fortgeführt. So würden emissionsfreie Pkws für Privatpersonen mit 5.000 Euro gefördert. Der Fachhandel beklagt allerdings die Halbierung der Förderung für E-Firmenautos – das könnte die Bestellungen dämpfen.

Plus bei Nutzfahrzeugen, Minus bei Zweirädern

Ein deutliches Plus gab es bei den Nutzfahrzeugen. 2021 wurden mit 62.561 Neuzulassungen 56,2 Prozent mehr Lkws registriert. Die große Mehrheit davon entfiel auf leichte Nutzfahrzeuge (58.806 Stück), „was mit der Einführung der NoVA-Verpflichtung von leichten Nutzfahrzeugen am 1. Juni 2021 mit einer Übergangsfrist bis Anfang November in Zusammenhang zu bringen ist“, so die Statistik Austria.

Nach dem starken Zuwachs bei den Zweirädern im Vorjahr war 2021 ein leichter Rückgang um 2,9 Prozent zu beobachten. Dabei gab es kaum eine Veränderung bei den Motorrädern – bei den Motorfahrrädern ging die Zahl der Neuzulassungen hingegen um 10,8 Prozent zurück.