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Getty Images/Tom Werner
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Politik

Frauen arbeiten 46 Tage im Jahr gratis

Für 46 Tage im Jahr arbeiten Frauen gratis – darauf macht der Frauenring vor dem Equal Pay Day, der heuer auf den 15. Februar fällt, aufmerksam. Der Einkommensunterschied ist gesunken, statistisch gesehen, die strukturelle Ungleichheit ist geblieben.

Dass der Equal Pay Day vom 21. Februar im vergangenen Jahr auf den 15. Februar vorgerutscht ist, ändere wenig an den grundlegenden Problemen, so Frauenring-Vorsitzende Klaudia Frieben bei einer Pressekonferenz am Montag. Wegen der Pandemie habe es bei den ganzjährig Vollzeitbeschäftigten einen Rückgang von über zwei Prozent bei den Frauen und von 0,9 Prozent bei den Männern gegeben, sagte Ökonomin Katharina Mader von der Arbeiterkammer Wien.

Vor allem schlecht bezahlte und gering qualifizierte Frauen seien weggefallen, besser qualifizierte und bezahlte Frauen blieben in der Statistik. Männer seien währenddessen stärker von der Kurzarbeit betroffen gewesen, ihre Durchschnittslöhne geringer ausgefallen.

Für die Berechnung des Equal Pay Day wurden die Lohnsteuerdaten aus dem Jahr 2020 herangezogen – neuere Daten stehen nicht zur Verfügung, so Mader. Diese Daten machen bereits die Auswirkungen der Pandemie sichtbar: Kinderbildungseinrichtungen waren teilweise geschlossen, die Kinderbetreuung sei an den Frauen hängen geblieben, und viele mussten Einkommensverluste hinnehmen, erklärte Frieben.

Große Unterschiede beim Verdienst

Arbeiterinnen verdienen laut Angaben 26,9 Prozent, weibliche Angestellte 29,9 Prozent, weibliche Vertragsbedienstete 4,8 Prozent weniger als ihre männlichen Pendants. Einzig Beamtinnen verdienen 5,7 Prozent mehr als Beamten. Am höchsten seien die Gehaltsunterschiede in Vorarlberg, am geringsten in Wien, wo es mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten gibt. Die geringeren Einkommen haben, so Frieben, negative Auswirkungen auf die soziale Absicherung wie Arbeitslosengeld und Pensionen und Altersarmut.

Der Equal Pay Day werde durch ungleiche Bezahlung für die gleiche oder gleichwertige Tätigkeit, unterschiedliche Arbeitsbewertungen sowie die gläserne Decke, die es Frauen erschwert, in Führungspositionen zu kommen und die ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern bedingt.

Bekommen Frauen ein Kind, sei das immer noch ein Karriere- und Einkommensrisiko. Um das zu ändern, forderte die Frauenring-Vorsitzende ein Lohntransparenzgesetz, Maßnahmen zur Schließung der gläsernen Decke, Sanktionen für Betriebe bei echter Einkommensdiskriminierung, die Neubewertung von Arbeit, den Ausbau der Ganztagsschulen und einen rechtlichen Anspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr.

AK will mehr Kinderbetreuung

In der Statistik finden sich nur Vollzeitbeschäftigte. Werden auch Teilzeitbeschäftigte einbezogen, sei das Einkommen von Frauen um 35 Prozent geringer als jenes der Männer, hieß es vonseiten der Arbeiterkammer. In einer Aussendung forderte Präsidentin Renate Anderl Einkommenstransparenz, den Ausbau der Kinderbetreuung und -bildung mit einer Milliarde Euro mehr pro Jahr, die Einführung der Familienarbeitszeit und eine Qualifizierungsoffensive für Frauen.

Auf transparente Einkommen, mehr kostenlose Kinderbetreuung und -bildung sowie Familienarbeitszeit pochte auch Sandra Steiner, Frauenvorsitzende der Gewerkschaft GPA. Mehr Geld will sie außerdem für Frauenbranchen, die direkt vom Staat abhängig sind, sowie für die Pflege und Betreuung.

Opposition für mehr Transparenz

Auch die Politik meldete sich zu Wort: Sie vermisse ein Arbeitsmarktkonzept der Regierung für die Sicherung der Vollzeitbeschäftigung von Frauen, kritisierte SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner. Viele Frauen würden in Teilzeit arbeiten, weil sie keine andere Wahl hätten. Sie forderte „einen Rechtsanspruch auf Vollzeit nach Teilzeitphasen, einen massiven Ausbau von Kinderbildungsplätzen, den Rechtsanspruch auf kostenlose ganztägige Kinderbetreuung, Lohntransparenz und eine generelle Arbeitszeitverkürzung.“

NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter will neben einer flächendeckenden und ganztägigen Kinderbetreuung mehr Väterbeteiligung durch individuelle Ansprüche auf Karenz- und Kinderbetreuungsgelder sowie das automatische Pensionssplitting, um Frauenarmut im Alter gegenzusteuern. Es müssten sich die Rahmenbedingungen in vielerlei Hinsicht ändern, das führe dann auch zu einem gesamtgesellschaftlichen Umdenken, zeigte sie sich überzeugt.

Die Einkommensfalle Teilzeitarbeit machte auch FPÖ-Frauensprecherin Rosa Ecker aus. Sie kritisierte, dass Pflegezeiten und Kinderbetreuung nicht für die Pension angerechnet werden. Sie forderte eine Mindestpension für erwerbstätige Frauen. Die pandemiebedingte Arbeitslosigkeit habe sich angesichts des Arbeitslosengeldes von 55 Prozent Nettorate „gravierend ausgewirkt“.