Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote leicht auf 55,3 Prozent an. Wie auch in den vergangenen Jahren weiter deutlich gestiegen ist die Internetkriminalität, hieß es am Dienstag bei der Präsentation der Kriminalstatistik 2021.
Insgesamt sind die gerichtlich strafbaren Handlungen auf „einem historischen Tiefstand angelangt“, sagte der seit zwei Monaten amtierende Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Als Herausforderung bezeichnete er die Cyberkriminalität. Globalisierung, Internationalisierung und Digitalisierung „haben unsere Welt in den letzten beiden Jahrzehnten verändert“, so Karner.
Weniger Anzeigen, mehr Cybercrime
Auch im zweiten Pandemiejahr ist die Zahl der angezeigten Straftaten in Österreich weiter zurückgegangen. Genau 410.957 Delikte wurden 2021 bei der Polizei angezeigt, um 5,3 Prozent weniger als 2020 – und mit Abstand der geringste Wert der vergangenen zehn Jahre. Im Bereich Cybercrime wurden fast ein Drittel mehr Delikte angezeigt als im Jahr davor.
Um ein Drittel mehr Anzeigen bei Cyberkriminalität
Im Vorjahr gab es 46.179 Cybercrime-Anzeigen. Das waren fast ein Drittel mehr als 2020. In diesem Jahr gab es 35.915 Anzeigen. Der Großteil der Onlinekriminalität entfiel wieder auf Betrug. So wurden 2021 insgesamt 22.440 Anzeigen wegen Internetbetrugs erstattet, ein Fünftel mehr als 2020. Betrug habe sich in den virtuellen Raum verlagert, und mit diesen Delikten sei den Betroffenen zum Teil erheblicher finanzieller Schaden zufügt worden, sagte Karner.
Der Großteil betreffe Bestellbetrügereien, sagte der Direktor des Bundeskriminalamtes (BK), Andreas Holzer. Bei einem Viertel sind Händler die Opfer, bei einem weiteren Viertel bestellen Opfer auf privaten Verkaufsplattformen, erhalten aber keine Waren. Cybercrime-Delikte im engeren Sinn gab es laut Holzer im Vorjahr 15.484 angezeigte Fälle. Ein „trauriger Höchststand der letzten zehn Jahre“ wurde bei Onlinekindesmissbrauch erreicht, sagte der BK-Direktor. Hier gab es im Vorjahr 1.900 Anzeigen, die Aufklärungsquote betrug 92,4 Prozent.
Tausende Einsatzstunden bei CoV-Maßnahmendemos
Besonders gefordert wurde die Polizei im Vorjahr bei Demonstrationen gegen die CoV-Maßnahmen. 2.100 Versammlungen wurden 2021 angezeigt, die Polizistinnen und Polizisten leisteten knapp 600.000 Einsatzstunden, berichtete Karner. Dabei wurden 25.000 Verwaltungsanzeigen erstattet und 550 nach dem Strafrecht. „200 Personen wurden nach der Strafprozessordnung festgenommen, 200 nach dem Verwaltungsstrafgesetz“, sagte der Innenminister.
Bei den Demonstrationen wurden etwa 60 Beamte verletzt. Gestiegen sind die Anzeigen nach dem Verbotsgesetz, 1.671 gab es im Vorjahr. Die Verharmlosung des Holocaust bei den Kundgebungen sei eine besondere Herausforderung. Es sei die „notwendige Aufgabe, dass wir gegen jedwede Form des Antisemitismus vorgehen“, betonte der Minister. Mittlerweile nehmen an den Kundgebungen zwar insgesamt weniger Menschen teil, allerdings werde zu aggressiveren Mitteln gegriffen, sagte Karner. Es sei die Aufgabe der Polizei, wachsam zu sein.
Anzeigen wegen Schlepperei verdoppelt
Als weiteren Schwerpunkt nannte Karner den Kampf gegen die Schlepperkriminalität. 3.570 Anzeigen wegen Schlepperei wurden 2021 erstattet – das ist eine Verdoppelung zum Vorjahr, sagte Karner. Etwa 400 Schlepper wurden festgenommen.
Weiter zurückgegangen ist die Eigentumskriminalität. Österreichweit 108.613 Anzeigen wurden im Vorjahr erstattet, um 15 Prozent weniger als noch 2020. Fünf Jahre zuvor – 2016 – waren es mit 224.555 Eigentumsdelikten noch doppelt so viele gewesen.
Einbruchsdiebstähle in Wohnräume wurden im Vorjahr 4.691-mal angezeigt, vor zehn Jahren waren es noch dreimal so viele. Dieser Bereich ist aber „besonders sensibel, jede Straftat ist eine zu viel“, sagte der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Franz Ruf. Ähnlich deutlich reduziert hat sich im Zehnjahresvergleich auch die Zahl der angezeigten Kfz-Diebstähle. Sie sind auch gegenüber 2020 um ein Fünftel zurückgegangen. Österreichweit wurden 2021 insgesamt 1.168 Anzeigen erstattet. Jeden Tag wurden somit durchschnittlich drei Fahrzeuge als gestohlen gemeldet.
Gewaltkriminalität leicht gestiegen
Eine leichte Steigerung um exakt 390 Anzeigen gab es 2021 bei der Gewaltkriminalität. Österreichweit wurden 67.441 Anzeigen bei der Polizei erstattet. Deutlich gestiegen – um zehn Prozent – ist der Bereich Gewalt in der Privatsphäre. 20.213 derartige Fälle wurden im Vorjahr angezeigt, hoch war die Aufklärungsquote mit 99,8 Prozent.
Eine deutliche Steigerung – knapp zehn Prozent mehr – gab es bei angezeigten Vergewaltigungen. Mit 1.054 Delikten gab es erstmals eine vierstellige Anzahl an Anzeigen. 2020 waren noch 962 Vergewaltigungen angezeigt worden. Bei den Tötungsdelikten gab es insgesamt weniger Opfer als 2020, damals waren es 50 gewesen. Im Vorjahr gab es laut Bundeskriminalamt insgesamt 40 Opfer eines vollendeten Mordes (Paragraf 75 Strafgesetzbuch), darunter 29 weibliche und elf männliche. Unter den 29 weiblichen Opfern war auch ein Kind. 2020 waren es 32 weibliche und 18 männliche Mordopfer gewesen. Vier der Toten waren Opfer des Terroranschlags.
Wieder leicht gestiegen ist im zweiten Pandemiejahr auch die Zahl der Raubüberfälle. 2021 wurden 1.780 Anzeigen erstattetet, um 29 mehr als 2020. Mehr als die Hälfte der Taten – 929 – konnte im Vorjahr geklärt werden.