Frau mit Geldschein in der Hand
ORF.at/Christian Öser
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WIRTSCHAFT

Inflation auf höchstem Wert seit 1984

Deutlich höhere Preise für Energie haben die Inflationsrate im Jänner in Österreich im Jahresvergleich auf fünf Prozent schnellen lassen nach 4,3 Prozent im Dezember. Die Inflation sei auf „den höchsten Wert seit Dezember 1984 angewachsen“, so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Preistreiber waren vor allem Treibstoff und Haushaltsenergie: „Der Anstieg der Treibstoffpreise fiel dabei im Jänner zwar etwas weniger massiv aus als noch im Dezember 2021, trug aber immer noch wesentlich zur Teuerung bei. Ungebrochen blieb der Preisauftrieb bei Haushaltsenergie. Im Vergleich zum Vormonat sind die Preise im Schnitt insgesamt um 0,1 Prozent gesunken“, sagte der Statistik-Austria-Generaldirektor in einer Aussendung.

Grafik zeigt Daten zur Inflation in Österreich im Jänner 2021
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Statistik Austria

Starker Anstieg bei Heizöl, Diesel und Gas

Die Treibstoffpreise legten im Vergleich zu Jänner 2021 um 29,6 Prozent zu. Haushaltsenergie verteuerte sich um 16,4 Prozent. Einen besonders starken Preisanstieg gab es bei Heizöl extra leicht/Großabnahme (plus 45,8 Prozent), Gas/Arbeitspreis (plus 41 Prozent), Dieseltreibstoff (plus 30,8 Prozent) und Superbenzin (plus 28,2 Prozent).

Deutlich geringer fiel die Teuerung bei elektrischem Strom/Arbeitspreis (plus 12,1 Prozent) aus. Bei Strom/Grund- und Zählergebühr gab es einen Rückgang um 23,9 Prozent, weil ab Jänner der Ökostromförderbeitrag und die Erneuerbaren-Förderpauschale nicht mehr zu zahlen war.

Teuerungen bei Restaurants und Hotels

In Restaurants und Hotels musste durchschnittlich um 6,3 Prozent mehr bezahlt werden. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke kosteten durchschnittlich um 4,9 Prozent mehr. Ohne Teuerungen für Verkehr, Wohnen und Nahrungsmittel läge die Inflation laut Statistik Austria im Jänner im Jahresvergleich bei 1,8 Prozent.

Das Preisniveau des Mikrowarenkorbs, der den täglichen Einkauf repräsentiert, stieg im Jahresabstand um 4,1 Prozent. Der Miniwarenkorb, der einen wöchentlichen Einkauf abbildet und auch Treibstoffe enthält, verteuerte sich um 8,8 Prozent.

Preise bei Mieten und „Öffis“ rückläufig

Rückläufige Preise im Vergleich zu Jänner 2021 gab es bei Wohnungsmieten/alle Kategorien (minus 2,6 Prozent), Pendlerkarte/Jahreskarte (minus 31,9 Prozent), Bahn-Sparschiene-Tickets (minus 26,5 Prozent) und CD-ROM-Spiele für PC (minus 20,9 Prozent). Seit Ende Oktober 2021 gibt es mit dem Klimaticket eine billigere Jahreskarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel in ganz Österreich.

Die Teuerungsrate wird in den kommenden Monaten angesichts der Energiepreise wohl weiter auf hohem Niveau bleiben. Im vergangenen Dezember prognostizierten das IHS und das WIFO für das Gesamtjahr 2022 eine Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) in Österreich von 2,8 bzw. 3,3 Prozent. Im März wird die Inflationsprognose aktualisiert.

Eco-Austria-Chefin Monika Köppl-Turyna erwartet, dass das Thema Energiepreise noch länger aktuell bleiben wird. Die höheren Energie-Großhandelspreise seien bei den Endkundenpreisen „noch nicht komplett eingepreist“. Längerfristig werde sich auch die CO2-Bepreisung auf die Energiepreise auswirken, so die Leiterin des liberalen Wirtschaftsforschungsinstituts. Sie erwartet, dass die Inflationsrate in Österreich heuer „deutlich höher“ als 3,3 Prozent ausfallen wird.

NEOS fordert Sofortmaßnahmen

NEOS-Sozial- und Wirtschaftssprecher Gerald Loacker fordert von der Regierung angesichts der hohen Inflationsrate Sofortmaßnahmen anstatt Gutscheinlösungen. „Würde die Regierung die Menschen wirklich und nachhaltig entlasten wollen, würde sie sofort die Kalte Progression abschaffen“, so Loacker in einer Aussendung. Der Handelsverband drängt die Regierung zu kostensenkenden Gegenmaßnahmen und wünscht sich einen „New Deal“ mit einer Standort-und Strukturreform.

Ab Jänner 2022 verwendet die Statistik Austria für Lebensmittel und Drogeriewaren Scannerdaten für die Berechnung der Inflationsrate. Damit werde etwa die Hälfte der regionalen persönlichen Erhebung durch den Einsatz von rasch verfügbaren großen Datenmengen ersetzt, so die Statistikbehörde. Zusätzlich werde die Preiserhebung im Onlinebekleidungshandel mit Hilfe von Webscraping durchgeführt, die umfangreiche regionale Erhebung bleibe aber bestehen.

Beim Webscraping werden Preisdaten von Websites automatisch ausgelesen und gespeichert. Beim Thema Scannerdaten und Webscraping plant die Statistik Austria in Zukunft Erweiterungen.