Ukrainische Flüchtlinge bei der Ankunft am Hauptbahnhof in Wien.
APA/Tobias Steinmaurer
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Ukraine-Krieg

Tausende Nachbarschaftsquartiere gemeldet

Etwa 3.000 Quartiere für ukrainische Kriegsvertriebene sind bisher von Privaten und Zivilinitiativen in Österreich bereitgestellt worden. Allein in solchen Nachbarschaftsquartieren stehen derzeit rund 12.000 Plätze zur Verfügung, zusätzlich zu von Bund und Ländern gestellten Unterkünften.

Das berichtete das Innenministerium nach eineinhalb Wochen Angriffskrieg Russlands auf seinen Nachbarstaat über Hilfe in und von Österreich. Nächste Woche sollen weitere Hilfstransporte starten. „Ich danke den Ländern, den Gemeinden und den Zivil- und Blaulichtorganisationen für die exzellente Zusammenarbeit. Sei es bei der Bereitstellung von Quartieren oder der Koordinierung von Hilfslieferungen – hier wird in diesen Tagen Herausragendes geleistet“, sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).

„Die Gemeinden, der Gemeindebund – aber auch die vielen zivilen Hilfsorganisationen wie Caritas, Volkshilfe, das Rote Kreuz, der Arbeiter-Samariter-Bund und viele weitere Initiativen haben in der letzten Woche eindrucksvoll gezeigt, was sie zu leisten imstande sind“, so Karner.

Karner: „Enorme Solidarität“ und „schnelle Hilfe“

Gemeinsam mit den Ländern wurden Übergangsquartiere in Betrieb genommen. Das Innenministerium hat die Koordinierung der Angebote für Unterkünfte über. „Die Österreicherinnen und Österreicher zeigen nicht nur enorme Solidarität mit den Menschen aus der Ukraine, sondern bieten vor allem dringend benötigte und schnelle Hilfe an“, so Karner.

Unter der Mailadresse nachbarschaftsquartier@bbu.gv.at können Private Nachbarschaftsquartiere bekanntgeben. Bisher wurden rund 3.000 Einmeldungen entgegengenommen, von Zimmern in Wohnhäusern bis zu leer stehenden Häusern und Hotelzimmern, von zwei bis zu 30 oder noch mehr Plätzen pro Einheit reichen die Angebote. Vermieter erhalten im Rahmen der Grundversorgung Entgelt dafür. Man könne derzeit von etwa 12.000 Plätzen in Unterkünften aus dem Pool Nachbarschaftsquartier ausgehen, hieß es am Sonntag.

Erste Hilfsgüter in Ukraine angekommen

Im Rahmen der staatlichen internationalen Katastrophenhilfe war am Donnerstagabend ein erster Hilfstransport mit vier Lkws mit medizinischen Gütern für Operationen am Bestimmungsort in Lwiw (Lemberg) im Westen der Ukraine angekommen. Geliefert wurden 50.000 Liter Handdesinfektionsmittel sowie je 50.000 Stück Schutzbrillen und MNS-Masken, 20.000 Stück Handschuhe und 9.000 Liter Flächendesinfektionsmittel. Ein weiterer Laster mit 7.000 Stück Verbandsmaterial und 50.000 Stück Wundauflagen hat Österreich am Freitag Richtung Lwiw verlassen.

Ein Transporter mit 1.500 Hygienepaketen soll am Montag dorthin aufbrechen, gefolgt von voraussichtlich zwei Lkws mit 10.000 Schutzhelmen des Bundesheers, der am Mittwoch beladen und abmarschbereit gemacht wird. In Vorbereitung ist auch die Überbringung von über das Innenministerium angebotenen 200.000 Litern Dieseltreibstoff mit Tanklastern.

Nach Moldawien, wo zahlreiche Kriegsvertriebene versorgt werden, fahren am Dienstag und Mittwoch zwei Laster, Ziel ist die Hauptstadt Chisinau. Die Fracht besteht aus 500 Hygienepaketen, 20 Zelten, 1.000 Decken sowie je 500 Stück Liegematten, Polster und Feldbetten. In Richtung der slowakischen Hauptstadt Bratislava fährt am Mittwoch ein Lkw mit 50.000 Liter Handdesinfektionsmittel, 45.000 FFP2-Masken und 90.000 MNS-Masken ab.

Zahlreiche weitere Initiativen

Daneben bestehen Initiativen der Bundesländer, Gemeinden und von Privatpersonen. Weitere Hilfspakete seien in Vorbereitung, so das Ressort. Bereits am vergangenen Wochenende war eine Hotline für Kriegsvertriebene eingerichtet worden (rund um die Uhr unter 0043/1-2676-870-9460). Bisher seien mehr als 4.000 Anrufe eingegangen. Die 18 ukrainisch sprechenden Operatorinnen und Operatoren führten im Schichtdienst schon rund 300 Stunden Gespräche.

Ein Hilfskonvoi mit Gütern für ukrainische Schutzsuchende hat sich auf den Weg vom Feuerwehr- und Sicherheitszentrum Tulln nach Moldawien gemacht – mehr dazu in noe.ORF.at. Im Burgenland fand eine vom Land organisierte Spendenaktion statt, die Hilfsbereitschaft war groß – mehr dazu in burgenland.ORF.at. Das Land Salzburg richtete ein Freiwilligenzentrum ein, um die privaten Initiativen angesichts der enormen Hilfsbereitschaft zu koordinieren – mehr dazu in salzburg.ORF.at. Auch aus Wien starten immer wieder Hilfskonvois, teil privat organisiert, teils von NGOs – mehr dazu in wien.ORF.at.

Aufruf des Vermieterverbands

Der Präsident des Österreichischen Eigentümer und Vermieter Bundesverbandes rief am Samstag alle Vermieter in Österreich, die leer stehenden Wohnraum zu vermieten haben, auf, diesen an Familien bzw. Mütter mit Kindern aus der Ukraine zu vermieten. Die Mietzinszahlungen seien gesichert, betonte Günter Moser gegenüber der APA. Gesucht würden Wohnungen in ganz Österreich, Maklerzahlungen und Provisionen würden allerdings nicht akzeptiert, so Moser. „Mit unserem Appell soll für diese Familien bzw. Müttern mit Kindern eine Möglichkeit geschaffen werden, ein menschenwürdiges Wohnen in Frieden zu ermöglichen“, erklärte der Verbandspräsident.