Thermostat einer Heizung
APA/dpa/Hauke-Christian Dittrich
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Wirtschaft

Strom- und Gasverbrauch 2021 gestiegen

Der Verbrauch von Strom und Erdgas ist im Vorjahr gestiegen. Hauptgrund war die sehr starke Konjunkturerholung nach dem Pandemiejahr 2020. Es wurde auch mehr Strom importiert.

Bei Strom war die verbrauchte Menge im Vorjahr um 3,9 Prozent größer als 2020, bei Erdgas um 6,4 Prozent – oder in absoluten Zahlen: plus 2,5 Terawattstunden (TWh), wobei eine TWh einer Mrd. Kilowattstunde (kWh) entspricht. Im Jahr zuvor war der Verbrauch um 2,2 TWh zurückgegangen.

Insgesamt wurden 2021 rund 66 TWh an Kundinnen und Kunden, Unternehmen und Privathaushalte, abgegeben. Die Menge macht rund 90 Prozent des österreichischen Gesamtverbrauchs (etwa 73,5 TWh) aus. Die restlichen zehn Prozent gehen in Pumpspeicherung, Netzverluste und Kraftwerkseigenbedarf.

Bedarf steigt auf lange Sicht

Auf lange Sicht steigt der Strombedarf in Österreich laut der Regulierungsbehörde E-Control pro Jahr im Schnitt um 1,0 TWh. Die stärksten Rückgänge hatte es wegen der Coronavirus-Pandemie zwischen April und Juni 2020 gegeben, 2021 dann einen starken Anstieg.

Steckdosenleiste Strom Energie
ORF
Auf dem Höhepunkt der Pandemie sank der Verbrauch

Dem höheren Stromendverbrauch standen höhere Nettoimporte von 5,3 TWh und eine um 2,4 TWh geringere inländische Erzeugung gegenüber. Die Stromeinfuhr (vor allem aus Tschechien und Slowenien) legte um 1,9 TWh zu, dagegen sank die Stromausfuhr (primär nach Ungarn und in die Schweiz) um 3,4 TWh. Im ersten Pandemie-Jahr 2020 musste kaum Strom importiert werden.

Großhandelspreis enorm gestiegen

Die Strompreise im Großhandel haben nach einer kurzen Pause weiter zugelegt und inzwischen ein neues Allzeithoch erreicht. Der von der Österreichischen Energieagentur (AEA) errechnete Österreichische Strompreisindex (ÖSPI) für April liegt um 163 Prozent über dem Vorjahresniveau – für März hatte der Anstieg 139 Prozent betragen. Gegenüber dem Vormonat betrug der Zuwachs 13 Prozent, erklärte die AEA am Dienstag. Zuletzt hatte sich der Anstieg im Monatsabstand auf 4,0 Prozent eingebremst gehabt, nach 21 Prozent davor.

Perspektive für Energiewende wieder unklarer

Strom aus Wasserkraft wurde laut E-Control im Vorjahr etwas weniger (2,4 TWh) erzeugt als 2020, dafür lieferten Gaskraftwerke etwas mehr (0,7 TWh). Gerechnet haben sich Gaskraftwerke laut E-Control gegen Ende des Vorjahres wegen des starken Anstiegs der Großhandelspreise nicht mehr – dafür wurde mehr Kohle zur Stromerzeugung verbrannt, etwa in Deutschland.

Das Land plant für die nächsten Jahre den Ausstieg aus Kohle- und Atomstrom – beides wird wegen des Kriegs in der Ukraine und die Abhängigkeit von vor allem Erdgaslieferungen aus Russland aktuell allerdings wieder neu debattiert – mehr dazu in Abrücken von der Energiewende befürchtet (news.ORF.at, 3.3.2022). In Österreich ist seit 2020 kein Kohlekraftwerk mehr in Betrieb.

Erdgasspeicher für Mehrbedarf angezapft

Bei Erdgas stieg der Verbrauch im Vorjahr um 6,4 Prozent oder 5,8 TWh auf (umgerechnet) insgesamt 96,3 TWh oder rund 8,5 Mrd. Kubikmeter. Saisonal war der Bedarf im Jänner und Dezember mit jeweils etwas über einer Mrd. Kubikmeter, die tiefsten Werte gab es mit etwa 350 Mio. Kubikmeter in den Monaten Juli und August. Der Verbrauch ist natürlich vor allem temperaturabhängig, aber auch Gaskraftwerke laufen im Sommer weniger.

Erdgas Raffinerie Druckanzeige
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Bei Erdgas ist aktuell die Versorgungssicherheit bzw. Abhängigkeit von Russland Thema Nummer eins

Die Importmenge von Erdgas sank das zweite Jahr in Folge stark, 2021 um 8,2 Prozent oder 40 TWh – ein Rückgang um mehr als 40 Prozent des Inlandsverbrauchs. Ein Grund war unter anderem, dass es weniger Gastransite durch Österreich gab. Unter dem Strich ging die Nettoimportmenge um 19 Prozent (des Inlandsverbrauchs) oder 18,4 TWh zurück. Gedeckt werden konnte der 2021 höhere Verbrauch trotz viel niedriger Importe auch mithilfe der Gasspeichervorräte, die stärker angezapft wurden als im Jahr davor.