Geldbörse
ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

Viele Haushalte mit weniger Geld

Die Coronavirus-Pandemie hat bei vielen Österreicherinnen und Österreichern zu einer Reduktion des Haushaltseinkommens geführt. Laut einer Erhebung der Statistik Austria stand jeder dritten Person im erwerbsfähigen Alter Ende 2021 weniger Geld zur Verfügung als noch ein Jahr zuvor.

Die häufigsten Gründe dafür waren reduzierte Arbeitszeit, gesunkenes Erwerbseinkommen und Arbeitsplatzverlust. Auch die hohe Inflation wurde von den Befragten häufig als Begründung für den Einkommensverlust angeführt.

„Trotz einer massiven Ausweitung der Sozialleistungen und Subventionen hat die Corona-Krise deutliche soziale Folgen mit sich gebracht“, teilte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas per Aussendung mit. Dessen Angaben zufolge hatte „jede dritte Person im erwerbsfähigen Alter im Jahr 2021 Einkommensverluste zu verdauen – mit teils spürbaren Auswirkungen auf Konsummöglichkeiten und Lebenszufriedenheit. Bei jeder sechsten Person hat sich die Einkommenssituation im selben Zeitraum hingegen verbessert.“

Zugriff auf Erspartes und eingeschränkter Konsum

Konkret gaben laut Statsitik Austria 33 Prozent der Befragen an, Einkommensverluste erlitten zu haben. Überdurchschnittlich häufig war das bei Arbeitslosen (53 Prozent) und Erwerbstätigen in bestimmten Berufsgruppen wie Dienstleistungen und Verkauf (37 Prozent), in der Landwirtschaft (41 Prozent) und im Handwerk (36 Prozent) der Fall. Ebenso waren Beschäftigte im Bereich der Bedienung und Montage von Anlagen und Maschinen (45 Prozent) sowie Hilfsarbeiter (40 Prozent) stark betroffen.

Fast die Hälfte (46 Prozent) der Personen mit Einkommensverlusten musste nach eigenen Angaben auf Ersparnisse zurückgreifen bzw. Geld ausborgen. 39 Prozent schränkten ihren Konsum ein, etwa mittels Einsparungen bei Essen, Kleidung und anderen Dienstleistungen. Etwa 14 Prozent ergriffen keine besonderen Maßnahmen.

Mehr Gehalt durch mehr Arbeit

Von einer Einkommenssteigerung berichtete nur jede sechste Person. Die wichtigsten Impulse hierfür gaben eine Erhöhung der Arbeitszeit, Steigerungen des Erwerbseinkommens oder ein neuer Job bzw. Arbeitsplatzwechsel. Unter den Einkommensgewinnerinnen und -gewinnern befanden sich insbesondere Akademikerinnen und Akademiker (28 Prozent), Personen in technischen Berufen (19 Prozent) sowie Führungskräfte (25 Prozent).

Unabhängig von der Einkommensentwicklung der vorangegangenen zwölf Monate berichteten 14 Prozent der Befragten von großen Schwierigkeiten mit der Bewältigung ihrer Lebenskosten. Als schwere finanzielle Belastung wurden dabei insbesondere die Wohnkosten angegeben.

Warnung vor psychischen Folgen

Sozialexperte Martin Schenk von der Armutskonferenz verwies darauf, dass der Anteil der Menschen, die sich immer oder meistens einsam gefühlt hatten, bei einem Einkommensverlust (15 Prozent) dreimal so hoch wie bei einem Anstieg des Haushaltseinkommens (fünf Prozent) sei. „Gerade die psychosozialen Verwerfungen sind massiv“, so Schenk, selbst Psychologe.

Er forderte eine Reform des Unterhaltsrechts und sieht weitere Baustellen: „Präventionsketten gegen Kinderarmut warten auf ihre Umsetzung. Ein einkommensabhängiger Ökobonus würde die Belastungen der Teuerung bei Energie abfedern. Familienbeihilfe, Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe sind seit 20 Jahren nicht der Inflation angepasst worden.“ In Oberösterreich, Niederösterreich und Salzburg sei gerade beobachtbar, worin die neue Sozialhilfe „gänzlich versagt: nämlich Menschen, die ohnehin wenig haben, krisenfest abzusichern“.