Wirtschaft

Startschuss für Reparaturbonus gefallen

Ein zweites Leben für defekte Elektrogeräte: Das ist der Grundgedanke hinter dem bundesweiten Reparaturbonus, für den am Dienstag der Startschuss gefallen ist. Das Motto: „Repariert statt ausrangiert.“ Für eine Reparatur, egal ob es sich um ein Handy oder eine Waschmaschine handelt, gibt es bis zu 200 Euro Zuschuss.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) will mit der Aktion Anreize schaffen, Elektrogeräte im Haushalt instandsetzen zu lassen, anstatt neue zu kaufen. Das Programm umfasst alle Elektrogeräte im Haushalt, vom Wasserkocher über das Handy bis zum E-Piano, erklärte Gewessler am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Übernommen wird die Hälfte der Reparaturkosten, maximal 200 Euro pro Gerät.

„Wir produzieren jedes Jahr enorme Mengen an Elektroschrott und belasten dabei die Umwelt“, sagte die Ministerin. Ein neues Gerät sei oft nur einen Klick entfernt, Reparaturen hätten hingegen den Ruf, teuer und umständlich zu sein. So würden oft hochwertige Geräte auf dem Müll landen, und das sei „die schlechteste aller Lösungen“.

„Repariert statt ausrangiert“

Mit dem Reparaturbonus solle es deshalb attraktiver werden, ein kaputtes Gerät reparieren zu lassen, anstatt ein neues anzuschaffen. Die Devise: „Repariert statt ausrangiert.“ Das sei gleichermaßen gut für die Umwelt und die Geldbörse, aber auch für die Wirtschaft, weil es Arbeitsplätze im Inland schaffe, so Gewessler.

Übernommen werden – wie erwähnt – 50 Prozent der Reparaturkosten und bis zu 200 Euro pro Gerät. Den Bonus gibt es nur für Elektrogeräte im Haushalt. Reparaturen etwa von Kleidung oder Fahrrädern werden nicht gefördert. Der Bonus kann seit Dienstag online abgerufen und bei teilnehmenden Partnerbetrieben eingelöst werden. Es nehmen bereits mehr als 1.200 Unternehmen in ganz Österreich teil.

130 Mio. Euro aus EU-Fonds

Das Programm ist mit einem Volumen von 130 Millionen Euro ausgestattet und soll bis 2026 laufen. Die Mittel dazu stammen aus dem Wiederaufbaufonds der EU. Der Reparaturbonus sei das Ergebnis europäischer Zusammenarbeit, und es sei „ein stolzer Moment, wenn in Europa etwas gelingt, wenn wir es gemeinsam machen“, sagte der EU-Kommissionsvertreter in Wien, Martin Selmayr.

Mit dem Wiederaufbaufonds der EU sollen Reformen finanziert und Investitionen getätigt werden, die Europa nach der Coronavirus-Krise „widerstandsfähiger, ökologischer und digitaler“ machen sollen, so Selmayr. Österreich sei dabei das erste EU-Land, das einen Reparaturbonus flächendeckend einführe.

Positive Reaktionen

Die Wirtschaftskammer (WKO) sprach am Dienstag in einer Aussendung von einer „Win-win-Situation für Umwelt und Verbraucher“. Die Beteiligung der Betriebe sei hoch, das bestätige, dass im österreichischen Handwerk und Gewerbe „äußerst nachhaltig gewirtschaftet“ werde, so Bundesspartenobfrau Renate Scheichlbauer-Schuster. Im aktuellen Kontext von knappen Rohstoffen trage der Reparaturbonus zur Bewusstseinsbildung bei: „Das Wegwerfdenken passt nicht mehr in unsere Zeit“, sagte der Sprecher der Kommunikationstechniker in der WKO, Martin Karall.

Auch die Umweltschutzorganisation Global 2000 begrüßte die Initiative in einer Aussendung, forderte jedoch gleichzeitig eine Ausweitung der Förderung auf alle Produktgruppen und steuerliche Vorteile für Reparaturen. Nur durch die Vermeidung von Neukäufen sei „der Übergang zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft“ zu schaffen.