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APA/Barbara Gindl
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Wirtschaft

Zahl der Insolvenzen gestiegen

Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist im ersten Quartal des laufenden Jahres angesichts der auslaufenden CoV-Hilfen wieder gestiegen. Auch bei den Privatinsolvenzen gab es einen Zuwachs. Mit einem weiteren Anstieg wird angesichts der laufenden Krisen gerechnet.

Nach dem Auslaufen staatlicher Coronavirus-Hilfen für Firmen und Private bewegen sich die Insolvenzen in Österreich wieder in Richtung Vorpandemieniveau. In den ersten drei Monaten 2022 haben sich die Firmenpleiten auf 1.055 Verfahren mehr als verdoppelt, zeigen die endgültigen Zahlen der Creditreform vom Freitag. Mit den CoV-Hilfen war die Zahl der Insolvenzen auf das Niveau der frühen 1990er Jahre und damit einen Tiefststand gesunken.

Auch bei den Privatinsolvenzen stieg die Gesamtzahl um rund 22 Prozent auf 2.301 Verfahren an. Das liege vor allem an der im Juli 2021 beschlossenen Reform im Insolvenz- und Exekutionsrecht, die zu einer Trendumkehr geführt habe. Die schnelleren Entschuldungsmöglichkeiten würden immer größere Akzeptanz finden, so Creditreform.

Rund 5.000 Firmeninsolvenzen erwartet

Für das Gesamtjahr 2022 rechnet Creditreform-Geschäftsführer Gerhard Weinhofer mit einer Rückkehr auf das Vorpandemieniveau von rund 5.000 Firmeninsolvenzen. Bei den Privatpleiten geht Weinhofer von einem Anstieg auf über 9.000 Insolvenzen aus.

Große und mittelgroße Unternehmen hätten die Probleme aufgrund einer höheren Eigenkapitalausstattung bisher besser stemmen können, kleinere Unternehmen hätten oft nicht die Finanzkraft, die personelle Ausstattung oder die Möglichkeit, höhere Einkaufspreise an Endkunden weiterzureichen und seien daher eher insolvenzgefährdet.

Es bleibe abzuwarten, welche Auswirkungen der weitere Verlauf des Ukraine-Krieges auf die allgemeine Wirtschaftsentwicklung sowie Digitalisierung und Klimawende auf den Arbeitsmarkt und damit auf die Insolvenzen haben werden, so Weinhofer laut einer Aussendung.

Stärkster Zuwachs in Tirol

Den stärksten Zuwachs bei den Firmeninsolvenzen verzeichneten im ersten Quartal Tirol (plus 309,5 Prozent), Niederösterreich (plus 196 Prozent) und Vorarlberg (plus 182 Prozent). Die höchste Insolvenzbetroffenheit herrschte in der Bundeshauptstadt Wien mit knapp vier Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen, die geringste in Vorarlberg mit weniger als zwei von 1.000 Unternehmen. Österreichweit mussten drei von 1.000 Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen.

Am stärksten stiegen die Insolvenzen im Transportwesen mit einem Plus von 156,5 Prozent, gefolgt vom Tourismus mit plus 132 Prozent. Die meisten Insolvenzanträge verzeichneten das Bauwesen (192), der Handel (178) und die Dienstleistungen (166). Die größte relative Insolvenzbetroffenheit herrschte ebenfalls im Bau mit rund acht von 1.000 Branchenunternehmen.

Mehr als ein Drittel aller Privatinsolvenzen ereigneten sich in Wien. Sechs von 10.000 erwachsenen Wienerinnen oder Wienern mussten Insolvenz anmelden. Damit sind Menschen in Wien doppelt so stark insolvenzgefährdet wie der Durchschnitt, denn österreichweit waren lediglich etwas mehr als drei von 10.000 Erwachsenen zahlungsunfähig.