Tische in einem Restaurant
Getty Images/Mint Images
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Wirtschaft

Personalmangel im Tourismus verdoppelt

Mehr Ruhetage, kleinere Gastgärten, reduziertes Angebot: Viele Gastronomie- und Tourismusbetriebe kämpfen mit einem eklatanten Personalmangel und müssen entsprechend reagieren. Laut Arbeitsmarktservice (AMS) hat sich diese Lücke seit 2018 verdoppelt. Nach den aktuellen AMS-Zahlen vom April fehlen derzeit 15.555 Beschäftigte.

Die Zahl der unselbstständig in der Branche Beschäftigten blieb mit gut 185.000 bzw. nun gut 188.000 Menschen nahezu gleich. Die Pandemie hat den Arbeitskräftemangel noch verschärft. Im April vor drei Jahren fehlten in Gastro und Tourismus mit 8.600 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen nur halb so viele wie jetzt. Laut Branche fehlen derzeit sogar 35.000 Personen, die in Gastro und Tourismus eingesetzt werden können.

„Die Knappheit an Arbeitskräften wird die Branche wohl noch auf längere Zeit begleiten“, so die Einschätzung von AMS-Chef Johannes Kopf. „Betrieben kann nur geraten werden, sich diesen Tatsachen zu stellen und an Konzepten zu arbeiten, wie sie ihre Arbeitgeberattraktivität erhöhen können.“

Grafik zeigt Daten zu den offenen Stellen in Gastronomie und Tourismus
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: AMS

Nachholeffekte nach CoV-Restriktionen

Als mögliche Ursachen für die hohe Nachfrage nach Beschäftigten bringt Kopf etwa Nachholeffekte nach zwei Jahren mit CoV-Restriktionen, die nach wie vor gute Konjunktur und „die Tatsache, dass weniger Menschen in die Branche einsteigen als früher“, ein.

Das AMS will die Branche unterstützen und besucht im Rahmen einer Businesstour österreichweit 7.500 Betriebe. Kopf appelliert an Unternehmen auch, sich proaktiv beim AMS zu melden. „Gemeinsam sollten wir eine Lösung finden, die weiterhilft.“

Brancheneinschätzung aufgrund von Saison

Dass die Einschätzung von Branchenvertretern bis zu 35.000 fehlenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hinauf geht, erklärte die nunmehrige ÖVP-Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler kürzlich mit der Betrachtung der gesamten Kernsaison des Sommers. Die Hoteliervereinigung (ÖHV) spricht von 20.000 bis 25.000 fehlenden Mitarbeitern. Einige Branchenvertreter erwarten auch eine gewisse Strukturbereinigung.

ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher sah den Arbeitskräftemangel in der Gastronomie und im Tourismus dieser Tage hauptsächlich darin begründet, „dass in den letzten zwei Jahren so wenige Menschen in die Branche gewechselt sind oder neu eingestiegen sind“. Kocher: „Normalerweise gehen in zwei Jahren 40.000 Arbeitskräfte in Österreich in den Tourismus. In den letzten zwei Jahren waren es nur 20.000. Und ausländische Fachkräfte sind auch noch ausgeblieben.“

Mehr Reservierungen, mehr Selbstbedienung

Manche Gastronomen sehen auch einen größeren Strukturwandel kommen, der zum Teil dem Mitarbeitermangel geschuldet ist. „Es wird nicht mehr das Angebot da sein, wie wir es kennen“, sagte der Chef der Villa Lido in Klagenfurt, Franz Huditz. Bei vielen Qualitätsbetrieben könnte künftig, ähnlich wie in den USA, ohne Reservierung nichts mehr gehen.

Im günstigeren Bereich erwartet der auch in der Wirtschaftskammer-Sparte Gastronomie und Tourismus Engagierte mehr Selbstbedienungskonzepte. Andere Branchenvertreter sehen auch in der Hochsaison Ruhetage kommen und die Tatsache, dass Hotels keine Küche a la carte anbieten, weil ihnen Mitarbeiter fehlen.