Rettungsauto im Einsatz
ORF.at/Georg Hummer
ORF.at/Georg Hummer
Wirtschaft

Teuerung gefährdet Rettungstransporte

Die Rettungsdienste schlagen Alarm: Aufgrund der hohen Treibstoffpreise sei es in Wien bald notwendig, Transportfahrten einzuschränken. In der Steiermark muss bereits auf finanzielle Rücklagen zurückgegriffen werden, in Salzburg wird eine Befreiung von der Mineralölsteuer gefordert. Die Einschränkungen würden vor allem chronisch kranke Menschen treffen, warnt der Arbeiter-Samariterbund.

Mehr als 600-mal pro Tag rücken die Rettungssanitäterinnen und -sanitäter des Arbeiter-Samariterbundes in Wien zu einem Einsatz aus. Die meisten davon sind Krankentransporte, also etwa Fahrten ins Spital für Menschen, die regelmäßig Chemotherapie oder Dialyse erhalten. Doch das könne man bald nicht mehr leisten, befürchtet der Geschäftsführer des Samariterbundes, Reinhard Hundsmüller, im „Wien heute“-Interview. Denn die steigenden Preise bei Benzin, Strom und auch medizinischen Produkten seien nicht mehr stemmbar.

Es könne sogar darauf hinauslaufen, dass chronisch kranke Menschen in naher Zukunft nicht mehr transportiert werden können. „Das darf in einem Land wie Österreich nicht passieren, das kann auch nicht passieren. Ich denke doch, dass es höchste Zeit ist, dass diese Bundesregierung und die Verantwortlichen aufwachen und die Dramatik der Lage erkennen“, so Hundsmüller.

Teuerungen: Sorge um Rettungswesen

Chronisch kranke Menschen, die permanent Chemo-, Dialyse- und Strahlentherapien benötigen, werden bald auf der Strecke bleiben. Das sagt Reinhard Hundsmüller, Bundesgeschäftsführer des Samariterbundes. Er befürchtet, dass Krankentransporte wegen der hohen Treibstoffpreise eingeschränkt werden müssen, und fordert eine Befreiung von der Mineralölsteuer.

In der gleichen Situation seien in Wien auch andere Rettungsdienste wie das Rote Kreuz, das Grüne Kreuz und die Johanniter: „Wir kommen auf mittlerweile 200.000 Euro Mehrkosten pro Monat – auf alle Rettungsorganisationen gesamt. Daher fordern auch wir die Mineralölsteuerbefreiung, so wie es auch für andere Betriebe wie etwa landwirtschaftliche Betriebe (…) schon möglich ist“, forderte Robert Lorenz, Einsatzleiter bei den Johannitern.

Mehr dazu in wien.ORF.at

Einschränkungen auch in Steiermark befürchtet

Auch beim steirischen Grünen Kreuz spricht man allein beim Treibstoff von Mehrkosten im heurigen Jahr von über einer halben Million Euro. Um die gestiegenen Dieselkosten für die Krankentransporte bezahlen zu können, müsse man beim Grünen Kreuz Steiermark daher bereits auf die finanziellen Rücklagen zugreifen, sagt Geschäftsführer Gerhard Prall: „Wenn man das hochrechnet heuer: ungefähr Mehrkosten bei Diesel um die 670.000 Euro mit dem gleichen Fahraufkommen.“

Pro Jahr absolviere man etwa 280.000 Fahrten, vor allem Krankentransporte, und diese würden auch durch die zunehmende Spezialisierung der Spitäler zunehmen. Mit der heuer von den Sozialversicherungen zugesagten Erhöhung von 2,5 Prozent würde man aber nicht auskommen.

Von erheblichen Mehrkosten spricht man auch beim Roten Kreuz. Beide Einsatzorganisationen fordern daher möglichst rasch eine Abgeltung der Mehrkosten. Sollte diese nicht bald kommen, so heißt es beim Grünen Kreuz, müsse man die Zahl der Krankentransporte wohl einschränken.

Mehr dazu in steiermark.ORF.at

Salzburg: „Niemand wird auf der Straße liegen bleiben“

Während man in anderen Bundesländern bereits davor warnt, dass die Versorgung leiden könnte, gibt es derartige Stimmen für Salzburg laut Landesrettungskommandant Anton Holzer noch nicht. „Wir werden trotzdem alle Transporte durchführen können, und es wird niemand auf der Straße liegen bleiben“, so Holzer.

Allein werde das Rote Kreuz Salzburg die Mehrkosten durch die enorm gestiegenen Treibstoffpreise aber nicht stemmen können. Rund 700 Patienten transportiert das Salzburger Rote Kreuz Tag für Tag im Schnitt. An Spitzentagen können es sogar bis zu 1.000 sein, sagt Holzer. Für die Landwirtschaft gibt es bereits eine Befreiung von der Mineralölsteuer, das fordern etwa die Johanniter auch für Blaulichtorganisationen.

Mehr dazu in salzburg.ORF.at

Finanzministerium verweist auf Entlastungspakete

Sollte eine Befreiung von der Mineralölsteuer nicht möglich sein, fordern die Organisationen eine Sonderförderung – ähnlich dem 120 Millionen Euro schweren Paket für die Landwirtschaft, das die Versorgungssicherheit in Österreich garantieren soll.

Das Finanzministerium verwies am Freitag auf die angekündigten Entlastungspakete der türkis-grünen Bundesregierung. Davon würden selbstverständlich auch Rettungsorganisationen und deren Mitarbeiter „direkt oder indirekt“ profitieren, hieß es in einer Stellungnahme.

Bei der von den Rettungsorganisationen geforderten Senkung der Mineralölsteuer sei man an die unionsrechtlichen Vorgaben der Energiebesteuerungsrichtlinie gebunden – und diese erlaube keine Befreiung für Rettungs- und Krankentransportdienste. Überdies zeigten Beispiele aus anderen Ländern wie etwa Deutschland, dass der Spritpreisdeckel nicht bei den Konsumenten ankomme.