Frau sitzt mit Decke auf Sofa und schneuzt sich
Getty Images/Westend61
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Nach Pandemie

Österreicher fühlen sich weniger gesund

Die Österreicherinnen und Österreicher fühlen sich nach der CoV-Pandemie weniger gesund als vorher. Das berichtete Reinhard Raml vom Meinungsforschungsinstitut IFES am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Laut dem „Austrian Health Report 2022“ bezeichnet nur knapp ein Fünftel der Menschen den eigenen Gesundheitszustand als „sehr gut“ – vor der Pandemie waren es noch 36 Prozent.

Die Zufriedenheit mit dem eigenen körperlichen und seelischen Befinden steigt dafür mit dem Alter: Jeder Dritte über 60 Jahren gibt ihm die Höchstnote, aber nur jeder Fünfte zwischen 18 und 29 Jahren. Außerdem fühlen sich die Leute von Westen nach Osten weniger gesund.

Auch bei den Einschränkungen in Bezug auf die Pandemie gibt es ein eindeutiges Altersgefälle. 41 Prozent der 18- bis 29-jährigen gaben an, durch das Coronavirus viel in ihrem Leben versäumt zu haben – so empfanden aber nur 15 Prozent der über 60-jährigen. „Für die jüngeren Menschen dauerte die Pandemie im Vergleich zu ihrer übrigen Lebenszeit viel länger“, erklärte Raml.

Weniger Arztbesuche bei Nicht-CoV-Erkrankungen

Die Pandemie verschlechterte laut der Umfrage die Behandlung von Nicht-CoV-19-Erkrankungen. Fast jeder Dritte (29 Prozent) suchte keinen Arzt auf, obwohl er sich krank wähnte. Fünf Prozent der Befragten gab zudem an, nie Medikamente einzunehmen. Bei neun Prozent der Befragten musste ein Operationstermin verschoben werden.

Unter 30-Jährige häufiger von CoV betroffen

Die unmittelbaren Auswirkungen einer Infektion mit dem Coronavirus kenne fast jeder Zweite: 46 Prozent der Personen gaben an, „Corona gehabt zu haben“. Acht Prozent machten diese Erfahrung mehrmals. Die unter 30-Jährigen hatten öfter eine CoV-Infektion als der Rest der Bevölkerung, bei ihnen waren es nämlich 60 Prozent.

Auch klagten sie häufiger als ältere Personengruppen über „Long Covid“-Symptome wie Müdigkeit, Schwächegefühl, Erschöpfung, Kopfschmerzen und Beunruhigungszustände. Ein Drittel der jungen Menschen machte Angst- und Depressionsperioden durch, aber nur ein Zehntel der älteren, berichtete Raml.

„Höheres Einkommen macht gesünder“

„Die Umfrageergebnisse legen weiters den Schluss nahe, dass ein höheres Einkommen gesünder macht“, heißt es außerdem. Während nämlich nur knapp ein Drittel (31 Prozent) aller Österreicher mit einem monatlichen Nettoeinkommen von über 3.500 Euro eine dauerhafte Krankheit oder chronische Leiden haben, sind es bei den übrigen 45 Prozent.

Zweiter Teil der Befragung steht noch aus

Der „Austrian Health Report 2022“ wurde vom Meinungsforschungsinstitut IFES im Auftrag der Pharmafirma Sandoz Österreich durchgeführt. Es befragte ein Panel von 1.006 Personen aus der österreichischen Wohnbevölkerung über 18 Jahren im Mai und Juni 2022 zu ihrem Gesundheitszustand und persönlichen Auswirkungen der Pandemie. Ein zweiter Teil mit Befragungen von Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten, würde demnächst durchgeführt, so Raml.

„Biosimilars-Barometer“ wird präsentiert

Neben dem Gesundheitsreport wird auch ein „Biosimilars-Barometer“ präsentiert. Biosimilars sind Nachfolgeprodukte von Medikamenten mit biologischen Wirkstoffen, deren Patentschutz abgelaufen ist. Sie werden von gentechnisch veränderten Bakterien, Pilzen bzw. Säugetierzellen hergestellt und bestehen zum Beispiel aus Eiweißstoffen.

Ihr Einsatz ist bei gleicher Wirksamkeit deutlich günstiger als jener der Originalprodukte, so Bong Song von Sandoz Österreich in einer Aussendung. Sie werden in Krankenhäusern schon zu 87 Prozent eingesetzt, im niedergelassenen Bereich aber nur zu 27 Prozent.

„In der Anwendung gibt es also eindeutig Luft nach oben“, sagte Song. Es gäbe auch große Unterschiede in den Bundesländern: Während der Biosimilars-Anteil bei den wichtigsten sieben Wirkstoffen in Wien 71 Prozent beträgt, sind es im Burgenland nur 48 Prozent.