Biogütesiegel
ORF.at/Zita Klimek
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Wirtschaft

Biolebensmittel trotzen Teuerung

Trotz der gestiegenen Inflation ist die Nachfrage nach Biolebensmitteln nach wie vor hoch. Ein Grund dafür: Im Vergleich zu Produkten aus konventioneller Landwirtschaft sind Bioartikel nicht viel teurer geworden. Das könnte nicht zuletzt zu einem Aufschwung im Biosegment führen.

Nach einem Allzeithoch im Februar mit einem wertmäßigen Bioanteil von 12,6 Prozent gibt es zwar eine leicht sinkende Tendenz. Trotzdem belief sich der Bioanteil im Mai noch auf 11,7 Prozent, zeigen die neuesten AMA-Daten.

„Die Teuerung ist bei Bio ungleich geringer als im konventionellen Bereich“, sagt Bio-Austria-Chefin Gertraud Grabmann.

Verschiedene Bioprodukte
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Ob Biolebensmittel in den Einkaufswagen der Konsumentinnen und Konsumenten landen, ist nicht zuletzt eine Frage des Preises

Nur 2,5 statt 6,5 Prozent teuer geworden

Die Teuerung der konventionellen Lebensmittel machte von Jänner bis Mai 6,5 Prozent aus, im Biobereich seien es lediglich 2,5 Prozent gewesen, erhob die AMA. Grabmann gehe davon aus, dass eine Preisannäherung der beiden Produktklassen dazu führen könnte, dass Konsumenten und Konsumentinnen verstärkt zu Biolebensmitteln greifen.

„Bio ist stabil“, so Grabmann zum Preis von Biolebensmitteln. Grund dafür sei die viel geringere Abhängigkeit von fossilen Grundstoffen – etwa Kunstdünger, für dessen Erzeugung viel (teures) Erdgas nötig ist. „Und Bio in Österreich ist auch relativ unabhängig vom Futtermittelimport, man ist so gut wie Eigenversorger.“ Daher werde die Inflation in dieser Produktgruppe weiterhin nicht so stark durchschlagen.

Grafik zum Bioanteil
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: AMA

„Stabilere Lebensmittel auch in Zukunft“

„Bioprodukte sind die stabileren Lebensmittel auch in Zukunft“, sagte die Bio-Austria-Chefin in Nürnberg am Rande der Bionahrungsmesse Biofach.

Der Umsatz mit Biolebensmitteln (ohne Gebäck und Brot, ohne Ab-Hof-Verkauf, ohne Gastronomie) ist laut den neuen Roll-AMA-Daten im Periodenvergleich (Jänner bis Juni 2021 bzw. 2022) zwar von rund 3,17 Mrd. Euro auf knapp 3 Mrd. Euro gesunken, Grund zur Sorge ist das laut Bio-Austria-Chefin aber nicht.

Man müsse die Zahlen mit 2019 vergleichen, der Zeit vor den Lockdowns mit geschlossener Gastronomie, was naturgemäß zu mehr Eigenversorgung zu Hause und daher Einkäufen führte. Im Vergleichszeitraum 2019 hatte sich der Umsatz mit Biolebensmitteln im Lebensmitteleinzelhandel auf gut 2,6 Mrd. Euro belaufen. Seit Juni 2020 fiel der Bioanteil über alle Produktgruppen hinweg nie unter 10,1 Prozent.

Biopotenzial bei Schweinefleisch

Beim Schweinefleisch etwa ist der Bioanteil immer noch verschwindend gering. „Wir versuchen auch hier seit zwei Jahren, Kapazitäten zu steigern“, sagte Grabmann gegenüber der „Kleinen Zeitung“ und der APA. Man gehe „langsam, dafür aber nachhaltig“ vor. Die Betriebe sollten auch dabei bleiben. Fütterungs- und Haltungsbedingungen seien sehr aufwendig.

Geschlachtet werden in Österreich pro Jahr rund fünf Mio. Schweine. Davon sind etwa 150.000 biologisch aufgezogen worden, weitere rund 100.000 entstammten Zwischenprogrammen, bei denen Supermärkte oder Diskonter höheres Tierwohl versprechen. Weitere etwa 2,2 Mio. Schlachtschweine haben das AMA-Gütesiegel, der Rest ist vollkonventionell.

Doch auch Heumilchbauern und -bäuerinnen sind gefragt. Derzeit arbeiten in Österreich knapp 23.500 Landwirte und Landwirtinnen im Biobereich. Das sind gut 22 Prozent. Mit 2023 beginnt eine neue Förderperiode.