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Wie Spitäler auf Quarantäne-Aus reagieren

In den Salzburger Spitälern müssen symptomlos Infizierte ab Montag mit FFP2-Maske regulär zum Dienst erscheinen, sofern dieser keinen Kontakt mit Patientinnen und Patienten vorsieht. Weit abwartender zeigt man sich in den anderen Bundesländern.

„Mitarbeiter, die normal Patientenkontakt haben, werden hingegen so eingesetzt, dass es für die Dauer der Verkehrsbeschränkung keinen Kontakt gibt“, wie die Salzburg Landeskliniken (SALK) bei einem APA-Rundruf weiter mitteilten. „Ärzte schreiben dann etwa Arztbriefe oder widmen sich ihrer Forschungstätigkeit“, so SALK-Sprecher Wolfgang Fürweger. Sind keine patientenferne Tätigkeiten möglich bzw. kann Personal aus medizinischen Gründen (z. B. Schwangerschaft) nicht durchgehend eine FFP2-Maske tragen, erfolgt eine Freistellung vom Dienst.

Wie die Pflegeheime des Landes mit der neuen Situation umgehen, stand am Mittwoch noch nicht fest. Es gelten zunächst die Regeln des Bundes, die Abstimmung mit der Fachabteilung würde noch laufen, hieß es aus dem Büro von Salzburgs Soziallandesrat Heinrich Schellhorn. In den Salzburger Landeskliniken hält sich die Zahl der covidbedingten Abwesenheiten momentan in Grenzen. Mit Stand Mittwoch galten 18 Ärzte und 51 Pflegekräfte als infiziert.

Zum Vergleich: Derzeit sind 578 Pflegekräfte auf Urlaub. „Wir betreiben unsere OP-Säle momentan mit 75 Prozent Auslastung, was für den Sommer nicht ungewöhnlich ist. Viele Leute wollen in der heißen Jahreszeit keine elektiven Eingriffe machen“, sagte SALK-Sprecher Wolfgang Fürweger zur APA. Ausfälle von Operationen gebe es meist nur akut – etwa, wenn ein Chirurg wegen einer Infektion kurzfristig nicht arbeiten kann.

„Gibt uns Flexibilität“

In den tirol kliniken führe derzeit ein Mix aus verschiedenen Ursachen dazu, dass nicht dringend notwendige Operationen verschoben werden können, sagte Kliniksprecher Johannes Schwamberger der APA. Das sei CoV-positiven Patienten, CoV-bedingten Mitarbeiterausfällen, Urlauben und der generellen Arbeitsmarktsituation geschuldet.

Dass lediglich CoV dafür verantwortlich sei, könne man daher nicht sagen. „Die Kombination aus allem ist herausfordernd“, beschrieb er die Situation. Grundsätzlich begrüßen die tirol kliniken die neue Verordnung jedoch: „Es gibt uns Flexibilität zurück“, sagte er. Ob man infizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter künftig tatsächlich in den Dienst schicken werde, ließ Schwamberger noch offen.

Man werde sich nun mit Abteilungen wie der Krankenhaushygiene und der Infektiologie beraten, in welchen Abteilungen das möglich sei und in welchen nicht. Er könne sich etwa nicht vorstellen, dass man Infizierte mit immunsupprimierten Patientinnen und Patienten arbeiten lasse.

780 CoV-Fälle bei Wiener Spitalspersonal

Wie die neue Verordnung im Wiener Gesundheitsverbund umgesetzt wird, kann erst dann geklärt werden, wenn sie auch vorliegt. Aus jetziger Sicht ist es im klinischen Bereich schwer vorstellbar, infektiöse Pflegepersonen oder Ärztinnen und Ärzte zu den ohnehin vulnerablen Kranken zu lassen, hieß es auf Anfrage der APA. Wenig später wurde die Verordnung zum Ende der Coronavirus-Absonderung dann auch offiziell erlassen.

Die derzeitige Sommerwelle ist bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern spürbar. Am Dienstag waren etwa 780 der rund 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgrund eines positiven Coronavirus-Tests dienstfrei gestellt. Die personelle Situation ist in Verbindung mit der Urlaubszeit angespannt, aber die medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten ist gewährleistet, wurde versichert.

Dringliche und lebensnotwendige Operationen finden in den Kliniken des Wiener Gesundheitsverbundes immer statt. Aber natürlich hat die hohe Covid-19-Belegung auf den Normalstationen und die dynamische Personalsituation Auswirkungen auf den OP-Betrieb. In der Klinik Donaustadt werden beispielsweise derzeit geplante Eingriffe verschoben.

NÖ: Konzept in Arbeit

In Niederösterreich liegen die Dienstverhinderungen in den Spitälern laut Landesgesundheitsagentur (LGA) „auf einem hohen Niveau“, sind jedoch von Standort zu Standort unterschiedlich. „Der Klinikbetrieb ist also großteils normal, auch das operative Niveau ist hoch“, derzeit werden keine Eingriffe verschoben, hieß es auf APA-Anfrage.

Aufgrund der Struktur könne man „ein durchgängiges Versorgungsnetz“ anbieten. Am Mittwoch waren 477 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von insgesamt 22.000 aufgrund von CoV dienstverhindert – als Kontaktperson oder wegen einer bestätigten Infektion. Dazu kamen 973 „normale“ Krankenstände und 41 Pflegefreistellungen. Es werde keine Urlaubssperren geben, bekräftigte Landeshauptfraustellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP): „Im Sommer ist es wichtig, dass sich unsere Mitarbeiter erholen und einmal durchschnaufen können.“

Für den Umgang mit der Abschaffung der Quarantäne und der damit verbundenen Frage, ob Infizierte in Krankenhäusern und Heimen arbeiten werden, wird den Angaben zufolge ein Konzept erarbeitet.

OÖ: Klärung bis Ende der Woche

Wie man in Oberösterreich mit dem Wegfall der Quarantäne und der neuen Verordnung zur Verkehrsbeschränkung umzugehen gedenke, war am Mittwoch „noch Gegenstand interner Abstimmungen“. Zum Ende der Woche sollen „alle Details“ feststehen, teilte der Krisenstab am Nachmittag mit.

Zur Situation in den oberösterreichischen Spitälern hieß es, dass von den 14.386 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in den Regionalkliniken und im Kepler Uniklinikum mit Stichtag Mittwoch 709 aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten konnten, 210 davon aufgrund einer Coronavirus-Erkrankung bzw. -Quarantäne. Das entspreche einem „sehr niedrigen“ Personalausfall von 4,9 Prozent der Gesamtbelegschaft. Eine Nachfrage im Ordensklinikum habe eine vergleichbare Situation ergeben, so der Krisenstab weiter.

Vorgangsweise in Steiermark noch offen

Die Spitäler der Steiermärkischen KAGes (Krankenanstaltengesellschaft) äußerten sich auf Nachfrage nicht dazu, ob infizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Betreuung vulnerabler Patientinnen und Patienten eingesetzt werden sollen. Es wurde auf eine Stellungnahme am Donnerstag verwiesen. Operationen müssen derzeit wegen CoV keine verschoben werden. Es gebe allerdings nach wie vor Probleme wegen Personalmangels, daher müssen teilweise Patientinnen und Patienten verlegt werden, hieß es gegenüber der APA.

„Das kann sich ändern“

Keine OP-Verschiebungen elektiver Eingriffe gibt es auch im Burgenland, Vorarlberg und Kärnten. „Das kann sich aber ändern, wenn mehr Beschäftigte ausfallen“, sagte Gerd Kurath vom Kärntner Landespressedienst am Mittwoch auf APA-Anfrage.

Noch keine Informationen gab es dazu, wie die Landeskrankenanstalten und die Pflegeheime in Kärnten mit dem Quarantäne-Aus umgehen wollen, ein Plan dafür werde von den zuständigen Abteilungen gerade erarbeitet. Wie die Humanomed-Gruppe gegenüber dem ORF Kärnten mitteilte, würden keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt, die einen CT-Wert von unter 30 haben.

Vorarlberg: Noch kein Anlass

Die Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) teilte auf APA-Anfrage mit, dass es wegen unbesetzter Stellen in einzelnen Bereichen Einschränkungen bei planbaren Behandlungen gebe. Zum Aus für die Quarantäne hieß es, die derzeitige Ausfallsquote gebe mit 1,1 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorerst keinen Anlass, positiv Getestete arbeiten zu lassen.

Sollte die Zahl der Mitarbeiterausfälle so stark steigen, dass die Versorgung der Patientinnen und Patienten gefährdet sei, behalte man sich aber vor, unter besonderen Schutzvorkehrungen auch positiv getestete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten zu lassen, wenn sie symptomlos und arbeitsfähig seien. Beim Vorarlberger Pflegeheimbetreiber Benevit will man diesbezügliche Vorgaben des Landes abwarten.

„Krankenstand ist Krankenstand“

Auch im Burgenland müssen in den Spitälern der KRAGES (Burgenländische Krankenanstalten GmbH) derzeit noch keine geplanten Operationen verschoben werden. Das könnte aber wieder erforderlich werden, wenn die Zahl der Covid-19-Patientinnen und -Patienten auf den Intensivstationen weiter steigt, die Ärzte dort verstärkt benötigt werden und in weiterer Folge im OP-Saal fehlen, sagte ein KRAGES-Sprecher auf APA-Anfrage. Durch das Quarantäne-Aus werde sich in der Spitalspraxis nicht viel ändern. „Die umfassende FFP2-Maskenpflicht gilt seit mehr als einem Jahr, und: Krankenstand ist Krankenstand“, hieß es von der KRAGES.