Truthühner auf einer Wiese
Getty Images/Maryanne Petersen/Eyeem
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Wirtschaft

Kritik an Billigputenfleisch im Handel

Den heimischen Putenmästern macht die Konkurrenz aus dem Ausland zu schaffen. Konsumentinnen und Konsumenten greifen im Supermarkt aufgrund der hohen Inflation vermehrt zu günstigeren Produkten und geben der teils halb so teuren Putenbrust aus Polen oder Italien den Vorzug. Scharfe Kritik üben die heimischen Züchter am Handel.

Österreichisches Putenfleisch werde neben den billigen Konkurrenzprodukten aus dem Ausland präsentiert, lautet die Kritik. „Wir wollen ein klares Bekenntnis vom Handel, unsere Ware zu präsentieren, und eine vollständige Umstellung auf österreichische Pute“, forderte Michael Wurzer, Geschäftsführer der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG), im Gespräch mit der APA.

Derzeit verkauften manche Supermarktketten das Kilo Putenbrust aus dem Ausland zu Preisen von acht bis neun Euro, während gleich daneben die österreichische Ware für 17 oder 18 Euro liege, kritisierte Wurzer. Das Putenfleisch aus Biohaltung kommt auf rund 30 Euro je Kilo. Geld, das viele derzeit nicht haben.

Rückgang bei Bestellungen

Die Mäster bemerkten bereits einen Rückgang bei den Bestellungen und müssten ihre Puten zu niedrigen Preisen lebend ins Ausland abverkaufen, so Wurzer. Die rund 200 heimischen Putenbetriebe können den österreichischen Markt etwa zur Hälfte versorgen. Da in der Gastronomie aber nur sehr wenig heimisches Putenfleisch gekauft werde, könnte die Branche den Lebensmittelhandel bei frischer Pute mit österreichischer Ware vollständig versorgen, räumte der ZAG-Geschäftsführer ein.

Viel Putenfleisch aus dem Ausland im Supermarktregal

Die Lebensmittelhändler Billa und Billa Plus (REWE) verkaufen nach eigenen Angaben seit dem Frühjahr 2020 Frischfleisch nur mehr aus österreichischer Erzeugung. Das gilt allerdings nicht für die Diskontschiene Penny, die auch zum REWE-Konzern gehört. Marktführer Spar bezieht das Putenfleisch für seine Billigmarke S-Budget aus Deutschland und Italien, für Spar Feinstes Geflügel aus Österreich, wobei die Pute teils in Österreich und teils in Bayern geschlachtet wird.

„Momentan ist es so, dass wir für die Konsumenten schauen, dass wir besonders auch günstiges Putenfleisch anbieten können. Da gibt es in Österreich zu wenig Angebot, sodass wir auf die Nachbarländer angewiesen sind“, sagte Spar-Sprecherin Nicole Berkmann auf APA-Anfrage. „Lieber wäre uns natürlich, wir könnten alles aus Österreich anbieten.“

Hoher Bedarf schwer zu decken

Auch Hofer verweist darauf, dass es aktuell aufgrund der hohen Nachfrage nicht möglich sei, den hohen Bedarf an Putenfleisch ausschließlich mit heimischer Ware zu decken. „Hofer ist dennoch stets bemüht, einen Großteil an Putenartikel mit österreichischer Herkunft anzubieten“, hieß es aus dem Unternehmen zur APA.

Für die Putenhaltung gibt es keine europäischen Mindeststandards. Laut Branchenvertreter Wurzer sind die Haltungsbestimmungen in Österreich EU-weit am strengsten. „Heimische Puten haben ca. 70 Prozent mehr Platz im Stall als in den meisten anderen EU-Ländern“, so Wurzer. Pro Quadratmeter dürfen maximal zwei große Tiere (40 Kilo) gehalten werden. Zudem sei die Fütterung bereits vor Jahren auf gentechnikfreie Fütterung umgestellt worden, der Einsatz von Antibiotika habe sich seit 2014 um 65 Prozent reduziert. All das mache die heimische Produktion teuer.