Lesen Schulbuch
ORF
ORF
CHRONIK

50 Jahre Schulbuchaktion

Seit 50 Jahren bekommen Schülerinnen und Schüler über die Schulbuchaktion gratis Bildungsmedien, 8,6 Mio. Schulbücher werden jedes Jahr verteilt. Für ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek und Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) ist die unter dem damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) eingeführte Aktion eine „bildungs- und familienpolitische Erfolgsgeschichte.“

Das betonten sie bei einer Festveranstaltung am Freitag. Inhaltlich steht aktuell die Digitalisierung im Fokus. Schulbuchverlage fordern indes wegen der Teuerung höhere Budgets.

1972/73 wurde die Schulbuchaktion – unter Kreisky (SPÖ) – unter dem Titel „Gratis-Schulbuch“ gestartet. Die Ära Kreisky beziehungsweise die Periode unter dem damaligen Unterrichtsminister Fred Sinowatz war von zahlreichen schulpolitischen Reformen geprägt. Um die steigenden Kosten einzudämmen, wurden ab 1995 allerdings Höchstbeträge pro Kopf und Schulform festgelegt. Zusätzlich gab es bis 2011 einen Selbstbehalt von zehn Prozent.

Budget 2021 erhöht

Auch nach dessen Abschaffung hat das Budget laut Schüler-, Eltern- und Lehrervertretern allerdings nicht immer ausgereicht, damit jeder Schüler alle benötigten Schulbücher im Rahmen der Aktion bekommt. 2021 wurde es schließlich erstmals wieder erhöht, für das aktuelle Schuljahr gab es eine weitere Anhebung auf nunmehr 130,6 Mio. Euro aus dem Familienlastenausgleichfonds im Familienministerium.

Mit der Schulbuchaktion gebe es seit 50 Jahren qualitätsgesicherte Unterrichtsinhalte, die auf die Lehrpläne abgestimmt sind, hob Polaschek hervor. Mittlerweile würden diese auch durch interaktive digitale Inhalte ergänzt. In den kommenden Jahren wird der Schwerpunkt weiter auf Digitalisierung liegen, kündigte Raab bei der Festveranstaltung der Wirtschaftskammer verstärkte Investitionen in e-Books an.

Glückwünsche und Appell

Auch in der Allianz Bildungsmedien (ABÖ), einem Zusammenschluss aller Bildungsmedien-Anbieter Österreichs, betont man die Bedeutung der Schulbuchaktion: Diese sei heute genauso wichtig wie in ihren Anfängen, sagte Maximilian Schulyok, ABÖ-Vorstandsmitglied und Geschäftsführer des Österreichischen Bundesverlag (ÖBV), gegenüber der APA. Immerhin könnten sich schon jetzt viele Eltern der rund 1,1 Mio. Schülerinnen und Schüler die Kosten für das Schulmaterial zu Schulbeginn kaum noch leisten.

Wolle man die Qualität des Angebots erhalten, brauche es allerdings dringend eine weitere Anhebung des Schulbuchaktion-Budgets, um eine Preiserhöhung bei den Büchern zu finanzieren – auch mit Blick auf das nächste Jahr, in dem Schulyok mit einer Verschärfung des Papiermangels und weiteren Preissteigerungen rechnet. Das Papier für die aktuellen Schulbücher habe man großteils bereits im Vorjahr gekauft – und damals schon zu 150 Prozent höheren Preisen.

Sorge um Papier

Im kommenden Jahr erwartet Schulyok allerdings eine weitere Verknappung bei Papier, weil im Gefolge der Coronavirus-Pandemie viele Papierfabriken auf Paketkartonagen für den boomenden Online-Handel umgestellt haben und nun nicht mehr zurückrüsten. Die Folge: Das Papier, das verfügbar ist, habe horrende Preise.

„Wenn uns die Kosten explodieren und die Preise in der Schulbuchaktion gedeckelt sind, müssen wir schon jetzt darüber sprechen, wie das zu stemmen ist“, appellierte er in Richtung Bildungs- und Familienministerium. Immerhin gebe es in Österreich im Vergleich zum deutschsprachigen Nachbarausland bei Schulbüchern in Österreich die niedrigsten Preise, gleichzeitig gebe es hierzulande aber einen viel höheren Mehrwertsteuersatz auf Buchprodukte und Bildungsmedien.

Derzeit hätten die Schulbücher in Österreich dank des Wettbewerbs zwischen vielen Anbietern hohe Qualität. „Mit den Kostensteigerungen gehen wir aber auf eine Situation zu, wo schlichtweg die Produkte nicht mehr kostendeckend erzeugt werden können“, warnt er davor, dass vor allem kleineren Verlagen das Aus drohen könnte. Denn in anderen Branchen könne man Preissteigerungen an die Kunden weitergeben – Bildungsverlage könnten das wegen der Preisdeckelung aber nicht.