Krankenhaus
ORF.at/Dominique Hammer
ORF.at/Dominique Hammer
Gesundheit

Mäßige Zufriedenheit mit Gesundheitssystem

Die Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem ist hierzulande überschaubar. Sowohl Bevölkerung als auch Fachkräfte sehen zu wenig Personal und monieren eine Zweiklassenmedizin. Das geht aus dem aktuellen Austrian Health Report des Instituts für empirische Sozialforschung (IFES) hervor.

„Recht durchwachsen“ sei die Zufriedenheit der Österreicherinnen und Österreicher mit dem hiesigen Gesundheitssystem, sagte Reinhard Raml vom IFES am Donnerstag vor Journalisten. Bei Befragungen im August und September erklärte sich nur eine knappe Mehrheit von 56 Prozent der Bevölkerung und 54 Prozent der Ärzte und Apotheker „zufrieden mit dem Gesundheitssystem“. „Damit sind wir weit von einem sehr guten Ergebnis entfernt“, sagte der Sozialforscher.

Die Kritikpunkte waren etwa, dass „das Personal im Gesundheitswesen deutlich aufgestockt werden muss“, wie 84 Prozent der Kunden und 92 Prozent des Gesundheitspersonals meinen. In beiden Gruppen nimmt man eine Zweiklassenmedizin wahr: Jeweils 79 Prozent bejahten, dass Menschen, „die es sich leisten können“, schneller behandelt werden.

Grafik zur Zufriedenheit mit Gesundheitssystem
Grafik: APA/ORF.at; Quelle:

Nur 22 Prozent der Bevölkerung empfinden: Das Gesundheitssystem ist fair, alle bekommen eine gleich gute Behandlung. Beim Gesundheitspersonal sind das immerhin 43 Prozent. Mit der Qualität der medizinischen Versorgung zeigen sich knapp zwei Drittel (60 Prozent) der allgemeinen Bevölkerung zufrieden und gut drei Viertel (76 Prozent) der Ärzte und Apotheker.

Hausärzte genießen hohes Vertrauen

Weniger als die Hälfte (44 Prozent beziehungsweise 40 Prozent) erklärten, dass die verschiedenen Sparten wie Ärzte, Rettung, Therapeuten und Gesundheitskassen gut zusammenarbeiten. Auf die Hausärztinnen und Hausärzte verlassen sich aber drei Viertel der Menschen in Österreich: 73 Prozent haben diesen gegenüber in Gesundheitsfragen hohes oder sehr hohes Vertrauen, nur zwei Prozent „gar keines“.

Den Herstellerangaben zum Beispiel in Form der angeschriebenen Nebenwirkungen auf den Beipackzetteln gegenüber schenkt hingegen nur die Hälfte (51 Prozent) Vertrauen.

Sorge vor Falschinformationen

Dass die Pandemie von den Gesundheitseinrichtungen in Österreich gut gestemmt wurde, zeitigt nicht allzu große Auswirkungen auf das Vertrauen der Menschen in das hiesige Gesundheitssystem: Nur ein Viertel der Allgemeinheit und der Gesundheitsprofis (26 bzw. 25 Prozent) gab an, es sei dadurch gestiegen.

41 Prozent der Menschen empfänden es als schwierig, in Gesundheitsfragen Falschinformationen („Fake News“) zu identifizieren, leicht finden das nur 17 Prozent. „Vor der Pandemie hat sich die Bevölkerung hier als kompetenter erachtet“, erklärte Raml.

Gut die Hälfte (51 Prozent) der Ärzte und Apotheker gaben an, dass es bei ihnen sehr häufig vorkommt, dass sich Patienten und Kunden mit falschen Informationen an sie wenden. „Es gehört hier also quasi schon zum Berufsalltag“, so der Meinungsforscher. Trotz Fachwissens falle es einem Drittel der Ärzte und Apotheker schwer, dagegen zu argumentieren.

Große Mehrheit für elektronisches Rezept

Aktuelle Entwicklungen werden teils positiv gesehen, teils skeptisch: 90 Prozent befürworten elektronische Rezepte und 72 Prozent die Unterstützung durch Roboter bei Operationen. Als Pflegekräfte werden solche Maschinen aber mehrheitlich (zu 57 Prozent) abgelehnt.

Für die Erhebung des „Austrian Health Report 2022 – Welle 2 Bevölkerung/HCP – Health Care Professionals“ wurden 801 repräsentativ ausgewählte Personen in Österreich ab 18 Jahren und 460 Ärzte und Apotheker im August und September 2022 befragt. Die IFES-Umfrage wurde von der Pharmafirma Sandoz in Auftrag gegeben.