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ORF.at/Birgit Hajek
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Wirtschaft

Arbeitslosigkeit sinkt weiter

Die Arbeitslosigkeit ist erneut deutlich gesunken. 306.159 Menschen waren im September ohne Job beziehungsweise in Schulungen – um 9,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote lag mit 5,7 Prozent laut ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher auf dem niedrigsten Stand seit 14 Jahren.

237.409 Menschen waren im September arbeitslos gemeldet, um 31.841 weniger als im Vergleichsmonat 2021. Die Anzahl der Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer nahm gegenüber dem Vorjahresmonat um 514 auf 68.750 Personen ab, womit derzeit 306.159 Menschen ohne Job sind.

Zahl der Lehrlinge wieder stabil

Mit Ende September befanden sich österreichweit insgesamt 108.091 Lehrlinge in Ausbildung. 32.314 Personen haben heuer im September eine Lehre in einem Unternehmen begonnen. Mit einem Plus von 6,8 Prozent verzeichnete die Zahl der Lehranfängerinnen und Lehranfänger in Österreich laut Kocher heuer deutlich höhere Zuwachsraten als in den vergangenen Jahren.

Grafik zur den Arbeitslosenzahlen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: AMS

Im Pandemiejahr 2020 war die Zahl jener Personen, die sich in einer Lehre befinden, um 9,1 Prozent gesunken, ein Jahr später betrug die Zuwachsrate 4,4 Prozent. Heuer habe sich der heimische Lehrstellenmarkt wieder klar stabilisiert, sagte Kocher. Tourismus und Freizeitwirtschaft, Banken und Versicherungen sowie Information und Consulting waren die Branchen mit den kräftigsten Zuwächsen an Lehrlingen.

Jugendarbeitslosigkeit gesunken

„Die Arbeitsmarktsituation bei der Jugend entwickelt sich durchaus positiv“, sagte auch Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP). Die Zahl der offenen Lehrstellen (sofort verfügbar) erhöhte sich im September im Vergleich zum Vorjahr um 10,3 Prozent auf 12.225 Lehrstellen. Dem standen 7.446 Lehrstellensuchende gegenüber. Dementsprechend gab es im September einen Lehrstellenüberhang von 4.779.

Grafik zur den Arbeitslosenzahlen im Detail
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: AMS

Ende September sank zudem die Jugendarbeitslosigkeit in Österreich laut Plakolm um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nach aktuellen Daten von Eurostat lag die saisonbereinigte Jugendarbeitslosenquote hierzulande mit 10,6 Prozent unter dem EU-27-Durchschnitt von 13,8 Prozent. „Mit der Lehre haben wir ein Instrument, für das uns viele Länder der Welt beneiden“, sagte Kocher. Auch Plakolm bezeichnete die Lehre als „internationales Erfolgsmodell“, von dem sich viele andere Länder eine Scheibe abschneiden könnten.

Unternehmen suchen „massiv“ Personal

„Viel wird in diesen Tagen von dunklen Wolken am Konjunkturhimmel gesprochen, die angeblich schon zu sehen sind. Krieg, Pandemie, enorme Teuerung und vor allem hohe Energiepreise sorgen uns mit Recht und lassen bereits so manchen das Wort Rezession verwenden. Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen stehen so negativen Einstellungen klar entgegen“, sagte Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS).

Grafik zur den Arbeitslosenzahlen in den Bundesländern
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: AMS

Österreichs Unternehmen würden derzeit noch immer „massiv Personal suchen“, sagte Kopf. Laut AMS gibt es österreichweit derzeit rund 129.000 offene Stellen, das sind rund 13,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. „Klar ist, dass der enorme, fast extreme Wirtschaftsaufschwung nun vorbei ist, eine echte Rezession erwarte ich – solange Gas fließt – jedoch nicht“, so Kopf.

AK kritisiert Stellenabbau bei AMS

Auch Renate Anderl, Präsidentin der Arbeiterkammer (AK), zeigte sich erfreut über die aktuellen Entwicklungen auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Es sei jedoch auch das „besondere Engagement und gezielte Vermitteln durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AMS, das diese positive Entwicklung ermöglicht“, so die AK-Präsidentin in einer Aussendung. Aus Sicht der AK sei es daher „völlig unverständlich, dass die Bundesregierung 250 Planstellen beim AMS abbauen will“, sagte sie.

Kritik übte sie ebenfalls an der geplanten Reduktion des Arbeitsmarktbudgets für 2023. „Wenn Bundesminister Kocher ankündigt, dass er Maßnahmen wie ‚Sprungbrett‘ für die Wiedereinstellung Langzeitarbeitsloser oder die Qualifizierungsoffensive fortsetzen möchte, wird er dafür die entsprechenden Mittel brauchen. Derzeit sind diese aber nicht vorgesehen“, so Anderl in der Aussendung.

Gewerkschaft für höheres Arbeitslosengeld

Ingrid Reischl, leitende ÖGB-Sekretärin, forderte angesichts der aktuellen Arbeitsmarktzahlen eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent Nettoersatzrate. „Wenn nicht jetzt bei mehr als zehn Prozent Inflation, wann wollen Sie dann das Arbeitslosengeld erhöhen?“, schrieb Reischl in einer Aussendung in Richtung Bundesregierung.

Zwar sei vor Kurzem die Valorisierung der Sozialleistungen beschlossen worden, das Arbeitslosengeld wurde laut Reischl aber nicht berücksichtigt. „Es ist unverständlich, dass diese Gruppe hier ausgespart wird“, so Reischl.

Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, forderte „umfassende Reformschritte“ mit Blick auf die aktuellen Arbeitsmarktdaten. „Es braucht jetzt eine umfassende Reform der Arbeitslosenversicherung, die Menschen wieder rasch in Beschäftigung bringt und Arbeit und nicht Arbeitslosigkeit fördert. Es gilt Beschäftigungsanreize zu stärken und das vorhandene Potenzial am österreichischen Arbeitsmarkt gezielt zu heben“, so Neumayer.