Kind wird untersucht
Getty Images/iStockphoto/eggeeggjiew
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Gesundheit

Mutter-Kind-Pass: Ärzte drohen mit Ausstieg

Die Ärztekammern in Wien, Niederösterreich und Steiermark drohen mit einem Ausstieg aus dem Mutter-Kind-Pass-Vertrag. Auch in Oberösterreich und Kärnten laufen dafür Vorbereitungen. Grund sei, dass es für die Untersuchungen seit 28 Jahren keine Anpassungen bei den Honoraren mehr gegeben habe. Die Kammern fordern Nachbesserungen, das Gesundheitsministerium beruhigt.

Auch wenn die Mutter-Kind-Pass-Untersuchung in Österreich „eine Erfolgsgeschichte“ sei, müssten endlich die Rahmenbedingungen an die Gegenwart angepasst werden, so der Fachgruppenvertreter für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Oberösterreich und Bundesfachgruppenobmann Thomas Fiedler am Donnerstag.

„Stellen jetzt auf scharf“

Es sei beim ursprünglichen Honorar von 18,02 Euro geblieben, obwohl sich die Vorsorgeleistungen seit 1994 deutlich erhöht hätten. „Wir stellen jetzt auf scharf“, sagte Fiedler zur Ankündigung der Länderkammern.

Mit neun Ministerinnen und Ministern habe er in der Vergangenheit Gespräche geführt. Auch wenn er zum Teil auf offene Ohren gestoßen sei, sei in der Sache nichts weitergegangen, so Fiedler. Daher entschieden sich bereits drei Länderkammern zur Aufkündigung.

Mutter Kind Pass mit Nadel
APA/BARBARA GINDL

Medizinerinnen und Mediziner würden die im Pass angeführten Untersuchungen dann nicht mehr als Kassenleistung anbieten. Sollte jetzt „nicht Bewegung“ in diese Angelegenheit kommen, rechnet Fiedler damit, dass Oberösterreich spätestens Ende des Jahres auch den Beschluss zum Ausstieg treffen werde. Auch Kärnten plane das.

„Rasch handeln“

„Hier müssen der Gesundheitsminister und die Familienministerin rasch handeln, soll die Untersuchung weiterhin bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten möglich sein“, so auch die Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer für Niederösterreich, Martina Hasenhündl. Daher habe man in einer Resolution den Ausstieg bis zum kommenden März beschlossen, sollte es keine Bewegung geben.

Ähnlich Dietmar Bayer, Vizepräsident der steirischen Ärztekammer. Finde bis Ende des Jahres keine Neuevaluierung statt, würden die Ärzte aus den Untersuchungen aussteigen: „Der Mutter-Kind-Pass wurde seit 28 Jahren nicht valorisiert, das bedeutet für die steirischen Ärzte ein Honorarvolumenminus von 1,6 Millionen Euro“ – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Auch die Ärztekammer Niederösterreich droht mit dem Ausstieg – mehr dazu in noe.ORF.at.

Digitalisierung und Ausweitung gefordert

Den Ärztinnen und Ärzten ist auch ein Dorn im Auge, dass die Leistungen in den vergangenen Jahren stetig ausgeweitet wurden, das aber nicht entsprechend vergütet werde. Auch sei der Beratungsbedarf bedeutend gewachsen, so Fiedler in der „Ärztezeitung“. Der Mutter-Kind-Pass müsse zudem digitalisiert werden. Bayer sieht zudem medizinischen Bedarf für weitere Untersuchungen – etwa Überprüfungen des Gehörs und psychosomatische Untersuchungen beim Entwicklungsstand des Kindes.

Gelber Pass als Erfolgsgeschichte

Den Mutter-Kind-Pass gibt es seit 48 Jahren. Er soll eine engmaschige Untersuchung von werdenden Müttern und ihren Kindern sicherstellen. So ist der Bezug von Familienbeihilfe teils an die Untersuchungen gekoppelt. Die Säuglingssterblichkeit hat sich in den Jahren nach der Einführung stark reduziert.

„Der Mutter-Kind-Pass ist ein Segen, denn er hat zahlreichen werdenden Müttern das Leben gerettet und den Kindern einen besseren Start in ein gesünderes Leben ermöglicht“, so Fiedler in der „Ärztezeitung“. Dass diese Leistungen nicht wertgeschätzt würden, sei demotivierend, so der Gynäkologe.

Gesundheitsministerium: Zeitnahes Ergebnis

Im Gesundheitsministerium zeigte man sich in einer schriftlichen Reaktion um Beruhigung bemüht. „Die umfassende Reform des Mutter-Kind-Passes ist uns ein zentrales Anliegen und befindet sich bereits im Finale. Sie umfasst sowohl die fachliche Weiterentwicklung als auch die Digitalisierung des Mutter-Kind-Passes“, hieß es darin.

„Wir befinden uns dazu in einem engen Austausch, es gab alleine während der letzten Tage auch mehrere Gespräche mit der Ärztekammer. Mit einem Ergebnis ist zeitnah zu rechnen.“