Pellets
ORF Vorarlberg
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Wirtschaft

Preisabsprachen? Razzien bei Pelletsfirmen

Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) geht dem Verdacht nach, dass Pelletshersteller und -händler Preise abgesprochen, Kunden aufgeteilt und den Absatz gemeinsam eingeschränkt und kontrolliert haben. Seit Dienstag habe es dazu Hausdurchsuchungen in Wien, Kärnten und Tirol gegeben, teilte die BWB am Donnerstag mit.

„Heizen ist ein Grundbedürfnis. Die gegenwärtige Krisensituation darf nicht durch Absprachen weiter verzerrt werden. Wir gehen allen Hinweisen mit höchster Priorität nach“, sagte die interimistische BWB-Generaldirektorin Natalie Harsdorf-Borsch in einer Presseaussendung. Die Ermittlungen zum Pelletsmarkt laufen seit Februar 2022.

Branchenverband proPellets schließt Absprachen aus

Der Branchenverband proPellets Austria, der bis Donnerstagvormittag ebenfalls Besuch der Ermittler hatte, schloss aus, in Absprachen involviert zu sein. Ob man Preise abgestimmt habe? „Selbstverständlich nicht“, sagte Christian Rakos, Chef des Branchenverbandes, zur APA. Es sei immer rigoros vermieden worden, über Preise zu sprechen. Man wisse auch von keinen Absprachen auf dem Markt.

Ein Auslöser der Hausdurchsuchungen war offenbar, dass ein Pelletshändler gegenüber der BWB angegeben hatte, sich beim Preis an dem monatlich vom Verband veröffentlichten Preisindex orientiert zu haben. Infolge der schnell und stark gestiegenen Preise sei der Preisindex in den letzten Monaten allerdings immer niedriger gewesen als die tatsächlichen Preise, wandte Rakos ein.

Gegen Preisabsprachen spreche auch der Umstand, dass das Preisniveau in Österreich mit rund 630 Euro pro Tonne niedriger sei als in Deutschland mit 740 Euro und Italien mit über 800 Euro. Der österreichische Markt sei nicht mit überhöhten Preisen aufgefallen, so Rakos. Ursache für die Preisrallye waren laut dem Verbandsobmann die gestiegenen Produktionskosten, eine Unterversorgung und die stark gestiegene Nachfrage infolge des Einbaus neuer Pelletsheizungen.

Als Verband bemühe man sich um die Versorgungssicherheit. Für Besitzerinnen und Besitzer von Pelletsheizungen habe man heuer eine Hotline eingerichtet, um Käufer und Verkäufer zusammenzubringen. Dass der Markt heuer gedreht hat, habe daran gelegen, dass Händler unterversorgt waren. Generell habe er, so Rakos, das Wettbewerbsumfeld mit rund 40 Produktionsstätten und 50 bis 60 regionalen und überregionalen Händlern als intensiv wahrgenommen. Gegen Preisabsprachen würden auch die großen Preisunterschiede sprechen.

Energiekrise lässt Preise steigen

Im Zuge der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise in Europa sind neben Gas auch die Preise für andere Brennstoffe wie Holz und Pellets stark gestiegen. Die BWB geht unter anderem dem Verdacht nach, ob Pellets durch Absprachen zurückgehalten wurden, um die Preise hochzutreiben.

Wie die Wettbewerbshüter mitteilten, wurden 2021 in Österreich 1,6 Mio. Tonnen Pellets produziert und 1,2 Mio. Tonnen verbraucht. Sowohl Export als auch Import von Pellets seien heuer verglichen mit 2021 leicht zurückgegangen. Pellets aus Russland oder der Ukraine machten nur ein Prozent der österreichischen Importe aus.

Nach dem Kartellgesetz sind alle Vereinbarungen verboten, die den Wettbewerb verhindern oder beschränken. Insbesondere sind Absprachen über Preise, Einschränkungen der Kontrolle und der Erzeugung des Absatzes sowie die Aufteilung von Märkten verboten. Bei Verstößen kann eine Geldstrafe bis zu zehn Prozent des Umsatzes verhängt werden. Vier Prozent der österreichischen Haushalte heizen mit Pellets, Tendenz steigend.

Arbeiterkammer begrüßt Ermittlungen

Die Arbeiterkammer (AK) begrüßte die Ermittlungen der BWB. Sie habe der Behörde in den vergangenen Monaten Preisdaten und Beschwerden von Konsumentinnen, Konsumenten und Unternehmen zur Verfügung gestellt. Die AK vermutet, dass Pellets trotz gut gefüllter Holzlager künstlich verknappt wurden.